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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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WWF das alte Sprichwort zu: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing? Auch diese Frage kann Maren Esmark mir beantworten: »Ja, jede Industriepartnerschaft ist für uns eine Herausforderung. Aber als globale Organisation bekommen wir das hin: Wir können mit großen Unternehmen zusammenarbeiten und sie gleichzeitig kritisieren, auch wenn wir Geld von ihnen nehmen.«
    Warum kritisiert der WWF dann nicht die Umweltvergehen seines Partners in Chile? »Dafür ist der WWF Norwegen nicht zuständig.« Nur wenige Minuten später hat sie diese Ausrede jedoch wieder vergessen und legt ein flammendes Bekenntnis zum Standort Chile ab: »Wir glauben, dass die Lachsindustrie für die Küstenbewohner Chiles viele Wohltaten bringt. Sie schafft Jobs und Einkommen, und wir wollen nicht, dass sie verschwindet.«
    Tod im Käfig
     
    Cristián Soto ist einer von 50.000 Menschen, die in der chilenischen Lachsindustrie arbeiten. Er ist Taucher und muss hinunter in die eisige Tiefe der Lachskäfige. Auf den WWF ist er nicht gut zu sprechen. Er fragt sich, warum der WWF nicht mehr für die Menschen tut, die für Marine Harvest arbeiten. Und sterben. Auch er riskiert für das Lachsgeschäft sein Leben. Tag für Tag. In den Farmen von Marine Harvest und anderer Betreiber muss er als Leiharbeiter Netze reinigen, reparieren oder die Totlachse entfernen, die an Seuchen verendet sind. Zurzeit sind es täglich etwa 3000 Kadaver – pro Käfig: »Weil nicht genügend Transportbehälter vorhanden sind, müssen wir die verendeten Lachse in Säcke packen, die dann so lange im Käfig hängen, bis ein Schiff kommt, das sie abholt. Die Lachse sind dann schon verfault und stinken bestialisch. Das machen wir alles ohne Schutzkleidung.«
     

     
    Cristián Soto, Taucher
    Wir mieten uns ein kleines Fischerboot und tuckern mit Cristián Soto auf die andere Seite des Fjordes zu einer Seelöwenkolonie. Fast hundert Tiere sonnen sich auf einem riesigen Felsen. Die Bullen wiegen mehr als eine Tonne und brüllen gefährlich, als wir in ihre Nähe kommen. Hier in Chile stehen sie unter Naturschutz. Trotzdem machen die Lachsunternehmen gnadenlos Jagd auf sie, denn Seelöwen lieben Lachse. Eine von Cristián Sotos Aufgaben ist es, sie aus den Käfigen zu vertreiben. »Wenn sie in einen Käfig eingedrungen sind, müssen wir sie rausholen. Dabei wird auf sie geschossen; das macht meistens der Betriebsleiter. Danach müssen wir hinunter, um zu sehen, ob sie wirklich tot sind – ein lebensgefährlicher Job. Man kann sich weigern, aber dann heißt es: Morgen brauchst du dich hier nicht mehr blicken zu lassen. Letztes Jahr hat mich ein angeschossener Seelöwe am Bein in die Tiefe gezogen. Dabei wurden mir die Schwimmflossen und die Tauchermaske abgerissen. Ich habe es überlebt.«
    Das Leben der 6000 chilenischen Taucher hängt an einer Art Gartenschlauch, der sie von oben mit Luft versorgt. Die Schläuche sind oft schadhaft und reißen. Oder die Taucher verheddern sich in den Netzen und kommen nicht wieder hoch. Der Wasserdruck ist enorm, denn die Taucher müssen viel tiefer hinunter als gesetzlich erlaubt. »Mit unserer Lizenz dürfen wir nur bis zu 20 Meter tief tauchen, aber die Käfige sind 40 Meter tief. Laut Gesetz muss jede Lachsfarm im Umkreis von 500 Metern eine Unterdruckkammer haben; das ist bei einem Tauchunfall lebenswichtig. In der Realität gibt es sie nicht, oder sie sind defekt. Für die Unternehmen ist ein toter Taucher billiger. Allein im letzten Jahr sind 18 meiner Kollegen ums Leben gekommen.«
    Darunter einer seiner besten Freunde: »Es hat sieben Stunden gedauert, ihn zur nächsten funktionsfähigen Dekompressionskammer zu bringen. Da war er schon tot.« Cristián Soto erzählt es mit Tränen in den Augen. Der Tod ist sein ständiger Begleiter. Warum tut er sich das an? Eigentlich ist er Musiklehrer, aber von einem Lehrergehalt kann man in Chile nicht leben. »Ich mache das, damit meine beiden Kinder eine gute Schule besuchen können.« Taucher verdienen für chilenische Verhältnisse gut, ungefähr 1200 Euro im Monat.
    Er lädt uns zu sich nach Hause ein, öffnet die Datenbank seines Computers und zeigt uns das Foto eines jungen Kollegen, der auf der Marine Harvest-Farm Puchilco ums Leben gekommen ist, am 26. August 2007. Cristián liest aus dem Bericht der Ermittler vor: »Der Taucher hat keine gültige Lizenz; Schäden an der Ausrüstung führen dazu, dass er keinen Sauerstoff mehr bekommt. Der vorgeschriebene Rettungstaucher ist nicht zur

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