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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zurückkehren, oder dein Geheimnis wird aufgedeckt.«
    Birou stand kurz davor, vor Wut zu platzen.
    »Die Reise ist vollkommen ungefährlich«, beruhigte ihn Kara. »Ich fliege mit einer UN-Maschine für Hilfsgüter nach El Obeid, mache einen Abstecher zu dem nur ein paar Kilometer entfernten Fabrikgebäude, schaue es mir kurz an und kehre sofort auf den Flugplatzund anschließend nach Wien zurück. Und dann verbringe ich irgendwo die Zeit, die ich beurlaubt bin. Du müsstest nur einen Dienstreiseauftrag unterschreiben und vereinbaren, dass mein Name nicht in die Passagierliste des Flugs eingetragen oder den sudanesischen Behörden mitgeteilt wird. Nach dem Pass eines UN-Mitarbei ters fragt in El Obeid kein Mensch.«
    Birou hätte am liebsten angerufen und Kara von den Sicherheitsleuten aus der UNO-City und seinem Leben werfen lassen, doch da schoss ihm ein Name durch den Kopf, der alles änderte. Oberst Baabas.
    Die Anspannung entlud sich wie durch Zauberhand, Birou war mit einem Mal ganz locker, lehnte sich zurück und präsentierte Kara sein diplomatischstes Lächeln. »Du reist auf eigene Verantwortung und berichtest mir morgens und abends.«
    Gilbert Birou war gerade eingefallen, wie er Leo Kara am einfachsten loswerden konnte.

30
    Sonnabend, 9. Mai – Sonntag, 10. Mai
    Der Zweite Vizepräsident Rashid Osman saß vor dem kleinen Teestand einer gut gebauten Frau vom Stamm der Fur auf dem Al-Mourada-Markt. Im historischen Teil von Omdurman am Westufer des Weißen Nil hingen Sandstaub und der Gestank von Fischabfällen in der Luft, überall waren die Rufe der Markthändler zu hören und ein lautes Stimmengewirr. Die Sonnenbrille und der Schnurrbart verdeckten Osmans kleines rundes Gesicht fast zur Gänze.
    »Sie ahnen sicher, dass mein Anliegen wichtig ist. Wir bekommen beide Probleme, wenn die falschen Leute von diesem Treffen erfahren«, sagte Hofman in seinem schlechten Arabisch, er beugte sich näher zu Osman hin und dämpfte die Stimme.
    »Ich möchte noch ein letztes Mal an Sie appellieren – stoppen Sie die Raketenanschläge. Was auch immer Sie damit zu erreichen glauben, vergessen Sie es. Man wird Sie aufspüren, das ist Ihnen doch klar. Die westlichen Länder vergessen niemals Terroristen, die ihre Bürger umbringen. Man wird Sie, wenn es sein muss, hundert Jahre lang suchen, Sie werden gezwungen sein, in Höhlen oder in der Wüste im Zelt zu leben. Durch die Anschläge entsteht uns beiden enormer Schaden«, sagte der schwarzbärtige Hofman, der eine kleine, runde Kufi-Kappe und eine der Gesichtsform angepasste Sonnenbrille trug. Der Mann war so groß, dass seine Gesten wie in Zeitlupentempo wirkten.
    Osman brauchte nicht über seine Antwort nachzudenken. »Wir haben geholfen, die Teile der Marschflugkörper unbemerkt in den Sudan zu bringen, mit unseren Anschlägen testen wir das Triebwerk, das Treibstoffsystem und die anderen Eigenschaften der Rakete, und wir liefern Ihnen Hunderte von Sklaven. Damit halten wir unseren Teil des Vertrags ein. Aber wohin wir die Raketen schießen, das gehtSie nichts an«, antwortete der Vizepräsident, und seine Stimme zitterte dabei vor Zorn.
    Hofman wurde klar, dass Osman zu wütend war, er musste seine Worte sorgfältiger wählen. Das war die letzte Möglichkeit, den Vizepräsidenten umzustimmen. In dem Moment legte der Händler einen in Papier gewickelten gebratenen Nilbarsch auf den wackligen Plastiktisch. Hofman drückte den Saft einer kleinen grünen Zitronenhälfte auf den Fisch. Seine Hände wurden fettig, als er mit den Fingern ein Stück Barsch abbrach. Er tunkte den Bissen in pikantscharfe grüne Chilisoße, umhüllte ihn mit einem Stück frischen Brots und schob den Happen in den Mund.
    »Ich kann das sehr gut bezahlen, wenn Sie die Raketenanschläge absagen«, sagte Hofman. »Wir hätten keine Zusammenarbeit mit dem Sudan angebahnt, wenn wir gewusst hätten, was Sie mit den Raketen vorhaben.«
    Osman hob ein kleines Glas an den Mund und trank süßen starken Tee. »Werter Herr, Sie wiederholen sich.«
    Plötzlich brach zwischen zwei Fischhändlern ein heftiger Streit aus; der eine Mann drohte mit der Faust, und der andere hielt einen Ast hoch, an dem ein Dutzend an den Kiemen durchstochene Tilapien hingen.
    Hofman tunkte ein Stück Nilbarsch in die Chilisoße und beschloss, die Taktik zu ändern. »Ich verstehe es natürlich, wenn Sie nicht die Vollmachten haben, über eine derart wichtige Angelegenheit zu entscheiden. In dem Falle bitte ich darum, dass

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