Schwarzbuch Scientology
überschlagen sich, dass doch viele noch am Leben sein könnten, wenn sie sich einer ordentlichen medizinischen Versorgung bedient hätten. Auch relativ hohen Selbstmordraten während der aktiven Zeit oder kurz nach dem Ausstieg wollen in der Diskussion nie richtig verstummen.
Anhaltspunkte für die Vermutung, dass bei der verinnerlichten Ideologie, Krankheit sei bei korrektem Weg in der Organisation nicht möglich, mögen viele daran hindern, außerscientologische medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Warum auch, sind doch die ausgebildeten Auditoren in der Lage, selbst Leukämie zu heilen, denn Leukämie wurde »erfolgreich mit Dianetik behandelt.« (The Journal of Scientology, Ausgabe 15-G, ca. Mai 1953). Von den so genannten Touch Assists (Berührungsbestände) über das Reinigungsprogramm bis zum Status »Clear«, ab dem dann körperliche Leiden behoben und nicht mehr auftreten sollen, die verinnerlichten Heilungs- und Gesundheitsideen sind wohl bei allen relativ fest verankert. Hinzu kommt das übernommene Feindbild von außerscientologischen Behandlungsmethoden. Die Studie zu den Risiken bei Scientology hat anhand der wissenschaftlich zugrundegelegten Kriterien bei Risiken und Nutzen von sozialpsychologischen Maßnahmen als besonders problematisch unter anderem eingestuft:
- die Abwertung von Familienmitgliedern und Freunden (88,9%)
- den Aufbau eines Feindbildes außerhalb der Anbieterorganisation (84,2%)
- das Drängen, die bisherige Lebensführung zu ändern (72,2%).
Bei der Auswertung hinsichtlich Scientology (die Studie hatte Vergleichsanbieter in die Bewertung mit einbezogen) kommen die Wissenschaftler zu folgendem Schluss:
Zusammenfassend kann man sagen, dass sieben der acht stark riskanten Methoden bezüglich des sozialen Umfeldes bei Scientology vorkommen. Außerdem kommen noch zwei weitere Methoden hinzu, die sich aber direkt auf die Person des Teilnehmers beziehen (Aufbau bzw.Verstärkung von Ängsten und die Abwertung von Überzeugungen und Wertvorstellungen).
(Küfner, Heinrich; Nedopil, Norbert; Schöch, Heinz: »Gesundheitliche und rechtliche Risiken bei Scientology«. Lengerich, 2002, S. 68)
Bei derartig riskanten Eingriffen in die Denk- und Verhaltensstruktur von Menschen überraschen dann die in der Studie beispielhaft geschilderten Fälle bei auftretenden Krankheiten kaum noch.
Fall 3 - Scientology
Der Befragte hat erlebt, dass es bei einer 50- oder 60-jährigen Frau während der Teilnahme an einer Veranstaltung der Anbieterorganisation zu einer Erkrankung kam, die von der Anbieterorganisation wie vom Befragten als »Panikattacke« bzw. »Schock« beurteilt wurde. Die Anbieterorganisation gab an, sie könne diesen Zustand beheben. Die Frau verließ daraufhin den
Kurs und fuhr auf Weisung der Organisation von Kopenhagen nach Deutschland. Die Betroffene war zu dieser Zeit körperlich nicht in der Lage, sich selbst andere Hilfe zu verschaffen.Auch die Anbieterorganisation selbst sorgte nicht für medizinische Hilfe.Vielmehr wurde der Betroffenen abgeraten, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit dem Hinweis, sie habe unterschrieben, nur mit Genehmigung der Organisation zum Arzt zu gehen, wurde sie sogar aktiv daran gehindert.
(Küfner, Heinrich; Nedopil, Norbert; Schöch, Heinz: »Gesundheitliche und rechtliche Risiken bei Scientology«. Lengerich, 2002, S. 130)
Werden Todesfälle bekannt, geschieht dieses meistens durch die Familienangehörigen. Insbesondere dann, wenn der Tod relativ plötzlich auftritt. Regelmäßig taucht dann die Frage auf, ob der Mensch noch leben könnte, wenn er sich rechtzeitig gelöst und in medizinische Behandlung begeben hätte.
Ende der 90er Jahre stirbt in Bayern ein 43-jähriger Mann unerwartet. Die Familie kann sich seinen plötzlichen frühen Tod nicht erklären. Wie stark er eingebunden war in die Scientology-Welt, macht die Schilderung von Angehörigen in einer Rundfunksendung deutlich:
Im Frühjahr 1997 wird im Fernsehen eine Reportage über den mysteriösen Tod der amerikanischen Scientologin Lisa McPherson gezeigt: Offenbar wollte sie aus der Organisation aussteigen, bevor sie mit ihrem Auto einen Auffahrunfall verursachte. Anschließend kommt sie in das Hauptquartier Scientologys in Clearwater/Florida. Dort bleibt sie 17 Tage, bis sie tot in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Der
Obduktionsbericht ergibt, dass die 36-Jährige regelrecht verdurstet ist und mehrere Tage vor ihrem Tod im Koma gelegen hat. Von den Scientologen
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