Schwarzbuch Scientology
zu martialisch:
Was kosten uns also die Kopfschmerztabletten, die Schlaftabletten, die Schmerzstiller, die Anti-Depressiva, die unsere Medizinschränke füllen? Was kosten uns die Amphetamine, die unsere Schulkinder zu Drogenabhängigen machen? Was kosten uns die Betäubungsmittel, die konsumiert werden, um uns eine schmerzfreie Existenz vorzugaukeln? Was kosten uns die Freizeit-Drogen, die eine Flucht aus der Langeweile des Überflusses versprechen? … Auf unserer Erde tobt ein Drogenkrieg unermesslichen Ausmaßes.
L. Ron Hubbard hat das Drogenproblem erkannt, lange bevor es ein internationales Anliegen wurde, und einen Weg ausgearbeitet, auf dem wir gehen können … Seine Technologie ist die Waffe, mit der dieser Krieg gewonnen werden kann.
Veröffentlichungen zu Medikamenten und Drogen der Organisation sind durchgängig von Horrorszenarien der angeblichen Auswirkungen auf Menschen begleitet. Da wird auch schon mal behauptet, dass bereits Hustensaft der Einstieg in eine Drogenkarriere sein kann. Es gibt aber vor allem eine Auffälligkeit: der hergestellte Zusammenhang zwischen Medikamentenvergabe und der »geistigen Freiheit« bzw. der »Geisteskrankheit«. Da nach Hubbard die Welt im Chaos versinkt und nicht auf dem Weg in der Scientology befindliche Menschen »aberriert« sind, ist die Verabreichung von Medikamenten die Methode der geistig umnachteten nichtscientologischen Welt, um diesen Zustand aufrechtzuerhalten. Denn diese sind unfähig, die »wahren« Ursachen der Zustände der Menschheit zu erkennen. Welche Bedeutung der Begriff »Aberration« hat, wird schon bei der Übersetzung aus dem Scientologischen deutlich, denn alle, die mit diesem Titel versehen werden, sind nicht ganz normal. Also alle, die nicht zum System gehören.
Aberration: ein Abweichen vom vernünftigen Denken oderVerhalten. Im Wesentlichen bedeutet es, sich zu irren, Fehler zu machen oder genauer,fixe Ideen zu haben, die nicht wahr sind... Aberration ist geistiger Gesundheit entgegengesetzt, die ihr Gegenteil wäre.
(New Era Publications International [Hrsg.]: »Was ist Scientology?«. Kopenhagen, 1998, S. 684)
Den scientologisch Unwissenden, den geistig Kranken, denjenigen, die den wahren Weg nicht erkennen oder erkennen wollen, ist dann - so die Propaganda - auch zuzuschreiben, was an Gewalt und Elend passiert. Einige Medikamente stehen im besonderen Fokus der Organisation. In den ideologischen Kontext eingepasst, überrascht es nicht, dass es sich dabei im Schwerpunkt um Psychopharmaka handelt. So werden die Medikamente Prozac oder auch Ritalin pauschal als Psychodrogen deklariert. Wie üblich mit einem vermeintlich wissenschaftlichen Anspruch, werden in Veröffentlichungen Untersuchungen zitiert, die die angeblichen Auswirkungen der Medikamente pauschal belegen sollen. Von den Formulierungen her kann sich bei dem unbedarften Leser oder der Leserin der Eindruck festsetzen, dass hier nun eine Organisation am Werke ist, die die schädlichen Auswirkungen von bestimmten Medikamenten endlich offenlegt. Denn immer wieder spielen in der Öffentlichkeit Diskussionen über zu schnelle Vergabe von Medikamenten oder nicht genügend erforschte Medikamentenvergabe eine Rolle. Außerdem ist dieses Thema gut geeignet, Ängste und Verunsicherung hervorzurufen. Darauf zielt die Öffentlichkeitsarbeit im so genannten Kampf gegen Drogen der Scientology-Organisation ab. »Mit Ritalinmissbrauch werden auch psychotische Episoden und Gewalttätigkeit in Verbindung gebracht«, heißt es zum Beispiel in einer Broschüre der Kommission für Verstöße der Menschenrechte in der Psychiatrie (KVPM) aus dem Jahr 2000. Der Titel des Beitrages im Heft, in dem das Medikament Ritalin in dieser Form beschrieben wird, heißt, »Skrupellose Kids - Psychiatrische Drogen verursachen Gewalt«.
Die Erklärung des derartig aggressiven Umgangs mit Medikamenten
und bestimmten Fachärzten, wie Therapeuten und Psychiatern, geht mal wieder auf die »Forschungen« von L. Ron Hubbard zurück. Kehren einige Aussagen von ihm in den unterschiedlichsten Vorträgen oder im Kursmaterial wieder, so sind seine Abhandlungen, die sich mit den Ursprüngen seiner Theorie zu psychischen Auffälligkeiten bei Mensch und Gesellschaft beschäftigen, nicht immer im Gesamtkontext veröffentlicht. Die Schriften, die zu den im System zu verinnerlichenden Thesen führen, stammen nach allem bisher bekannt gewordenen Hintergrundmaterial aus den 50er oder 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es
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