Schwarzbuch Scientology
Einer der einschneidensten Fälle für ein Unternehmen ist bekannt geworden. Es mag beispielhaft dafür stehen, wie Mitglieder von Scientology - dafür braucht es noch nicht einmal die WISE-Mitgliedschaft - ihre Ergebenheit zum System Scientology anwenden, zum Schaden von Kollegen und dem Unternehmen. In diesem Fall war der Scientologe in einem großen Konzern zum Betriebsratsmitglied geworden. Er fliegt mit seinen Werbemethoden für die Scientology auf. Im arbeitsrechtlichen Verfahren wird Folgendes festgestellt:
Missbrauch der Vertrauensstellung. Kollegen, die Rat suchten, wurden nach Frankfurt/Main ins Dianetik-Center geschickt, um dort ihre Nöte durch scientologische Maßnahmen zu lindern. … Alkoholikern versprach der Betriebsrat Heilung durch Scientology. Das Gericht sah es als besonders verwerflich an, dass diese von ihm zu Scientology geschickt wurden, statt zu einer Langzeitentwöhnungskur … Störung des Betriebsfriedens durch aktive Werbung für Scientology am Arbeitsplatz, Weitergabe
von Adressen ohne Wissen der Beteiligten und der Missbrauch betriebseigener Mittel …
(Christ, Angelika; Goldner, Steven: »Scientology im Management«. Düsseldorf, 1996, S. 151)
Die Auswirkungen auf ein Unternehmen mit scientologisch funktionierenden Mitarbeitern können gravierende Folgen haben. Dafür bedarf es nicht eines Betriebsratsmitgliedes.
Der bei Scientology systemimmanente hohe Geldbedarf kann unter Umständen zu strafrechtlich relevantem Verhalten führen. Realitätsfremde und damit firmennachteilige Entscheidungen sind denkbar. Ein weiterer Aspekt ist die möglich Erpressbarkeit von Mitarbeitern, z. B. in Bezug auf Firmenloyalität, Adressenweitergabe bzw. die Weitergabe firmeninterner Daten.
(Ministerium für Kultur, Jugend, Familie und Frauen, Rheinland-Pfalz: »Scientology in der Wirtschaft«. Mainz, 1995, S. 14)
Das Ende eines Zuverdienstes
Der Arbeitsplatz, sei es ein fester oder ein zeitlich befristeter, birgt bei einem scientologischen Kollegen die Gefahr, hineingezogen zu werden.
Eine junge Frau, die sich zur Schauspielerin berufen fühlt, der aber der Durchbruch nicht recht gelingen will, versucht zumindest, mit kleinen Jobs zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen. Bei einem großen Hamburger Verlag arbeitet sie für ein paar Wochen als Promoterin, will heißen, sie wird mit einem Kollegen an einem Stand den vorübergehenden
Menschen die Zeitschriftenprodukte nahebringen und sie, wenn möglich, von dem Vorteil eines Abonnements überzeugen. Der Kollege, mit dem sie gemeinsam diesen Job erledigen soll, ist ein Scientologe, was sie nicht weiß und wahrscheinlich auch nicht der Verlag, der ihn beschäftigt. Die beiden verstehen sich gut, der Job lässt auch Zeit, sich näher kennen zu lernen. Die junge Frau erzählt von ihrer Situation, die sie weder beruflich noch privat als befriedigend empfindet. Da es mit der Schauspielerkarriere nicht so recht vorangeht, sie immer noch bei ihrer Mutter wohnt und auch ihre Liebesbeziehung in einer Krise steckt, offenbart sie dem scientologischen Kollegen alle ihre »Ruin-Punkte«, bei denen er mit dem Angebot einer Lösung ansetzen kann. Er erzählt auch von sich, ist freundlich, fröhlich, und die junge Frau hat das Gefühl, da ist jemand mit ihr auf gleicher Wellenlänge. Es mag auch die Neigung zu esoterischen Gedankenspielen und Überlegungen, was wohl nach dem Tod passiert, bei ihr den Eindruck verstärken, jemanden getroffen zu haben, der zu ihr passt. Auch seine Schilderungen der verschiedenen Jobs, die er immer mal wieder angenommen hat, haben wohl die Ähnlichkeit der Lebenssituationen für sie verdeutlicht. Er hat schon Verschiedenes gemacht, so erfährt sie in den Gesprächen, Vertreter für Hundefutter und Versicherungen, und auch bei ihm war das Geld knapp. Auch, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat, erfährt sie, und er ist in der Lage, ihr zu vermitteln, dass es auf alles eine Antwort gibt. Er hat ein Lösungsangebot: Scientology. Er hätte da mal eine Zeit reingeguckt, das sei schon etwas her. Ganz unverbindlich könne sie sich doch auch mal anschauen, was so in Scientology
passiert, ihm, dem Kollegen, habe es ganz gut gefallen. Er erklärt auch, dass man natürlich, wenn es einem nicht zusage, wieder gehen könne. Alles sei freiwillig, natürlich. Zu Hause: Der Mutter erzählt sie von der neuen Bekanntschaft aus dem Kollegenkreis, Einwendungen der Mutter, ob es sich um eine geschickte Werbung für Scientology handelt, wimmelt die
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