Schwarz
dieser Ausdruck …«
Kara ging an den Tresen und holte noch zwei Aquavit, da ihm nichts anderes einfiel. Das eine Glas reichte er Kati Soisalo, die den Schnaps in einem Zug hinunterkippte und sich die Augen wischte.
»Weshalb hast du übrigens Ukkola eine E-Mail geschickt?«, erkundigte sich Kara.
»Dieser Verrückte erpresst mich«, antwortete Kati niedergeschlagen. »Die Geschichte von mir und Ukkola passt gut in diese Stimmung. Willst du die lange oder die kurze Version hören?«
Kara schaute auf seine Uhr, zog die Jacke aus, setzte sich bequem hin und hob sein Bierglas. »Eine möglichst lange.«
»Ich war neunundzwanzig und im Umgang mit Männern ziemlich unerfahren, als ich Jukka Ukkola kennenlernte. Er sprach auf irgendeiner Weiterbildung über Straftaten gegen Unternehmen, und bei der Abendveranstaltung hat er sich an mich herangemacht wie ein Händler auf dem Markt. Ich bin schnell in die Falle getappt, erwar wortgewandt, erzählte knallharte Geschichten über die Arbeit der Drogenpolizei, lud mich zum Essen ein, kaufte Blumen … Oh verdammt, was für Klischees. Dann sind wir zusammengezogen, und allmählich änderte sich alles. Er fragte ständig, wo ich gewesen war, verbrachte aber selbst die Abende auf der Arbeit. Zu Hause erwartete er, dass man ihn bediente, er wollte alles bestimmen und war im betrunkenen Zustand total widerlich. Meine Verwandten wollte er überhaupt nicht sehen. Und mich hat er auch noch beschimpft, ich wäre unselbständig und von meinen Angehörigen abhängig, weil ich den Sommerurlaub mit meiner Schwester verbringen wollte.«
»Warum hast du ihn in der Zeit nicht verlassen …«
»Ich wurde schwanger. Und Ukkola hat geschworen, ein Kind sei das Beste, was ihm passieren könne. Die Ideen sprudelten nur so aus ihm heraus, er wollte einen Sandkasten bauen und ein Kinderstühlchen zimmern, oh mein Gott. Er verhielt sich tadellos, bis die Schwangerschaft so weit fortgeschritten war, dass ich einfach nicht mehr die Kraft hatte, meine Angelegenheiten zu klären. Als ich ihm irgendwann aufgebracht drohte, in eine eigene Wohnung zu ziehen, bekam er einen maßlosen Wutanfall. Von da an hatte ich ernsthaft Angst vor ihm. Und einen Monat vor dem berechneten Termin hat er mich dann das erste Mal geschlagen. Die Geburt von Vilma bewirkte, dass er sich für kurze Zeit beruhigte. Und ich war so erschöpft, dass ich kaum die Alltagsroutine bewältigt habe. Erst als Vilma schon fast drei Jahre alt war, habe ich es gewagt auszuziehen. Wir waren die zweite Nacht in der neuen Wohnung in Herttoniemi, als Ukkola sturzbetrunken einbrach und mich zwang … Danach hat er dann gemacht, was er wollte, wahrscheinlich war irgendwas in seinem Kopf ausgerastet. Er bedrohte mich und meine Verwandten ständig und wollte mich zwingen, wieder bei ihm einzuziehen. Und das hat nicht mal aufgehört, nachdem ich vor anderthalb Jahren Vilma … verloren habe.«
»War Vilma Ukkolas Kind?«
Kati Soisalo nickte und schaute Kara traurig in die Augen.
»Der Mann ist ja völlig wahnsinnig, jemand müsste …«
»Genau. Ich habe es mit allen legalen Mitteln versucht. Und jetzt sind die illegalen dran. Du kannst dir aussuchen, ob du mitmachstoder nicht. Ich habe einen … Bekannten, der mit Computern so gut wie alles zuwege bringt. Er hat gestern auf Ukkolas Computern ein Spionageprogramm installiert«, sagte Soisalo.
Es dauerte eine Weile, bis der Satz richtig in Karas Bewusstsein angekommen war. »Du bist … Jemand ist in den Computer des Leiters der Hauptabteilung der KRP eingedrungen?«
»Das hört sich schlimm an, aber was soll’s. Ich will nicht warten, bis Ukkola etwas inszeniert und mir die Schuld an irgendeiner Straftat zuschiebt oder dafür sorgt, dass jemand meine Verwandten misshandelt. Der Mann ist ein Verrückter, im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht findet sich auf seinen Computern irgendeine Information, mit der man ihn erpressen kann, wenn es erforderlich ist. Mein Gewissen hält das auf jeden Fall aus; um ehrlich zu sein, es tut sogar richtig gut, diesen Psychopathen zu attackieren. Ich würde mich nicht wundern, wenn dieser Irre auch dafür verantwortlich ist, dass die Polizei und die anderen Behörden bei den Ermittlungen in Vilmas Fall nichts, aber auch gar nichts zustande gebracht haben.« Ihre Stimme wurde lauter.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass du über Ukkolas Computer auch an das Ermittlungsmaterial der KRP herankommst?«
Kati Soisalo nickte.
Kara kostete seinen Aquavit und
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