Schwarzbuch Scientology
Tochter bereits ab, »er hat doch nur mal da reingeschaut, und das sei auch schon eine Weile her«.
Der Kollege lässt nicht locker, man soll auch bei Scientology viel Geld verdienen können. Endlich geht die junge Frau auf eine unverbindliche Tasse Kaffee mit dem Kollegen, der doch eigentlich »vor langer Zeit dort nur mal vorbeigeschaut hat«. Schon denkt sie nicht mehr darüber nach, dass hier ein Widerspruch zu erkennen ist. Sie hängt am scientologischen Haken. Die Mutter registriert das mit Sorge und stellt Veränderungen fest. Nicht nur, dass sich die Bibliothek als erstes um das Buch Dianetik erweitert, die Tochter vernachlässigt ihren Job. Die Vorgesetzte ruft zu Hause an und erkundigt sich nach dem Fernbleiben der Tochter vom Job. Die Mutter ist erstaunt, denn die Tochter hat wie immer morgens früh das Haus verlassen. Doch in eine andere Richtung: zum Scientology-Gebäude. Später erfährt die Mutter, dass Scientology noch mehr zu bieten hatte als den netten Kollegen. Beim ersten Besuch hat sie ein Mann in Empfang genommen, der ihr sofort gefallen hat, und nicht nur das, er hat ihr auch geschildert, wie erfolgreich er ist, und dieses hat er einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass er Scientologe wurde. Gegen den netten Kollegen und eventuell den Mann fürs Leben ist die Mutter mit ihren Mahnungen machtlos. Auch die teuren
Kurse sind trotz Geldmangels kein Problem - man kann ja bei Scientology arbeiten und damit die Kurse quasi abarbeiten. Selbstverständlich kann man sie auch unterstützen bei ihrem Wunsch, als Schauspielerin weiterzukommen, schließlich sind ja genug erfolgreiche Künstler dort.
Die Mutter versucht vergeblich, den Weg in die Organisation zu verhindern. Im Gegenteil, die Tochter beginnt, die Mutter davon überzeugen zu wollen, dass auch ihr Weg zur Scientology führen kann, und die Gespräche drehen sich sehr bald nur noch über Ethik, Thetan usw. Die Mutter ist nicht zu »handhaben«, der Preis dafür, Kontaktabbruch. Mühsame Versuche, immer mal wieder ins Gespräch zu kommen, enden regelmäßig damit, dass die Tochter von der Organisation mit Aufgaben betraut wird, die ein Zusammensein mit der Mutter so gut wie unmöglich machen. Inzwischen ist sie fast sieben Jahre Scientologin. Als Schauspielerin ist sie immer noch niemandem bekannt. Der berufliche Weg sind Jobs mal direkt bei Scientology, mal bei WISE-Firmen, aber auch ein banaler Putzjob dient dem Lebensunterhalt. Ihr Nebenjob führte sie in ein Leben in Scientology, verbunden mit dem Bruch zur Mutter und nach all den Jahren wohl auch mit den Träumen, irgendwann eine erfolgreiche Schauspielerin zu sein.
Weiterbildung im WISE-Unternehmen
Nein,WISE als Organisation unterhält keine eigenen Kursleiter. Ein Unternehmer kann Mitarbeiter an einem »Hubbard College« zu Kursleitern ausbilden lassen oder freiberuflich arbeitende
Kursleiter engagieren. Es gibt ja Consulting-Firmen, die, kraft einer speziellen Form der Mitgliedschaft, das Recht besitzen, WISE-Kurse zu verkaufen. Ich selbst habe für eine solche Firma gearbeitet und Kurse für 800 bis 900 Dollar verkauft - Kurse über zum Beispiel »Management anhand von Statistiken« oder »Die Auswertung menschlichen Verhaltens«.
Die Antwort des WISE-Chefs Don Drader auf die Frage, ob WISE Leute in Scientology-Kurse schickt. Auf die weiterführende Frage, ob ein WISE-Mitglied verpflichtet ist, die Hubbard-Technologie in seinem Unternehmen anzuwenden, kommt als Antwort:
Nein.Aber warum sollte jemand, wenn er das nicht will,WISE-Mitglied werden? Wir üben da keinerlei Druck aus, bieten aber jedem Mitglied, das ein Problem hat, unseren Rat an, die Technologie richtig anzuwenden und so sein Unternehmen zum Erfolg zu führen.
(Kruchem,Thomas: »Staatsfeind Scientology?«. München, 1999, S. 170ff.)
Das klingt doch sehr freundlich, und er selbst hat ja nur gute Erfahrungen, ein funktionierender Scientologe im Gespräch mit einem Journalisten. Die Innendarstellung ist in der Sprache eindeutiger als der WISE-Mann. Die Verwaltungsanordnung ED1040 gibt klar zum Ausdruck, wie die Übernahme von Firmen durch Mitglieder von Scientology geschehen soll:
1. Suche dir ein Geschäft aus, welches bereits sehr gut arbeitet.
2. Wende dich an den höchsten Direktor. Biete ihm an, dafür zu sorgen, dass sein Geschäft ihm mehr Geld einbringt.
3. Lokalisiere SPs (Suppressive Person, jemand, der Scientology stört, d.Verf.) in der Organisation und wirf sie hinaus.
4. Auditiere die leitenden
Weitere Kostenlose Bücher