Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
dass er immer dann am besten handelt und fährt, wenn er sich in seinem Leben in allen Situationen von den Leitlinien der Bibel führen lässt. So einer der Grundsätze dieser Glaubensgemeinschaft.
Und wie diese Leitlinien zu verstehen sind, erklärt ihm die WTG, die ihm gleichzeitig eindringlich davon abrät, unabhängig von ihr und ihren Publikationen eigenen Gedankenspielen nachzugehen. Unabhängiges Denken sei negativ 10 . Es zeuge von Stolz und Eigensinn. Eigenschaften, die ein geistig gesinnter Mensch, ein Zeuge Jehovas, nicht mehr aufweisen sollte. Zumindest nicht, wenn er ernsthaft daran arbeitet, in das unmittelbar bevorstehende Paradies einzugehen.
Und das will er doch auf jeden Fall. Schließlich hat er viel investiert. Seine Zeit, sein Geld, seine Arbeit, seine Verwandtschaft, seine Freundschaft und vielleicht noch mehr. Und alles für dieses eine Ziel! Ein Ziel, das nunmehr ausschließlich sein Leben bestimmt. Aber auch ein Ziel, dessen Sinn und Logik von der Richtigkeit und der Wahrhaftigkeit der ihm zugrundeliegenden Annahmen abhängt. Nur wenn das, was ihm die Wachtturmgesellschaft mit dem Anspruch, im Namen Gottes zu agieren und in seinem Namen zu sprechen und zu lehren, zutrifft, kann er recht behalten. Nur dann besteht eine reelle Aussicht darauf, dass sich seine Investition auszahlt und er die ihm von der WTG in Aussicht gestellte Belohnung in Form des ewigen Lebens in einem Paradies auch erhalten wird.
Damit wird alles, was im Leben eines guten Zeugen Jehovas von Bedeutung ist, von der Solidität des Lehrgebäudes und der Zuverlässigkeit der Prophezeiungen der Wachtturmgesellschaft abhängig.
Wie bei einer Pferdewette hat er buchstäblich alles auf dieses eine Pferd gesetzt. Wird dieses eine Pferd aber tatsächlich die in es gesetzten Erwartungen erfüllen und als erstes ins Ziel kommen? Ist er wirklich gut beraten, den Lehren und Prophezeiungen der WTG sein aufrichtiges Vertrauen und seinen festen Glauben entgegenzubringen, ihr de facto sein ganzes Leben und das seiner Familie unterzuordnen?
Nachprüfung verboten
Das Vertrauen in die göttliche Führung der Wachtturmgesellschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten bei vielen Zeugen schweren Belastungen ausgesetzt gewesen. Aufgrund der offenkundig gewordenen Widersprüche der Wachtturmlehren sind zahlreiche Mitverbundenen der WTG in eine Glaubenskrise geraten und haben die Organisation aus diesem Grund verlassen.
Oft war auch der Zweifel an den christlichen Motiven der Führung, 11 wie schon bei dem prominenten ehemaligen Mitglied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, Raymond Franz, die tiefere Ursache für den Entschluss, den Schritt zur Trennung vorzunehmen. Bei anderen mag das Gefühl entstanden sein, dass etwas Unbestimmtes in der WTG vorgeht und das man nicht allem, was von der Gesellschaft verkündet wird, unbedingt auch so glauben kann. Eine stille Opposition der Zweifler, die aber der Angelegenheit im Regelfall nicht weiter auf den Grund gehen wollen.
Einige Brüder und vor allem auch Schwestern, die für solche unterschwelligen Unsicherheiten vielleicht ein feineres Gespür als Männer besitzen, darunter sogar einige im Vollzeitdienst, haben mir hinter vorgehaltener Hand bestätigt, dass etwas nicht stimme, ohne allerdings genau sagen zu können, warum sie das so sehen und wie sie zu dieser Vermutung gekommen sind. Zuweilen haben die gleichen Brüder und Schwestern betont, dass man die Dinge lieber auf sich beruhen lassen wolle, da Jehova Gott alles schon zu seiner Zeit richtig stellen werde.
Aber was sind das für Dinge, die nicht stimmen und der göttlichen Korrektur harren sollen? Warum weigern sich diese Zeugen, die Lehren der Gesellschaft auf ihre biblische Richtigkeit zu überprüfen oder ihrer Forderung nach absoluter Unterordnung entgegenzutreten? Sind es nur Marginalien, die kaum eine Bedeutung für das gesamte Lehrgebäude der Wachtturmgesellschaft haben? Oder handelt es sich um schwerwiegende Fehler und Falschannahmen, deren Offenlegung eine ernsthafte Gefährdung für das Wahrheitsmonopol der WTG und damit den inneren Zusammenhalt der ganzen Organisation mit sich bringen würde? Die den treuen Zeugen daher sogar mit erschütternder Deutlichkeit vor Augen führen könnten, dass sie „ihr Haus auf Sand gebaut haben?“
Dieses Risiko besteht in der Tat. Aber trotzdem sollte sich jeder Zeuge Jehovas, der für sich beschlossen hat, sich dem einzig wahren Gott und seinem Sohn Jesus Christus hinzugeben,
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