Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung
Regierungszeit alles, was das Wirken der katholischen Missionare unterstützte. Es wurden die ersten Kirchen gebaut, das Christentum zur Staatsreligion erklärt. Dies hatte auch zur Folge, dass die Untertanen des Königs ihre Steuern alljährlich am Sankt-Jakobus-Tag, am 25 . Juli, abliefern mussten. Ein Sohn des Königs, Prinz Henrique Kinu a Mbemba wurde erster Bischof im Kongo-Reich, das Teile der beiden heutigen Kongo-Republiken sowie Angolas umfasste, allerdings erhielt er kein neu errichtetes Bistum, sondern war nur Weihbischof ohne eigenes Territorium. Er starb übrigens 1531 , als er gerade eine Reise nach Europa unternehmen wollte.
Sein Vater, König Afonso I ., musste erkennen, dass er sich hinsichtlich seines Status getäuscht hatte – war er doch der Meinung gewesen, als getaufter, christlicher Herrscher sei er dem portugiesischen König rangmäßig gleichgestellt. Mehrfach schickte er ungehaltene Briefe nach Lissabon, in denen er sich über portugiesische Händler beschwerte, die seine Untertanen in die Sklaverei führten, ohne dass er in dieser Sache gefragt worden wäre. Es hatte den König von Kongo eben niemand davon unterrichtet, dass auch sein Land den Portugiesen geschenkt worden war und die europäischen Herren mit päpstlicher Lizenz auf Sklavenjagd gehen durften. Da konnte Afonso Protestbriefe schreiben, so viel er wollte.
Für die Portugiesen stellte es zudem einen glücklichen Umstand dar, dass der Königssohn und Weihbischof Henrique sein europäisches Reiseziel nie erreichte. Denn dort wäre er womöglich darüber aufgeklärt worden, warum es bei ihm nur zum Weihbischof ohne eigenes Bistum gereicht hatte. Ein zweites päpstliches Privileg sprach dagegen. Nikolaus’ V. Nachfolger, der Spanier Kalixt III . ( 1455 – 1458 ), hatte 1456 in der Bulle Inter cetera die geistliche Gewalt über die neuen portugiesischen Gebiete in Afrika dem Christusorden übertragen. Der Christusorden war eine Nachfolgeorganisation des portugiesischen Zweiges der Tempelritter und stand in militärischer Hinsicht im Dienst des Königs von Portugal. Einen starken Aufschwung nahm die Gemeinschaft, als seine Ritter 1496 vom Papst vom Zölibat befreit wurden, und erst recht, als 1505 auch die Pflicht zur Armut für die einzelnen Mitglieder entfiel. Als Orden insgesamt hatten die Christusritter schon früher ausgesorgt, seit ihnen nach 1457 ein Zwanzigstel der Einkünfte aus dem Guineahandel zugesprochen wurde. Guineahandel, das hieß Handel mit Sklaven und Gold. Der Prior, der geistliche Leiter der Christusritter, besaß aufgrund der päpstlichen Bulle von 1456 in ganz Schwarzafrika und bis nach Indien die volle bischöfliche Gewalt, konnte alle Geistlichen ernennen und über alle kirchlichen Einkünfte verfügen. Die guten Geschäfte der Christusritter sollten durch die Einflussnahme von Geistlichen, die im Land selbst verwurzelt waren, nicht gestört werden. Grund genug, Prinz Henrique nur Weihbischof werden zu lassen, ohne rechtlichen Einfluss auf die kirchliche Hierarchie.
Das Reich der Könige von Kongo zerfiel, und die Portugiesen wie auch andere Europäer verzichteten auf ein Vordringen in das afrikanische Binnenland, sondern blieben in Handelsstationen an der Küste. Der Einfluss der Kirche dort war gering, denn zum einen waren die Händler, Seeleute und Soldaten in den kleinen Küstensiedlungen eher selten fromme Menschen, und dann gewannen mit den vordringenden Briten und Niederländern auch deren protestantische Konfessionen an Boden. Anders als in Südamerika hatte die Kirche in Afrika schon früh Konkurrenz bekommen. Aber gerade im Kongo erhielt die Kirche eine zweite Chance.
Als Afrika schon fast verteilt war, gelang Leopold II ., dem König der Belgier, auf Bismarcks Kongokonferenz in Berlin 1885 ein Schnäppchen. Das riesige Gebiet des Kongo wurde einer Gesellschaft übergeben, die sich im Privatbesitz des Königs befand. Leopold brauchte Arbeiter, die Kautschuk sammelten, und Soldaten, die die Disziplin aufrechterhielten. Nachdem auf der Kongokonferenz 1885 auch das endgültige Verbot des Sklavenhandels vereinbart worden war, ließ der König für die freigelassenen Sklaven »Schulkolonien« gründen und stellte diese unter die Leitung eines belgischen Missionsordens, der Kongregation vom Unbefleckten Herzen Mariens. Der Ordensgeneral Jeroom van Aertselaer übernahm diese Aufgabe gern, wollte er doch an den Schwarzen Gutes tun. Denn sie seien nicht in der Lage, sich »ihrer Feinde, ihrer
Weitere Kostenlose Bücher