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Schwarzbuch ÖBB

Titel: Schwarzbuch ÖBB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss Hans
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ASVG-Pensionist. Genau gerechnet habe ich mir die Frühpension erkauft. … Wer Milliarden in die EU pulvert, hat auch das bisschen Geld für unsere Pensionisten. Und glaubt mir, sie werden euch einreden, dass 61 Jahre auch noch zu früh sind.«
    »Helmut« weiß offenbar nicht, dass es andere Bevölkerungsgruppen gibt, die genauso hohe oder sogar höhere Pensionsbeiträge zahlen – ohne Aussicht auf eine Frühpension. Zum Beispiel die Bauern. Oder Selbständige wie ich, die einen Pensionsbeitrag von 17,5 Prozent zahlen. Die große Mehrheit der Bevölkerung, die nach dem ASVG versichert ist, zahlt aus der eigenen Tasche zwar nur 11,4 Prozent, aber bei ihnen muss der Arbeitgeber weitere 11,4 Prozent dazulegen.

3.
Seit der Reform des ÖBB-Dienstrechts im Jahr 1996 müssen sowohl verbeamtete ÖBB-Dienstnehmer als auch -Pensionisten einen Solidarbeitrag zu den Pensionen leisten. Das ist als kleiner Ausgleich zu den hohen Pensionsansprüchen der ÖBB-Beamten gedacht. Die Höhe bewegt sich je nach Geburtsjahr und Pensionsantritt zwischen 1,32 und 5,8 Prozent vom Gehalt beziehungsweise von der Pension. Anfang 2013 führten mehrere Gewerkschaftsgruppen eine Kampagne zur Abschaffung dieses Solidarbeitrages. Prominentester Unterstützer: ÖGB-Präsident Erich Foglar.
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6. Vorwärts in die Vergangenheit
    65 Kilometer nördlich von Wien an der Grenze zu Tschechien, am Bahnhof Hohenau, hält ein Regionalzug. Ein uniformierter Fahrdienstleiter setzt sich in Bewegung und geht mit einem Zettel in der Hand den Bahnsteig entlang. Als er die Lok erreicht, klopft er mit den Fingerknöcheln an das Fenster und übergibt dem Lokführer den Zettel. Darauf steht in großer Schrift das Wort »Befehl« und kleingedruckt die Anweisung, dass der Zug zwischen den Bahnhöfen Strasshof und Deutsch-Wagram wegen »schlechter Gleislage« langsamer fahren muss.
Befehle
    Diese veraltete Art der Kommunikation zwischen einem Fahrdienstleiter und einem Lokführer ist nicht etwa Vergangenheit, sondern lebendige Gegenwart. Wir befinden uns im Zeitalter des Computers, des Internets, des Tablets, des iPhones und vieler anderer technischer Möglichkeiten – aber bei den ÖBB laufen die Uhren anders. Hier werden noch Zettel mit »Befehlen« ausgetragen, von Mann zu Mann.
    So etwas findet bei den ÖBB tagtäglich statt, auch auf Strecken mit internationalem Fernverkehr. Ich habe das im April 2013 mit eigenen Augen beobachtet, während einer Fahrt auf dem Führerstand einer Lok, auf der von Wien nach Norden führenden Strecke zur tschechischen Grenze. Laut ÖBB wird derzeit überlegt, diesen Vorgang neu zu gestalten, man wollte aber nicht sagen, wie viele solcher Befehle 2012 erteilt wurden.
Die erste Eisenbahn
    Es ist eine geschichtsträchtige Strecke, denn genau hier fuhr die erste Lok-gezogene Eisenbahn Österreichs – vom Bahnhof Wien Floridsdorf zum Bahnhof Deutsch-Wagram. Zunächst war es nur ein Doppelgleis mit einer Länge von vierzehn Kilometern. Aber so fing alles an. Dieses Bild von rauchenden, stampfenden und Dampf ausstoßenden Maschinen hat sich bis heute in unser kollektives Bewusstsein und Gedächtnis eingegraben, als Symbol für den Anbruch eines neuen Zeitalters. Dampfkraft bedeutete Fortschritt, Technik und Industrialisierung.
Privat, kein Staat
    Das war 1837 und wurde nicht etwa von der K. -u.-k.-Monarchie in die Wege geleitet und finanziert, sondern von Unternehmern und Bankiers wie dem damals berühmten Baron Salomon Rothschild. Es herrschte Goldgräberstimmung, und die neue Bahnlinie sollte Eisen und Kohle aus dem Norden des k.u.k. Imperiums in die Hauptstadt Wien transportieren. Von Anfang an war sie aber auch für den schnellen Personentransport gedacht und als 600 Kilometer lange Bahnstrecke geplant, von Wien in die nördlichen Provinzen der österreichisch-ungarischen Monarchie bis nach Mähren und Schlesien. Dazu wurde eine Aktiengesellschaft gegründet.
    Weil der Kaiser höchstpersönlich den Bau der Strecke genehmigte, wurde sie als Kaiser-Ferdinands-Nordbahn mit seinem Namen geschmückt. Zwei der berühmtesten Ingenieure der K. -u.-k.-Monarchie, Karl Ritter von Ghega, der später die Semmeringbahn erbaute, und Alois Negrelli, der eine bedeutende Rolle beim Bau des Suezkanals spielte, erweiterten die Strecke in den folgenden Jahren über Österreich hinaus bis nach Polen.
    Die Lokomotiven wurden aus England importiert. Man zerlegte sie in Einzelteile, brachte sie mit dem Schiff nach Triest und karrte sie

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