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Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Fälschung von Reliquien, mit denen sie ungebildete Ritter nicht nur in Kampf und Tod trieben, sondern sie zum Begehen schrecklichster Gräuel anspornten, schreckten sie nicht zurück.
     
     

Vom obersten Kriegsherrn zum Stellvertreter Christi
     
    Nun folgte auf das schlechte Beispiel des Ersten Kreuzzuges ein Zweiter, ein Dritter – und bis in die jüngere Geschichte hinein wurde auf das Modell »Kreuzzug«, also eines Krieges, der religiöse Ziele verfolgte oder dieses zumindest vorgab, immer wieder zurückgegriffen. Die kämpfenden Truppen wurden darin bestätigt, Beteiligte an einer heiligen Handlung zu sein, die ihnen das Ewige Heil sicherte. Das schlechte Beispiel der Kirche lehrte auch weltliche Staatslenker, wie man mittels ideologischer Aufwiegelung sich treue und opferwillige Soldaten schafft.
    Es dauerte über eine Generation, bis die islamische Seite, auch sie vielfach zersplittert, sich so weit erholt hatte, dass ein ernsthafter Gegenschlag erfolgen konnte. Am Heiligen Abend des Jahres 1144 eroberte der Atabeg Zengi von Mosul die Kreuzfahrerstadt Edessa, das heutige S¸anlıurfa in der Türkei, Hauptort der gleichnamigen Grafschaft, die Balduin von Boulogne 1098 gegründet hatte. Muslime hatten damit ihren »Heiligen Krieg«, den Dschihad, gegen die Kreuzfahrer eröffnet – mitsamt den für diese Art von Krieg typischen Grausamkeiten: Alle Christen, die die Muslime in Edessa antrafen, wurden erschlagen.
    Papst Eugen III . ( 1145 – 1153 ) war empört und rief zum Gegenschlag auf, ein neuer Kreuzzug sollte die gefallenen Christen rächen und den Kreuzfahrerstaaten zu Hilfe kommen. Zur Verbreitung des Aufrufes nutzte der Papst das riesige Netzwerk an Klöstern und Kirchen, das sich der neue Zisterzienserorden geschaffen hatte. Die Benediktiner, die die Rolle der päpstlichen Propagandaabteilung im Ersten Kreuzzug spielten, waren inzwischen in ihrer Bedeutung von den Zisterziensern übertroffen wurden, auch Papst Eugen III . gehörte diesem Orden an. Sein Lehrer war Bernhard von Clairvaux gewesen, eine der bedeutendsten Gestalten des Hochmittelalters, und dieser Abt und Mystiker organisierte nun die Kreuzzugspredigten. Zugutegekommen sein wird ihm dabei nicht nur das Netz aus den 350 Klöstern, die der Orden in Frankreich, den Niederlanden, aber auch in Deutschland und Österreich in knapp 40 Jahren hatte aufbauen können, sondern auch die streng hierarchische Gliederung, denn alle Niederlassungen waren dem Abt von Cîteaux, also Bernhard, unterstellt.
    Bernhard kannte die Ausschweifungen und Gräuel des Ersten Kreuzzugs und wollte sie vermeiden, indem er die Ritter auf christliche Ziele verpflichtete und das Lumpenproletariat von der Teilnahme am Kreuzzug ausschloss. Die neu entstandenen Ritterorden – die Templer, Johanniter sowie mehrere spanische Gemeinschaften – wurden von Bernhard stark unterstützt. Es gelang dem Zisterzienser zudem, mit dem deutschen König Konrad III . und König Ludwig VII . von Frankreich die wichtigsten Führer des Abendlandes zum Kreuzzug zu motivieren, viele Mitglieder des hohen Adels schlossen sich ihnen an und brachten ihre Vasallen und Lehnsmänner mit. Eine weitere Neuerung beschränkte den Kreuzzug nicht mehr nur auf das »Heilige Land«; es wurde den Spaniern auch erlaubt, die Mauren vor ihrer Haustür zu bekriegen, und Deutsche und Polen durften sich in frommer Absicht den kleineren Slawenstämmen, den heidnischen Wenden, widmen. Allen Teilnehmern dieses multiplen Kreuzzuges wurde natürlich ein vollständiger Ablass von allen Sündenstrafen zugesprochen, egal ob sie in der Levante, auf der Iberischen Halbinsel oder zwischen Elbe und Oder für das Christentum stritten.
    Militärisch war der Kreuzzug wenig erfolgreich; zwar wurden in Spanien etliche maurische Städte erobert und die wendischen Stämme wurden weitgehend ausgelöscht, aber der Hauptangriff gegen die Seldschuken endete desaströs, Konrad III . verlor unter großen Verlusten im Oktober 1147 die Schlacht gegen Sultan Mas’ud I . Die übrigen Kreuzfahrer erreichten im Juni 1148 das Heilige Land, um zu erfahren, dass ihr eigentliches Ziel Edessa inzwischen bis auf die Grundmauern zerstört worden war. Um Rache zu nehmen, einigte man sich als Ersatzziel auf das vermeintlich wehrlose Damaskus. Mit der Reliquie des Heiligen Kreuzes an der Spitze des Zuges gelangten die Kreuzfahrer vor die Tore der Stadt und begannen im Juli 1148 mit der Belagerung. Die Verteidigung war viel hartnäckiger als erwartet und

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