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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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Gütesiegel für Mastanlagen im Meer aus der Taufe gehoben: den Aquaculture Stewardship Council, kurz ASC. Damit wird die industrielle Massentierhaltung im Meer in den Adelsstand der Green Economy erhoben.
    Bei den Recherchen zu diesem Buch habe ich auch mit vielen WWF-Aktivisten gesprochen. Sie leisten in ihrem Aufgabenbereich sicher eine sehr engagierte Arbeit; von den internationalen Industriepartnerschaften des WWF wissen sie wenig – und möchten auch gar nichts davon hören. Dabei ahnen sie zumindest, dass es nicht in Ordnung ist, wenn die Meere leergefischt werden, um die industrielle Mast von Raubfischen zu betreiben. Typisch ist die Reaktion: »Ich will das alles nicht so genau wissen, mein eigenes Projekt ist sauber, und darauf konzentriere ich mich.«
    Ein führender Angestellter von WWF International erklärte mir unter vier Augen, dass er sich für die Partnerschaft mit der Lachsindustrie »schäme«, eine offene Kritik kommt aber auch für ihn nicht in Betracht; dies würde die Entlassung aus einem gut bezahlten Job bedeuten. Mein Gesprächspartner erklärt sich den Verlust an »Glaubwürdigkeit« in der WWF-Politik mit soziologischen Entwicklungen: Der WWF sei zu groß geworden und treibe Geld ein, ohne genau hinzusehen, woher es kommt. Die klassischen Naturschützer seien aus den Führungspositionen des WWF »verdrängt« und durch Marketingspezialisten ersetzt worden, die eine »grundsätzliche« Haltung in Naturschutzfragen vermissen lassen. Sie sähen sich in erster Linie als Geldbeschaffer.
    Der Frust sitzt bei den kritischen Köpfen im WWF tief, aber bislang werden die vermutlich schwelenden inneren Konflikte erfolgreich unter der Decke gehalten. In Deutschland nehmen zum Beispiel viele WWF-Aktivisten seit Jahren an Protestaktionen gegen die Atomkraft teil – jedoch nur privat und ohne WWF-Fahne. Denn der WWF International steht bis heute zur Stromerzeugung aus Atomkraftwerken, und erst nach dem AKW-Unglück von Fukushima im März 2011 hat sich der WWF Deutschland dazu durchgerungen, sich von der Atomenergie zu distanzieren.
    Lässt sich die Nähe des WWF zur Welt des Big Business allein mit der Verführung durch Geld und Anerkennung erklären? Eine ehemalige Managerin des WWF, die aus moralischen Gründen ausgestiegen ist, aber anonym bleiben möchte, vermutet, dass es um mehr geht, als um die gewachsene Abhängigkeit von Großspenden: »Der WWF ist wie eine Pizzeria. Von außen sieht alles sauber und hübsch aus. Es gibt tatsächlich Pizzen, köstlich und aus garantiert biologisch kontrolliertem Anbau. Aber in dieser Pizzeria gibt es ein Hinterzimmer, in dem die wirklich wichtigen Geschäfte abgewickelt werden – das macht mir Angst.«
     

5. ES BEGANN IN AFRIKA
    Wer den WWF und seine politische Rolle verstehen will, muss in die Katakomben des britischen Empire hinabsteigen, das in den 1950er-Jahren seinen Untergang erlebte, vor allem durch den Verlust der afrikanischen Kolonien. Hier in Afrika wurde der WWF geboren. Seine Vorgeschichte begann im Jahr 1940, als Großbritannien die Serengeti zum ersten Nationalpark Ostafrikas erklärte – eine Fläche so groß wie Nordirland. Die Kolonialverwaltung machte der Regierung in London den Plan mit zwei Argumenten schmackhaft: Im Gebiet der Serengeti-Steppe gebe es keine größeren Mineralvorkommen, und außerdem sei das Land für europäische Siedler unattraktiv: Es regnet zu wenig und es gibt zu viele Tsetse-Fliegen. Die Serengeti sollte eine »touristische Weltsensation« werden.
    Das einzige Problem waren die Massai, die mit ihren Rinderherden seit Jahrhunderten in der Serengeti lebten. Die Briten entschieden sich dafür, ihnen das Bleiberecht gesetzlich zu garantieren. Sie waren doch nur ein Hirtenvolk, bearbeiteten den Boden nicht und jagten auch keine geschützten Tiere. Die Massai waren beruhigt. Aber sie hatten die Rechnung ohne die westlichen Naturschützer und ohne die weißen Parkwächter gemacht, die ihnen gegenüber nichts als Verachtung empfanden. Auch viele Touristen beschwerten sich über den Anblick der »dreckigen« Massai und über ihre »barbarischen Sitten«. Die Kolonialverwaltung ging in den 1950er-Jahren dazu über, den Massai eine freiwillige Umsiedlung anzubieten. Doch die Häuptlinge lehnten das Angebot ab. Wo sonst gab es so viel herrliches Weideland und Flüsse, um die Rinder zu tränken? Und war es nicht eigentlich ihr Land und das ihrer Vorfahren?
    Der Druck der Naturschützer wurde größer und so verfiel die

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