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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Gesicht, doch mir schien es, als verfüge er neben diesen körperlichen Eigenschaften über eine keinesfalls zu unterschätzende Intelligenz. Der Eindruck verfestigte sich, während er mir erläuterte: »Ich kann es mir einfach nicht erklären, weshalb ihn jemand töten sollte. Vielleicht erweist sich der Verdacht der Polizei doch eines Tages noch als unbegründet.«
    Er sah seine Schwägerin an: »Wir haben hin und her überlegt, nicht wahr? Es ist uns einfach kein Grund eingefallen.«
    Mrs. Choi aus Shanghai kommentierte das nicht.
    Ich entschloß mich zu einer etwas indiskreten Frage, als Test, denn aus der Art, wie Mister Victor Choi auf sie reagieren würde, konnte ich, wie ich glaubte, Schlüsse ziehen.
    Â»Ist es Ihnen eigentlich gelungen, über die Aufteilung oder Weiterführung des väterlichen Betriebes Einvernehmen herzustellen?«
    Es war ein Schuß ins dunkle, aber ich merkte sofort, daß die Kugel nicht einfach in der Luft verschwand – sie traf. Denn Victor Chois Gesicht wurde um ein paar Grade weniger freundlich, und auch seine Stimme war nicht mehr ganz so glatt wie vorher, als er zurückfragte: »Wie meinen Sie das, Mister ...«
    Â»Lim Tok. Ich meine, ob Sie einen Modus der Aufteilung dessen gefunden haben, was Mister Emerson Choi Ihnen beiden zu treuen Händen überlassen will, wenn er sich zurückzieht. Als er mich engagierte, sprachen wir darüber. Sie müssen wissen, daß Mister Emerson Choi und ich uns seit langer Zeit kennen, deshalb verriet er mir, daß Mister Choi Lams Besuch im wesentlichen diesem Zweck dienen sollte.«
    Nun hatte ich ihm durch meine lange Erläuterung die Chance gegeben, sich ein smartes Sprüchlein auszudenken, aber er nutzte sie nicht, und ich begann, mir Gedanken über das zu machen, was er verbergen wollte, als er kurz angebunden erwiderte: »Wir einigten uns unter anderem darauf, daß wir über das Ergebnis unserer Gespräche nicht zu Dritten sprechen würden.«
    Â»Das ist sehr vernünftig«, konnte ich mir nicht verkneifen, ihm zu bescheinigen. »Ich nehme an, Mrs. Choi ist in diesem Sinne keine Dritte.«
    Er nickte flüchtig, was immer das heißen sollte. Jedenfalls war die Angelegenheit für ihn kein Gegenstand von Erörterungen mit mir, das begriff ich. Und damit bot mir dieser clevere Sport-Geschäftsmann ein nicht ganz problemfreies Bild: Was hatte er zu verbergen? Und – verbarg er es auch vor seiner Schwägerin? Sie war unserer Unterhaltung ziemlich gleichmütig gefolgt und sah jetzt demonstrativ auf ihre Armbanduhr, als wollte sie sagen, es ist Zeit, das Gespräch zu beenden, es führt ohnehin zu nichts.
    Ich kam ihr zuvor, indem ich mich erhob und Victor Choi versicherte: »Noch einmal, es tut mir sehr leid um Ihren Herrn Bruder. Und es wird sicher Mister Emerson Choi beruhigen, zu wissen, daß Sie beide bis zum Ende des Besuches ein Herz und eine Seele waren – eben Brüder.«

Für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, als verfluche er mich innerlich. Aber dann brachte er ein Lächeln fertig und hielt mir die Hand hin.
    Mrs. Choi ließ mich wissen: »Mein Schwager hat mich zu einer Kreuzfahrt eingeladen. Ich werde übrigens auch sein Angebot annehmen, auf einer Yacht zu logieren. Ich habe mir immer schon gewünscht, das einmal tun zu können. Wie heißt das Boot gleich?«
    Damit wandte sie sich an Victor Choi, wobei ich den Eindruck hatte, sie legte es darauf an, mir, wenn sie schon ihre eigenen Wege ging, doch wenigstens auf diese Weise mitzuteilen, wo sie zu finden sein würde.
    Täuschte ich mich wieder, oder war Victor Choi ungehalten darüber? Er gab ziemlich lustlos Auskunft: »Die Batavia ist es. Aber vielleicht finden wir noch ein schöneres Quartier.«
    Das erste, was ich nach dem Besuch bei Victor Choi tat, war, bei Avis einen kleinen Mazda zu mieten. Und ich erinnerte mich, als ich zum Lisboa zurückfuhr, wo mir Sung Loh ein günstiges Quartier angeboten hatte, eines der nicht registrierten Zimmer, die hausintern vergeben wurden, an Mu Erh. Auch der Shalali-Mann genannt. »Mu Erh« wegen seiner krausen Ohren, die an die gleichnamigen Würzpilze erinnerten, und Shalali, weil er auf einem der Musikschiffe, die vor der Küste lagen, gelegentlich als Refrainsänger aufzutreten pflegte, zusammen mit einer Sängerin, die er über seine sogenannte Künstleragentur

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