Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
Zielsetzungen und Interessen in der Gesellschaft, die aus der Vergangenheit stammen und die sich letztendlich als stärker erwiesen haben, als alle Bemühungen innerhalb der Organisation, diese nach christlichen und biblischen Prinzipien auszurichten und zu führen.
Die Fragestellung könnte lauten: Gab es etwa bereits in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts Einflüsse in der Organisation dieser Art, die alle Turbulenzen der WTG-Geschichte überdauert haben und so stark sind, dass sie sich sogar bis in die heutige Gegenwart entscheidend auswirken und die Motive der Organisation geprägt haben?
Glaube als Geschäft
Losgelöst und unabhängig von Querelen und Skandalen in der Führung der Organisation, ihrer „militärischen“ Gleichschaltung durch Präsident Rutherford, ihren falschen Vorhersagen und eigenwilligen Bibelauslegungen haben sich bei den Zeugen Jehovas über alle Jahre seit Gründung der ersten Zusammenschlüsse der ernsthaften Bibelforscher einige Grundüberzeugungen erhalten. Diese sind in ihrem Kern unverändert geblieben.
Dazu gehört beispielsweise der Glaube, dass die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist. Demnach waren die Bibelschreiber von Gottes Geist beeinflusst oder inspiriert und haben dessen Gedanken, nicht ihre eigenen, aufgezeichnet.
Weiterhin besteht bei der Zeugengemeinde ein breites einvernehmliches Verständnis darüber, dass es zwischen den reinen biblischen Lehren und den Auffassungen und Traditionen, die im Verlauf der Geschichte der Amtskirchen entwickelt wurden, einen erheblichen Dissens gibt.
Die Zeugen Jehovas halten den christlichen Kirchen von daher vielleicht sogar mit einiger Berechtigung vor, die wesentlichen Lehren und Inhalte der Bibel eigenmächtig und zum eigenen Vorteil verändert zu haben.
Es wird von ihnen daher als Verdienst von Charles Taze Russell, dem Mitbegründer der Wachtturmgesellschaft angesehen, dass er kirchliche Lehren, wie die vom Höllenfeuer und der Dreieinigkeit, als falsch erkannt, verworfen und mit seinen Schriften den eigentlichen biblischen Wahrheiten wieder zur Geltung verholfen habe.
Russell und seine Partner sowie ihre heutigen Nachfolger gelten bei den Zeugen als der „treue und verständige Sklave“ Gottes, der die Menschen aus der Knechtschaft der falschen Religionen befreit, ihnen die originäre biblische Wahrheit wieder vermittelt und die „wahre Anbetung“ erneut eingeführt hat.
Als leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas, die weltweit für die ganze Herde und ein einzigartiges Predigtdienstwerk in kontinuierlicher Verantwortung steht, das nach bescheidenen Anfängen heute weltweit auf derzeit mehr als sieben Millionen Verkündiger angewachsen ist.
Diese heutige neuzeitliche Klasse der von Gott Auserwählten oder Geistgesalbten dient dem großen Werk nach eigenen Aussagen als leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas uneigennützig. Sie folgt damit dem Beispiel von Charles Taze Russell. Dieser hatte stets betont, dass er sein gesamtes Hab und Gut in das Werk investiert habe, um damit dem Herrn zu dienen. 140
Auf diesem geistigen Fundament baut das grundlegende Verständnis der Zeugengemeinde von ihrer Andersartigkeit gegenüber den christlichen Amtskirchen im Wesentlichen auf.
Halten diese wenigen so sicher geglaubten Annahmen von der Rolle Russells aber auch einer kritischen Überprüfung stand? Stimmen die damit verbundenen Aussagen? Zum Beispiel die, dass es ausschließlich altruistische, reine und uneigennützige Motive waren, die ihn zu seinem Engagement bewegten.
War es die Liebe zu Gott, die Russell dazu antrieb, seinen gesamten Besitz dem „Werk“ zu übertragen und damit freiwillig mittellos zu werden? Oder gab es andere Beweggründe für seine Aktivitäten?
Beweggründe, die nicht offen genannt werden, die sich aber bis heute auswirken und die Organisation verdeckt geprägt haben? Diese Fragestellung erscheint vor allem im Hinblick auf die Konstituierung der Wachtturmgesellschaft als Aktiengesellschaft (Inc.) nach US-amerikanischem Recht berechtigt.
Ein solcher Status als Wirtschaftsunternehmen ist für eine Religion, selbst für amerikanische Verhältnisse, eher unüblich. Aber aufgrund der in den Vereinigten Staaten verfassungsmäßig großzügig eingeräumten Rechte für Religionen und Kirchen (s. Scientology) war das Vorgehen von Russell grundsätzlich möglich und noch dazu wegen der damit verbundenen Steuerbefreiung sogar sehr vorteilhaft. Andere zwingende Gründe, die Charles Taze Russell
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