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Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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stammten. 1992 endlich beendete der zuständige Bischof von Regensburg, Manfred Müller, den Spuk mit der Begründung, »jetzt« (!) sei die Haltlosigkeit jüdischer Hostienschändungen auch für den Deggendorfer Fall endgültig bewiesen.
     
     

Systematische Vertreibung unter den »Katholischen Königen«
     
    Der heute als Humanist gerühmte Papst Nikolaus V . war der Auffassung, die Verfolgung von Juden sei doch keine wirklich staatliche Angelegenheit, sondern müsste Sache der Kirche sein, schließlich gehe es dabei ja um ein religiöses Thema. Er legte die Judenverfolgung wieder in kirchliche Hände und ernannte gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 1447 zu diesem Zweck eigene »Judeninquisitoren«. Der eifrigste und rhetorisch begabteste unter ihnen war der Mönch Giovanni da Capistrano. Der Franziskaner zog von Italien aus durch das Heilige Römische Reich bis nach Polen und predigte nicht nur gegen vermeintliche Ketzer und die Hussiten, sondern auch gegen die Juden. 1453 ließ er in Breslau erstmals Juden auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Capistrano wurde übrigens 1690 heiliggesprochen und gilt heute als Patron der Juristen. Auch wird er von den Militärkaplänen der US -Army als Schutzheiliger verehrt.
    Die päpstliche Inquisition als Mittel der Judenverfolgung verbreitete vor allem in Spanien Terror und Tod gegen die Juden, ja selbst getaufte Juden wurden ihr Opfer. Die »Marranen« (abgeleitet von marrano = Schwein) genannten Konvertiten wurden verdächtigt, heimlich noch ihrem alten Glauben anzuhängen. Die spanische Königin Isabella, genannt »die Katholische«, war im Zisterzienserinnenkloster Santa Ana in Ávila erzogen worden, und zwar zu einer durchaus selbstbewussten, kämpferischen Herrscherpersönlichkeit. Sie veranlasste Papst Sixtus IV . ( 1471 – 1484 ), ihren Beichtvater, den Dominikaner Tomás de Torquemada zum Großinquisitor zu ernennen. Parallel dazu benötigte sie jedoch ihren Hofrabbi Abraham Senior als Heiratsvermittler und später als Finanzier, der zusammen mit anderen wohlhabenden Juden den Kriegszug zur endgültigen Vertreibung der Mauren aus Spanien ermöglichte. 1492 , im Jahr der Entdeckung Amerikas durch Isabellas Kapitän Christoph Kolumbus, war mit Granada das letzte Emirat gefallen, und die Königin wandte sich jetzt den Juden zu. Anfang des Jahres 1492 erging das Alhambra-Edikt, erlassen in der gerade eroberten Alhambra, der Stadtburg von Granada. Bis zum 31 . Juli hatten sich alle spanischen Juden taufen zu lassen – oder sie mussten das Land verlassen. Das Edikt wurde radikal durchgesetzt, hunderttausend Juden mindestens waren es, die ihre Heimat verloren. Viele gingen zunächst nach Portugal, andere emigrierten in das Osmanische Reich, vornehmlich nach Nordafrika und Griechenland. Kurioserweise nahm selbst Papst Alexander VI . ( 1492 – 1503 ) in Rom einige hundert sephardische Juden auf. Alexander VI ., einer der berüchtigten Päpste aus dem Haus Borgia, siedelte die Juden nicht aus Nächstenliebe im Kirchenstaat an, sondern nur aus Rücksicht auf ihre Beiträge zur Finanzierung seiner Bedürfnisse. Derselbe Papst, ein Spanier, verlieh dem spanischen Königspaar im Jahr 1496 den Ehrentitel »Katholische Könige«. Eine weitere kirchliche Ehrung ist zumindest für Königin Isabella vorgesehen: 1974 wurde in Rom der kirchenrechtliche Prozess zu ihrer Seligsprechung eingeleitet. Das Alhambra-Edikt war übrigens erst sechs Jahre zuvor, im Jahr 1968 , förmlich aufgehoben worden.
     
     

»… dass man ihre Synagogen mit Feuer anzünde«
     
    Das Ende des Mittelalters und der Anbruch der Neuzeit brachte den verfolgten Juden keine Entlastung. Die Neuerungen des Buchdrucks ermöglichten es, relativ rasch und kostengünstig große Auflagen von Pamphleten oder Holzschnitten zu veröffentlichen, womit das Geschäft der Verbreitung antijüdischer Vorurteile erleichtert wurde. Die Kunst der Predigt und damit auch der Beeinflussung großer Volksmengen war im 15 . und 16 . Jahrhundert eine Sache der Ordensgeistlichen, vor allem der Dominikaner, die ausdrücklich »Predigerorden« heißen, der Franziskaner und ihren Abzweigungen, wie den Kapuzinern, der Augustiner und anderer Bettelorden. Brüder dieser Orden nutzten die neuen Möglichkeiten des Buchdrucks eifrig und transportierten das antijüdische Gedankengut bis in die Neuzeit. Bekannt sind die judenfeindlichen Ausfälle des Augustinerpaters und späteren Reformators Martin Luther. Er beließ es nicht bei theologischen

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