Schwarzbuch Scientology
Firma, verkaufteWohnungen … Mit jeder Woche, die wir über 20WE’s (Wohneinheiten, d.Verf.) verkaufen, kommen wir unserem Ziel, ein neues Org-Gebäude zu finanzieren, einen Schritt näher.
(Freie und Hansestadt Hamburg [Hrsg.]: »Mitteilung des Senates an die
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg«.
Drucksache 15/4059, 26.9.1995, S. 15)
Bei dieser Sachlage ist es auch nicht verwunderlich, dass die Einkünfte über Immobiliengeschäfte von scientologisch geführten Maklerbetrieben als eine Einkunftsquelle für Scientology bezeichnet werden. Eine diesbezügliche Äußerung der damaligen CDU-Bürgerschaftsabgeordneten und heutigen Bundestagsabgeordneten Antje Blumenthal: »Grundstücks-, Häuser- und Wohnungsdeals« gehören zu den Haupteinkunftsarten der Scientology-Sekte«, wurde in einem Einstweiligen Verfügungsverfahren vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht als richtig bewertet, und die klagenden Scientologen müssen sich seitdem diese Finanzierungslage zurechnen lassen.
Die Aktivitäten dieses zeitweise durchaus lukrativen Marktes, vor allem die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, führten und führen immer wieder zu Auffälligkeiten. »Wie Scientology-Makler Hauskäufer übers Ohr hauen«, titelte zum Beispiel Die WELT bereits 1995. Die Unterzeile der Schlagzeile sagt in Kürze das aus, was immer wieder zu Auseinandersetzungen auch vor Gerichten führte:
»Mängel verschwiegen, Kunden überrumpelt«. Mieter in den umgewandelten Wohnungen berichten ebenso von penetrantem, ja bedrohlichem Verhalten der Mitarbeiter der Maklerfirmen gegenüber den potentiellen Käufern, die häufig bei ihrem Traum, endlich Eigentum zu besitzen, nicht selten etwas kaufen, ohne es zu sehen. Verträge unterschreiben, am besten gleich beim Notar. Den Termin dort hat »freundlicherweise« der Makler übernommen. Gedrängelt wird, häufig mit dem Argument, es gibt so viele andere Interessenten, dass sich erst nach Vertragsunterzeichnung herausstellt, dass vieles nicht stimmte, was Maklermitarbeiter erzählt hatten. So sind häufig die formalen Voraussetzungen noch nicht erfüllt, die Verkäufer und Makler drängen zum Kauf, danach wird deutlich, dass der Verkäufer noch gar nicht im Grundbuch eingetragen ist. Die WELT schildert die Vorgehensweise im Artikel so:
Auch das ist bezeichnend für die Art der Scientologen, mit der Umwandlung von Immobilien das schnelle Geld zu machen. Sie zahlen nur einen Teil der Kaufsumme an, vereinbaren einen langen Zahlungstermin und versuchen, sich in dieser Zeit durch Verkauf möglichst vieler Wohnungen Liquidität zu schaffen.
Der Druck, schnell zu verkaufen und Mängel zu verschweigen, entsteht durch das System, denn Belobigungen werden, wie gesehen, am Verkauf gemessen. Was man verkauft, wie man verkauft, zählt nicht, die interne Statistik und die Erfolgsmeldungen an die Zentralen sind der Maßstab der Dinge. Mit den Folgen haben sich die nichtscientologischen Käufer herumzuschlagen, und das kann teuer
werden bei alten Immobilien, die saniert oder mindestens renoviert werden müssen. In der Zeitung liest sich die wahrscheinliche Kostensteigerung für die nun vielleicht schon nicht mehr so glücklichen Wohnungseigentümer so:
Wer sich auf ein derartiges Angebot einlässt, muss allerdings einen weit höheren finanziellen Spielraum haben. Denn meist besteht ein erheblicher Reparaturstau. In diesem Haus müssen sowohl Fassaden, die Balkone und das Dach repariert werden. Fenster, Heizung und wahrscheinlich auch der Fahrstuhl werden in absehbarer Zeit fällig. Schnell addieren sich die Kosten von mehreren hunderttausend Mark, die - geteilt durch zehn Mitbesitzer - empfindlich wehtun können.
(»Die WELT«, 30.6.1995
»Wie Scientology-Makler Hauskäufer übers Ohr hauen«, von Paul Dietz)
Gelingt es Mietern, sich gegen die Drängelei zu wehren oder wissen sie, dass die Kaufangebote für ihre eigene Wohnung mit all den bekannten Mängeln im Haus ein Topf ohne Boden werden können, haben sie es bei scientologisch agierenden Maklern nicht leicht. Denn auch für diese gilt dann das Prinzip, dass Hindernisse der Expansion, in diesem Fall die Geldbeschaffung über Wohnungsverkauf, beseitigt werden müssen. Diese »Begegnungen« können durchaus unangenehm und sehr langwierig sein. Einzustellen hat man sich unter Umständen auf Prozesse, auf immer neue Eigentümer der einzelnen Wohnungen. Manchmal kann es sogar nötig werden, während der Gegenwehr des Verkaufes der Wohnungen auch
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