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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Oriental .
    Wir nahmen auf dem Rückweg wieder eine der vorsintflutlichen Rikschas. Zeit zum Genießen des Ausblicks auf die See, deren leichte Kräuselwellen unter dem schräg einfallenden Licht der Sonne wie flüssig gemachtes Gold glänzten, in dem sich ein paar Möwen wie Fremdkörper ausnahmen.
    Ich wollte mich nicht lange aufhalten, nur diesem sogenannten Hausdetektiv die Routinefrage stellen, ob er irgendeine Besonderheit im Zusammenhang mit dem Gast aus Shanghai bemerkt hatte.
    Mrs. Choi zog es vor, in der Zwischenzeit einen Spaziergang zum Kai zu machen. Hier, in der Nähe des Außenhafens, herrschte Hochbetrieb. Ich wunderte mich, denn diese Art Hafentrubel mußte sie ja eigentlich von Shanghai her gewöhnt sein, aber wenn sie unbedingt ansehen wollte, wie die Kähne gelöscht wurden – ich fand den Mr. Hung, einen modern Bezopften, auch ohne ihre Hilfe.
    Nachdem er begriffen hatte, daß ich ein Freund Sung Lohs war, lotste er mich an einen der kleinen Tische in der Halle, um ungestört mit mir reden zu können. »Ist etwas mit diesem Gast nicht in Ordnung gewesen?« erkundigte er sich und fügte sogleich vorsichtshalber an: »Ich habe ihn in Erinnerung. Sein Paß war in Ordnung ...«
    Ich langte kurz und bündig zu: »Es ist auch nicht sein Paß gestorben, sondern er selbst.«
    Â»Gestorben? Unfall?«
    Â»Mord.«
    Das verschlug ihm vorerst die Sprache, so daß ich mich nach Besuchern erkundigen konnte, die er gehabt hatte, Telefongesprächen.
    Mister Zopf verschwand für ein paar Minuten in den Büros hinter dem Tresen des supermodernen und auf mich ziemlich gekünstelt »ethnisch« wirkenden Hotels. Als er wiederkam, übergab er mir die Liste der Telefongespräche, die Choi geführt hatte.
    Ich brauchte nicht einmal Nachforschungen wegen der Inhaber der Nummern anzustellen, es waren nur zwei, und Mister Zopf erläuterte mir ohne Hemmungen: »Das hier, die zwei Anrufe, ist die von uns bevorzugte Taxigesellschaft. Die andere Nummer gehört einem Unternehmen mit dem Namen Air-Sea-Dreams . Liegt an der Südspitze unseres Gebietes, nicht weit von Fort Santiago da Barra. Da ist eine kleine Bucht. Segelboote gibts da zu mieten, auch Motorboote, Aquascooter. Man kann Kurse für Wellenreiten belegen oder für Gleitschirmsegeln über See, Wasserski, Windsurfen und was es an solchen modernen Sportarten eben gibt.«
    Â»Sie kennen sich gut aus«, lobte ich ihn zwischendurch. Der bezopfte Mann, der sich durch berufsbedingte Beobachtungsgabe auszeichnete, gab mir sogleich weiter Auskunft: »Ich sprach mit Mister Victor Choi, als der ins Hotel kam, um seinen Herrn Bruder zu treffen. Er stellte sich vor. Air-Sea-Dreams ist ein in Macao sehr bekanntes Unternehmen. Sie sind von Hongkong?«
    Ich nickte und sagte: Ȇbrigens gibt es bei uns in Wanchai einen Zweigbetrieb von Mister Victor Chois Unternehmen.«
    Aufgefallen war ihm nichts. Die beiden Brüder hatten sich begrüßt, eine Weile hatten sie sich bei Cocktails unterhalten, dann waren sie aufgebrochen.
    Zur Vorsicht, und weil ich darauf bestand, ließ der Detektiv des Hauses noch die Küchenfrau Amy kommen, eine kleine, adrett wirkende Person, der wahrscheinlich nicht die von Sung Loh geschmähte Vorliebe für das falsche Geschlecht anzusehen war.
    Â»Aufgefallen?« fragte sie zurück, nachdem ich ihr den Zweck meines Besuchs erläutert hatte. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, da war gar nichts Besonderes. Am Tag der Abreise frühstückte er mit einem Herrn auf der Terrasse.«
    Â»Mit Mister Victor Choi«, ergänzte Hung.
    Â»Also, sie frühstückten europäisch. Mit Kaffee. Es wurde Kaffee nachbestellt. Vielleicht hatten die Herrn Durst als Folge einer langen Nacht.«
    Der Detektiv des Hauses wiegte den Kopf. »Mister Choi Lam bekam, das wurde registriert, um 23 Uhr 40 seinen Zimmerschlüssel überreicht. Eigentlich keine Zeit für eine lange Nacht. Er war übrigens ohne Begleitung.«
    Die kleine Küchenfrau bewegte leicht die Schultern. »Jedenfalls wurde Kaffee nachbestellt. Ich war auf der Terrasse. Wir hatten zwei Lehrkellner im Frühdienst, da muß man ein Auge haben. Nein, nichts Ungewöhnliches bei Mister Choi Lam. Als er aufbrach, hinkte er leicht. Aber – das ist wohl keine Todesursache, wie?«
    Â»Gewiß nicht!« versicherte ich ihr. Aber ich beschloß, seine Frau zu

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