Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
weil es ihm besser in sein Konzept passte, verlegte er beispielsweise seine annähernd ein halbes Jahrhundert gültige und gepredigte Lehre vom Jahr 1874 später überraschend und ohne jede weitere Erklärung in das Jahr 1914. Kritiken und Proteste unter seinen Anhängern blieben erstaunlicherweise aus.
An der Annahme der ursprünglichen Bedeutung des Jahres 1874, die seinerzeit immerhin eine der tragenden Säulen des Russellschen Glaubensgebäudes bildete, hielt die Wachtturmgesellschaft dennoch auch noch nach Russells Ableben fest. Dies wohl auch aus dem Grund, um den damaligen abrupten Kurswechsel nicht allzu deutlich werden zu lassen.
„Die verschiedenen Zeit-Weissagungen, wiewohl sie das zweite Kommen Christi nicht erwähnen, zeigen klar und deutlich, dass seine Gegenwart im Jahre 1874 beginnen würde.
Wir erinnern an das bereits betrachtete Jubeljahr-Vorbild, wie es nachdrücklich anzeigt, dass „die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ - der Erde großes Jubeljahr - im Oktober 1874 beginnen sollte. Das Gesetz und die Propheten bestätigen dieses Datum als den Zeitpunkt des unsichtbaren Kommens des Herrn.“ 15
Wie war die Lage denn aber tatsächlich zum angenommenen Zeitpunkt der Rückkehr des Herrn? Nach Russells ursprünglicher Meinung hatte das große Jubeljahr mit den erwarteten Segnungen zwar im Jahr 1874 begonnen, aber die erhofften und verkündeten Segnungen waren ausgeblieben.
Zu deutlich ausgeblieben, um darüber ohne Erklärung wieder zur Tagesordnung übergehen zu können. Eine Korrektur, oder wenigstens eine Ergänzung, musste nachgetragen werden. Und eine solche hielt Russell für seine Gefolgschaft bereit, mit der er die Erwartungen der Gläubigen nunmehr zum Jahr 1878 führen wollte.
„Israels Verwerfung von der Gnade dauert, wie wir aus der Schrift zeigen werden, gerade solang wie ihre Gnadenzeit vom Tode Jakobs bis zum Tode Jesu sind es 1845 Jahre. Wenn die Bibel nun Schriftstellen enthüllt, die beweisen, dass Israel für eine Zeitperiode gleicher Länge wie ihre Gnadenzeit in Gnade unschwer zu finden. 1845 Jahre vom Tod Jakobs enden mit Christi Tod im Jahre 33 n. Chr.; und 1845 Jahre seit 33 nach Chr. enden mit dem Jahre 1878 n. Chr.“ 16
Das war also das neue Jahr, in dem sich die Segnungen erfüllen würden. Wenigstens nach Überzeugung des Propheten Russell. Aber aller Gewissheit zum Trotz war die Erfüllung der verschobenen Erwartung in der Realität auch des Jahres 1878 auch bei äußerstem Wohlwollen der Gläubigen nicht auszumachen.
Unter diesem Druck sah sich Russell neuerlich gezwungen, Zuflucht zu einer weiteren Auslegung zu nehmen. Zum Erstaunen seiner Anhänger verkündete er nunmehr, dass der Segen Gottes zunächst nicht der ganzen Menschheit zuteilwerden, sondern zunächst nur seinem auserwählten Volk, den Juden, zugutekommen werde. So seine revidierte Botschaft. Als Beweis für die Richtigkeit seiner neuen These führte Russell sogar eine „Tatsache“ an, mit der sich eine seiner biblische Prophezeiungen erfüllt hätte:
„Aber Gottes wahres Volk hört die Jubeljahr-Posaune … Können wir nun seit dem Jahre 1878 irgendetwas wahrnehmen, das die Rückkehr der göttlichen Gnade zum Hebräervolk andeutete? Gewiss.
Im gleichen Jahre wurde der Berliner Kongress abgehalten, unter dem Vorsitz von Lord Beaconsfield, Vertreter der Britischen Regierung und Jude von Geburt. Da wurde das Wort erfüllt: „Da werden 10 Männer aus allerlei Sprachen der Nationen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: Wir wollen mit dir gehen“. Sach. 8, 23. …
Wir ziehen diese Schlüsse nicht aus den diesbezüglichen Tatsachen, sondern vielmehr aus den Weissagungen. (Die lieben Leser dieses Schriftchens wird es interessieren zu vernehmen, dass Pastor Russell schon vor besagter Berliner-Konferenz und wohl 20 Jahre vor der Entstehung der Zionisten-Bewegung durch Vorträge und Druckschriften das Eintreten dieser Bewegung verkündete).“ 17
Die Rückkehr der göttlichen Gnade zum Hebräervolk? Darüber und in welcher Weise diese auf das Volk Israel und seine Heimkehr nach Palästina von Russell gedeuteten Segnungen sich letztendlich bewahrheitet haben, kann weiter gestritten werden. Ob sich Lord Beaconsfield aber seiner, ihm von Russell zugedachten biblischen Rolle des „gegenbildlichen Juden“ bewusst war?
Neben der Erklärungsnot hinsichtlich der nicht eingetretenen sichtbaren Segnungen steckte hinter Russells Ausführungen zu Palästina wahrscheinlich
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