Schwarze Blüte, sanfter Tod
zehn Dollar Trinkgeld ausführen. Oder vielleicht für einen Lord, der als VIP läuft.
Alphonso Bustaveras war das, was man einen häÃlichen Mann nennen konnte, ohne zu übertreiben. Nicht nur, daà er auf der Stirn diesen Höcker hatte, auf dem zu allem Ãbel noch ein paar Haare sprossen. Er hatte das Gesicht eines Mannes, der gerade erfährt, daà er beim Hunderennen im Canidrome den Rest seines Vermögens verloren hat. Und er hielt sich nicht sehr gerade, er kam gebückt auf mich zu, um mir seine ziemlich knochige Hand zu reichen. Erst als er das erste Wort sagte, dämmerte mir, daà das ÃuÃere dieses Neugastwirts einen sehr leicht täuschen konnte.
Bustaveras, wie sich sehr bald herausstellte, war nicht nur gekonnt höflich, er besaà auch Bildung, und er hielt etwas auf gepflegte Umgangsformen.
»Mein alter Freund Sung Loh hat Sie bereits angekündigt«, eröffnete er mir, als wir uns an einem kunstvoll zieselierten Messingtisch gegenübersaÃen.
»Sung Loh hat mir auch in kurzen Zügen angedeutet, um was es Ihnen geht, Mister Lim Tok.«
Ein Mädchen trat durch eine Seitentür ein und blieb abwartend stehen. Bustaveras sah mich aus seinen Albinoaugen freundlich an: »Was soll es sein â Kaffee, Tee, Cognac?«
Ich entschied mich für Tee, und das Mädchen verschwand. Bustaveras hatte sich wie selbstverständlich meinem Wunsch angeschlossen. Ein vollendeter Gentleman! Und so was hatte sich sein Geld als Kellner verdienen müssen!
»Können Sie mir weiterhelfen?« erkundigte ich mich, nachdem wir, wie es sich gehörte, erst einmal einen Schluck von dem Lung Ching zu uns genommen und ihn verhalten gelobt hatten.
Alphonso Bustaveras sagte gedehnt: »Tja ...« Dann lieà er eine ganze Zeit verstreichen, bevor er nachfragte: »Sie möchten wissen, ob ich an dem Abend, als die beiden Herren bei mir speisten, etwas bemerkt habe, das nicht üblich war ... leider nein, die beiden benahmen sich wie zwei Leute, die eine, nun sagen wir lange Bekanntschaft haben, sie aÃen, tranken, Mister Victor Choi rauchte eine Zigarre, es wurde ein roter Wein getrunken. Nichts war da, was mir hätte auffallen können, und ich hatte die Herren ziemlich oft im Auge, weil ich Wert darauf lege, daà Mister Choi sich bei mir wohlfühlt und wiederkommt. Einen Gast wie ihn verliert man nicht gern durch Unaufmerksamkeit.«
Ich dachte unwillkürlich an die Geschichte mit dem geohrfeigten Herrn im Lisboa , und daran, daà Sung Loh den »Höcker« in seiner Rage den Sohn eines verlausten PerlfluÃpiraten genannt hatte. Wohl nur, weil er sich ärgerte, daà nicht er den Unternehmungsgeist gehabt hatte, das Henryâs zu kaufen.
»Sie kennen Mister Victor Choi genauer?«
An seinem Lächeln merkte ich, daà es nichts geschadet hätte, etwas dezenter zu fragen. Nicht jeder Gentleman ist bereit, über jemanden, den er kennt, Auskünfte zu erteilen. Aber Bustaveras tat es trotzdem. Vielleicht weil ich ihm sympathisch war, jedenfalls eröffnete er mir, wenngleich ein wenig zögernd: »Ja, ich kenne ihn und sein Unternehmen. Ich habe sie, wann immer mich Gäste nach Segelkursen oder ähnlichen Möglichkeiten auf dem Gebiete des modernen Wassersports befragten, stets an Air-Sea-Dreams verwiesen. Mister Victor Choi lieà mir gegenüber des öfteren erkennen, daà er das zu schätzen weiÃ.«
»Was für ein Mensch ist er?« Es muÃte seine zurückhaltende Höflichkeit sein, die mich zu um so gröÃerer Direktheit provozierte.
Bustaveras nahm es gelassen. Er erwiderte mir sachlich: »Mister Choi ist ledig, sehr intelligent, geschäftstüchtig und vom Glück begünstigt. Sein Unternehmen floriert. Er denkt wohl über Ausdehnung nach. Wenn ich nicht irre, hat er in Hongkong bereits ein Zweiggeschäft.«
»Er hat«, bestätigte ich. »Würden Sie ihm zutrauen, daà er etwas gegen seinen Stiefbruder gehabt haben könnte, ich meine den Mann, mit dem er bei Ihnen eingekehrt war?«
Er sah mich ratlos an. »Sie meinen, ob die beiden Streit hatten?«
»Unter anderem.«
Er schüttelte den Kopf. Trank von dem Tee und sagte dann nachdenklich: »Mister Lim Tok, der Mensch ist ein kompliziertes Wesen. Es war einer der bekanntesten alten Philosophen, der einmal sagte, nur der Tor trägt die schwarzen Gedanken, die in seiner Seele
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