Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
ausübt.
Lehren, die für die WTG von einer lebenswichtigen Bedeutung sind. Nicht zuletzt rechtfertigen sie die Maßnahmen, die die Organisation gegenüber den Zeugen durchsetzt, ihre Kontrollen, ihre Forderungen und die zeitweise daraus resultierenden Härten für den Einzelnen. Die Entbehrungen, die Zwänge und die zahlreichen Dienststunden, die finanziellen Opfer aller Zeugen und im schlimmsten Fall sogar ihren Tod, sollte ein Bluttransfusion zum Erhalt des Lebens notwendig werden, die sie aber aufgrund der Lehre der WTG verweigern müssen.
Alles im Bewusstsein, die alleinige oder die allein selig machende Wahrheit zu vertreten.
Aber wie wahr kann diese Wahrheit sein, die ungefähr sieben Millionen Menschen angenommen haben und die sie ihren Mitmenschen predigen und die sich selbst nicht überprüfen lassen will?
Gibt es einen verlässlichen Maßstab, eine Richtschnur, für den tatsächlichen Wahrheitsgehalt der Lehren der Wachtturmgesellschaft und auch ihrer Prophezeiungen, mit dem auch ein „treuer“ Zeuge Jehovas überzeugt werden kann?
Teil II Ein Kartenhaus – Baujahr 1914
Zur Problematik von Prophezeiungen und Realität
Der Mitbegründer der Wachtturmgesellschaft, der US-Amerikaner Charles Taze Russell, hatte die Bedeutung von religiösen Lehren schon in seinen jungen Jahren erkannt. Er entschloss sich dazu, einen eigenen Weg zu gehen und distanzierte sich von den Ansichten und Dogmen der großen Amtskirchen, indem er diesen seine eigenen Interpretationen der biblischen Lehren gegenüberstellte.
Russells Entwurf des „alleinig richtigen“ christlichen Glaubens gründete sich vor allem auf sein Verständnis von der baldigen Machtübernahme des Königreichs Gottes auf der Erde. Auf seine Auffassung von einem liebenden Gott, dem eine ewige Qual der Sünder im höllischen Fegefeuer ebenso fremd ist, wie eine Herrschaft der kirchlichen Repräsentanten über ihre Schützlinge. Das war eine positive und vielleicht auch überfällige Auslegung der Schriften, mit der sich Charles Taze Russell in einer seiner eigenen Meinung nach wohltuenden Weise von dem üblichen und weit verbreiteten Verständnis der christlichen Amtskirchen unterschied.
Und seine neue Interpretation der biblischen Verheißung von einem schon bald bevorstehenden Paradies auf der Erde und einem ewigen Leben der gottesfürchtigen Menschen kam an.
Ohne größere Mühe gelang es Russell in den religionsbegeisterten U.S.A. des ausgehenden 19. Jahrhunderts, sich seine eigene Gefolgschaft, die sich ernste Bibelforscher und später Zeugen Jehovas nannte, zu sichern.
Aber für den ambitionierten Russell waren seine eigenen Bibelauslegungen und seine zunächst noch begrenzte eigene Anhängerschaft nicht genug. Er war ehrgeizig, geschäftstüchtig und wollte mehr. Viel mehr als nur eine Bibelstudiengruppe in seinem Heimatort Allegheny in Pennsylvanien. Mit einer kleinen Gruppe hatte er seine Laufbahn als Prediger in den 70er Jahren begonnen und wurde schon in jungen Jahren Pastor genannt, auch ohne dass er ein entsprechendes Theologiestudium absolviert hätte. Er nahm sich ein Beispiel an den Adventisten, die an eine nur kurz bevorstehende Rückkehr des Erlösers Jesus Christus glaubten und baute sein neues Lehrgebäude, seine eigenen Prophezeiungen und Lehren kurz entschlossen auf deren Annahmen auf.
Charismatisch und wortgewaltig verkündete er diese als „seine“ Erkenntnisse und verstand es, im Laufe der Zeit mit seinen Druckschriften und Büchern weltweit auf sich und seine prophetische Botschaft vom baldigen Ende aufmerksam zu machen.
Die gebotene Dringlichkeit des Eintritts der erwarteten, erhofften und fest geglaubten Dinge stand dabei im Mittelpunkt, ohne dass diese sich allerdings, wie von ihm erwartet, zu seinen Lebzeiten einstellen wollten.
Mit dem ereignislosen Ablauf der verkündeten Endzeiten ergaben sich für die Wachtturmgesellschaft zunehmend Probleme hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit. Die Gesellschaft tat sich über die Jahre schwer, die Kontinuität ihrer Lehren und Prophezeiungen ungebrochen durchzuhalten. Mehr als einmal war sie unter dem Druck der Realität dazu gezwungen, die Inhalte ihrer Lehren in späteren Jahren zu überarbeiten und nachträglich anzupassen, um die Kluft zwischen den verkündeten Erwartungen und der Realität wenigstens notdürftig zu überbrücken.
Der Grundstein für eine derartige Vorgehensweise wurde bereits von Charles T. Russell selbst gelegt. Unter äußerem Druck oder auch nur,
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