Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Länder.«43
Nur wenn die Agrarmultis die ganze Produktions- und Vertriebskette in die Hand nehmen, könnten wertvolle Ressourcen wie Wasser, Land und Energie geschont werden. Und nur die Multis haben nach Clays Auffassung das notwendige Geld, um neue gentechnische Verfahren zu entwickeln, mit denen die Produktivität der Pflanzen »verdoppelt oder gar verdreifacht« werden könnte.
Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich der WWF von Lösungen verabschiedet, die auf der Förderung kleinbäuerlicher Strukturen beruhen, auf Nahrungsmittelsouveränität der Nationen und auf Autonomie.
Der WWF bietet sich den Großen des Geschäftes mit Nahrungsmitteln und Energie als Dienstleister an. Er besorgt der Branche ein grünes und progressives Image. Der ökologische Ablasshandel im Zeichen des Panda hat seinen Preis: Unternehmen, die den Panda in ihrer Werbung verwenden, bezahlen dafür satte Lizenzgebühren. Noch höher dürften die Beträge sein, die der WWF von den Konzernen für Auftragsstudien und Beratungen erhält. Dazu kommen hohe Einzelspenden von Firmen, mit denen er in Runden Tischen oder auf anderer Ebene zusammenarbeitet. Besonders eng ist der WWF mit der Energiewirtschaft verzahnt. Mit Shell und BP verbindet ihn eine jahrzehntelange Partnerschaft. Die beiden Ölriesen, die auch ins Geschäft mit der Bioenergie eingestiegen sind, finanzieren neuerdings eine weltweite WWF-Studie mit dem Titel Responsible Cultivation Areas. Mit Hilfe des Ecofys-Instituts vermisst und kartografiert der WWF die Erde neu, um herauszufinden, welche Wälder auf der südlichen Halbkugel erhalten werden sollen – und wo es noch Land gibt, das nicht oder nicht »produktiv« genutzt wird und das man deshalb mit industriell betriebenen Plantagen zubauen kann.
Damit es keine Kommunikationsverluste gibt, sind die Ölgiganten auch personell im höchsten Leitungsorgan des WWF vertreten. Jahrelang war der ehemalige Boss der Shell-AG, John Loudon, Mitglied im Stiftungsrat von WWF International, jetzt hat ein BP-Mann diese Position eingenommen: Antony Burgmanns. Er ist Mitglied im Verwaltungsrat von British Petroleum – und war zuvor Generaldirektor des Unilever-Konzerns.
Für Konzerne, die zu den schlimmsten Umweltsündern des Planeten zählen, erfüllt der WWF seinen Zweck als Marketinginstrument – zumindest solange er es schafft, nach außen hin wie eine unabhängige und engagierte Naturschutzorganisation aufzutreten. Ohne erfolgreiche Naturschutz-Projekte wäre der Panda für die Industrie eine Marke ohne Wert.
Auf Borneo hilft er einerseits dabei, zerstörte Regenwaldgebiete zu renaturieren, im gleichen Atemzug hilft er seinen Partnern aus der Industrie indirekt dabei, neue und viel größere Regenwaldflächen im Namen der Nachhaltigkeit zu zerstören.
8. TANGO MIT MONSANTO
Einmal im Jahr lädt der Club der 1001 seine Mitglieder zum Panda-Ball. Man speist und diskutiert exklusiv über die Zukunft der Erde. Ist der Club tatsächlich nur ein sentimentales Relikt der Gründerjahre, ohne Bedeutung für die Politik des WWF, wie mir Rob Soutter im Hauptquartier des WWF in Gland einzureden versuchte? Wenn das Ganze tatsächlich nur ein harmloser Verein naturverbundener älterer Herrschaften ist, warum sind seine Treffen dann so geheim wie die der Cosa Nostra? Warum zahlt man 25.000 Dollar Aufnahmegebühr; welches unsichtbare Band verbindet seine Mitglieder?
Aufschluss darüber könnte die Mitgliederliste geben, doch die ist ja geheim. Es kostet mich einige Monate Recherche und Geduld, bis ich zwei Exemplare dieser Liste in der Hand halte, eine aus dem Jahr 1978, die zweite von 1987. Beide stammen aus dem Nachlass des britischen Journalisten Kevin Dowling, dessen Film über die afrikanischen Machenschaften des WWF nicht gesendet werden durfte.
Deckblatt der Mitgliederliste des Club der 1001
Auszug aus der Mitgliederliste des Club der 1001
Auf dem Deckblatt der Mitgliederliste steht schlicht: The 1001 Members. Einige Namen lese ich zum ersten Mal, die meisten klingen vertraut, weil sie mächtigen Männern gehören, die der politischen oder wirtschaftlichen Elite ihrer Länder entsprungen sind. Darunter sind der pakistanische Milliardär Karim Aga Khan IV., Fiat-Chef Giovanni Agnelli, Baron Astor of Hever (Präsident der Times), Henry Ford II., Stephen Bechtel (Bechtel Group, USA), Martine Cartier Bresson, Joseph Cullmann III. (IBM-Direktor), Charles de Chambrun (Führungsmitglied der Front National), Sir Eric Drake
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