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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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rächt? Er lächelt freundlich, und man sieht ihm an, dass er gerne zustimmend nicken würde, aber er reißt sich zusammen: »Ich kann mich nicht freuen, denn die Krise hat viele Menschen ins Elend gestürzt. Sie sind mir nicht egal. Trotzdem sollte man die Chance nutzen und die Lachsindustrie einfach schließen. Die traditionelle Fischerei ist viel besser, man kann sie biologisch nachhaltig betreiben. Chile ist ein Paradies für Fische und Meeresfrüchte. In der Fischerei könnten viel mehr Leute arbeiten als in der Lachsindustrie, und sie könnten würdiger leben.«
    Der Wachstumswahn sei wie eine »grausame Maschine der Beschleunigung«, die alles Schöne auf dem Planeten zerstören werde. In Chile zeige sich, dass »der Kapitalismus am Ende sich selbst verdaut. Marx hat Recht behalten«. Tompkins hält die Dialogstrategie des WWF für einen strategischen Fehler: »Nur der zivile Widerstand kann die Zerstörung des Planeten aufhalten, es gibt ihn in Chile und in vielen Ländern der Erde. Diese Graswurzelbewegung hat sich miteinander vernetzt und wird zunehmend mächtiger.«
    Der reiche Amerikaner befürchtet, dass die politische Klasse Chiles nicht die Kraft hat, die Chance zum Ausstieg zu nutzen. Im Gegenteil, sie will jetzt auch noch die unberührte Gletscherlandschaft des südlichen Magallanes für den Vormarsch des globalen Kapitalismus erschließen. Eine Straße bis hinunter nach Punta Arenas ist geplant, dazu fünf riesige Wasserkraftwerke. Mit deren Energie können die Konzerne aus Kanada, Europa und den USA endlich die Gletscher und Berge knacken, um deren Gold-, Silber- und Zinkvorkommen auszubeuten.
    Auch die Lachsindustrie steht bei der Rallye um den Süden in den Startlöchern: Die Regierung hat die ersten Konzessionen für neue Zuchtfarmen in Süd-Magallanes vergeben. Wie Heuschrecken ziehen die Unternehmen weiter und hinterlassen aus Tompkins’ Sicht eine Spur der Zerstörung: »Wir produzieren mit der industriellen Fischzucht einen toten Planeten. Es gibt keine wirtschaftliche Vielfalt mehr. So wie es da draußen im Meer jetzt schon keine Vielfalt mehr gibt. Sie reduzieren alles auf eine Spezies: Lachs. Diese Entwicklung wird uns eines Tages einholen und wir werden dafür bezahlen, weil wir vergessen haben, dass wir Teil der Natur sind. Lasst doch die Natur den Ozean managen. Sie weiß, wie man das macht, das hat sie seit vier Milliarden Jahren bewiesen. Unternehmer wie John Fredriksen glauben, dass alles von selbst gut wird, wenn der Profit stimmt. Das Gegenteil ist der Fall.«
    Pandas beißen nicht
     
    Am Ende der Reise durch die Welt der Lachse finden wir den Herrscher persönlich: Einsam steht John Fredriksen mit Anglerhut und Regenmantel im Flüsschen Naustdal im mittleren Norwegen, um Wildlachse zu angeln. Er liebt die Ruhe hier über alles und hat einen ganzen Flussabschnitt gepachtet, an dem nur er angeln darf. Ein- bis zweimal in der Saison kommt er hierher. Wann genau, weiß niemand. Mit meiner Tochter habe ich mich für zwei Wochen in einem Bauernhof in der Nähe einquartiert, um auf Big John zu warten. Erst als wir fast aufgegeben haben und bei strömendem Regen einen letzten Kontrollgang am Fluss machen, entdecken wir, dass vor seiner Anglerhütte Rauch aufsteigt. Jemand hat den Räucherofen in Betrieb gesetzt. Einem zutiefst misstrauischen Dorfbewohner kann ich aus der Nase ziehen, dass Fredriksen am frühen Morgen von seinem Hubschrauber abgesetzt worden sei.
     

    John Fredriksen in London
    Versteckt im Gebüsch der Uferböschung beobachten wir ihn mit einem Fernglas. Er wartet darauf, dass ein Lachs anbeißt. Erfolglos. Die Lachse kommen nicht mehr. Auch hier im norwegischen Lachsparadies sind ihre Bestände dezimiert –
    hingerafft von den Parasiten, Bakterien und Viren der Mastfarmen. Wenn die Wildlachse auf ihrer Reise vom Meer die Flüsse hinauf zu ihren Laichgründen schwimmen, kommen sie an den Farmen vorbei und werden von ihren gemästeten Verwandten infiziert. Sie sterben, bevor sie sich fortpflanzen können.
    John Fredriksen wirft stumm und wütend seine Angel ins Gebüsch, als ich durch das Flussbett hindurch auf ihn zuwate. Er ruft nach seinen Leibwächtern, doch das Rauschen des Wasserfalls übertönt seine Stimme. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als hoch zur Anglervilla zu stapfen. Kurz danach startet ein Van mit seinen Leuten, um mir die gedrehten Bilder abzujagen. Wir springen ins Auto und flüchten. Schade eigentlich! Fredriksen hat die Chance auf einen

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