Schwarz
Kollegen zu, erteilte Anweisungen, betrat die Küche und fluchte, als er das Messer erkannte, das in Mettäläs Brust steckte. Warum gerade ein japanisches Yoroi-doshi? Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, dass Mettälä ermordet worden war und das Messer eine Warnung für ihn sein sollte. Ukkola betrachtete den Griff genau, um sich zu vergewissern, dass dieses Yoroi-doshi nicht aus seiner eigenen Sammlung stammte.
Was ergäbe sich bei der Obduktion? Ukkola fragte sich besorgt, ob der Gerichtsmediziner herausfinden würde, dass Mettälä ermordet worden war. Die Stellung des Messergriffs stützte die Annahme, dass sich Mettälä möglicherweise selbst getötet hatte. Ein kräftiger Mann war imstande, sich das extrem scharfe Yoroi-doshi durch das Brustbein ins Herz zu stechen. Die Samurai hatten früher mit dem zugleich sehr stabilen Yoroi-doshi den Harnisch ihrer Feinde durchbohrt.
An Mettäläs Körper waren keine anderen Spuren von Gewalt zu erkennen, abgesehen von zwei kleinen Stichwunden in Höhe des Herzens, aber auch die sahen eher wie selbst verursacht aus, nicht wie Anzeichen eines Kampfes. Selbstmörder fügten sich oft zur Probe Schnitte oder Stiche zu. Ukkola nahm Mettäläs Finger und bog sie: Der Rigor mortis hatte noch nicht eingesetzt, seit dem Mord waren also höchstens zwei Stunden vergangen. Er überlegte eine Weile und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück.
»Wisst ihr, was hier passiert ist?«, fragte er Soisalo und Kara.
»Totschlag oder Selbstmord. So viel wirst ja selbst du verstehen«, erwiderte Kara spitz.
Ukkola trat bis auf zwanzig Zentimeter an Kara heran, und die Männer starrten sich einen Augenblick schweigend an. Das vertraute Hassgefühl trübte Karas Sinn.
»Das Messer, das in Mettäläs Brust steckt, sieht japanisch aus. Es ist ein interessanter Zufall, dass du japanische Waffen sammelst.« Kara erinnerte sich noch genau, wie stolz Ukkola ihm das Samuraischwert präsentiert hatte, das an der Wand seines Arbeitszimmers hing.
»Mettälä ist der dritte Mensch innerhalb einer guten Woche, der stirbt, nachdem er mit dir ein Treffen vereinbart hat«, erwiderte Ukkola.
»Wollen wir uns treffen?« Kara goss noch Öl ins Feuer.
»Waren die Türen verschlossen, als ihr gekommen seid? Hat einer von euch beiden die Leiche berührt?«, fragte Ukkola.
»Der Haupteingang war verschlossen, die Schiebetür der Terrasse nicht. Ich zumindest habe die Leiche nicht berührt«, antwortete Kati Soisalo und schaute Kara an, der den Kopf schüttelte, den Blick immer noch auf Ukkola geheftet.
»Ihr zwei hört jetzt am besten auf, Polizei zu spielen und überlasst auch diese Ermittlungen den Fachleuten«, sagte Ukkola selbstgefällig. »Du darfst morgen früh nach Tikkurila kommen und erzählen, worüber ihr am Vormittag mit Mettälä gesprochen habt«, befahl er Kara, und für einen Augenblick sah es so aus, als würden sich die beiden aufeinanderstürzen. Dann wandte sich der Kriminaloberinspektor seiner Exfrau zu.
»Danke für deine E-Mail, aber anscheinend hast du meine Anweisung etwas falsch verstanden. Du solltest brav zu Hause bleiben, während die Fachleute ihrer Arbeit nachgehen.«
»Woher wusste die Polizei übrigens, dass hier etwas passiert ist?«, fragte Kati Soisalo.
»Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen«, erklärte Ukkola.
In dem Augenblick betrat der erste Mitarbeiter des kriminaltechnischen Labors in einem weißen Schutzanzug die Villa.
Ukkola zeigte mit dem Finger auf Soisalo und Kara. »Untersucht die beiden auf Blutspuren, Mettäläs DNA oder Fasern … Na, ihr wisst schon.«
***
Das Taxi hielt genau um acht Uhr abends in Kruununhaka vor dem Restaurant »Kolme Kruunua«. Leo Kara und Kati Soisalo waren müde und immer noch geschockt.
Kara bestellte an dem langen Bartresen ein großes Bier, einen Aquavit und einen trockenen Cidre und ging dann zu Kati Soisalo in die hinterste Ecke der im Stil der fünfziger Jahre eingerichteten Traditionsgaststätte.
»Wer hat Otto umgebracht? Oder hat er Selbstmord begangen?«, überlegte Kati Soisalo laut und griff nach dem Weinglas. »Das muss irgendwie mit Fennica zusammenhängen. Vielleicht ist das unsere Schuld, weil wir ihn nach Sibirtek und Globeguide gefragt haben …«
»In diese Richtung sollte man nicht gehen. Ein Mensch ist nur für seine eigenen Taten verantwortlich«, erwiderte Kara und bemühte sich, ganz ruhig zu klingen.
»Ich kriege das Bild von Ottos Leiche einfach nicht aus meinem Kopf. Die Augen und
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