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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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siedeln, auf seinem Gesicht ...«
    Er war clever genug, um seine Meinung auf diese höchst umwundene Art zu äußern. Aber so schnell ließ ich mich nicht abschütteln.
    Â»Sie meinen, in seiner Seele könnte es schon schwarze Gedanken geben?«
    Darauf sagte er gar nichts, so daß ich anschloß: »Betreffen die seinen Stiefbruder? Oder – betrafen sie ihn, besser gesagt?«
    Er lächelte nur wieder. Ein Mann, der es verstand, seinen Mund zu halten und damit viel mehr zu sagen, als wenn er geredet hätte.
    Ich war wohl auf einer lohnenden Fährte, sagte ich mir, aber das war auch alles, was ich konstatieren konnte. Und dann fiel mir wieder Mrs. Choi ein, deren plötzlichen Abgang ich bisher verdrängt hatte.
    Â»Stimmt es«, verlangte ich hinterhältig Auskunft, »daß Mister Victor Choi ein großes, schwarzes Auto fährt?«
    Zu meiner Überraschung nickte der Restaurantbesitzer ohne zu zögern.
    Â»Ja, einen Chevrolet. Älteres Modell. Man sagt, es sei der einzige dieses Typs in Macao, aber das kann ich schlecht beurteilen, meine Kenntnisse auf diesem Gebiet sind dürftig.«
    Ich grinste ihn fröhlich an: »Wenn ich von Ihnen das Geheimnis der Zubereitung einer bestimmten Speise wissen möchte, könnten Sie mir Genaueres sagen, wie?«
    Â»Das könnte ich mit Bestimmtheit!«
    Wir schieden als Leute, die ein erfreuliches Gespräch gehabt hatten. Und ich ließ mich mit einem Taxi die fünfhundert Meter durch nicht gerade weite Straßen, vollgestopft mit Bussen, Radfahrern und Fußgängern, bis zur gegenüberliegenden Küste fahren.
    Der Fahrer nickte verständnisvoll, als ich sagte: »Rua do Almirante Sergio. Air-Sea-Dreams .« Er kannte die Firma.
    Und ich sah schon von weitem, was Victor Choi da geschaffen hatte. In einer kleinen Bucht, die den Eindruck machte, als ob sie künstlich angelegt oder wenigstens erweitert worden wäre, lagen Dutzende von Segelbooten vertäut. An den Stegen waren schnittige Motorboote festgemacht. Stabile Piers reichten weit hinaus aufs Wasser. Unmittelbar am Kai waren Lagerhäuser errichtet worden, aber nicht etwa wackelige Schuppen, sondern einigermaßen elegant anmutende einstöckige Hallen, die man luxuriös nennen konnte, ob ihrer Spiegelglaswände und der farbigen Dächer. Ohne viel zu suchen wurde man auf das Büro aufmerksam, das zwischen den Lagerhäusern stand, eine Art Bungalow, vor dem Autos parkten, deren Besitzer sich gerade mit ihren Booten auf dem Wasser befanden, oder die mit dem Scooter unterwegs waren, draußen in der Bucht, wo man sie kreuzen sah, ebenso wie die Gestalten auf den Wasserskis, hinter den wilde Kurven ziehenden Motorbooten.
    Und da war der Chevrolet! Schwarz und groß.
    Als ich das Bürogebäude betrat, warf sich mir sogleich eine schwarzhaarige Schönheit entgegen, die wissen wollte, ob ich Gleitschirmfliegen oder Surfen bevorzugte, ob ich ein Segelboot zu mieten beabsichtigte oder gekommen war, um erst einmal einen Kursus zu buchen. Sie hielt mir die Preislisten vor die Nase, bis ich ihr mitteilte, ich wünsche den Herrn Chef zu sprechen, Mister Victor Choi. Daß ich mich dabei arg beherrschen mußte, ihr nicht einen freundschaftlichen Klaps auf die Südhälfte ihrer hervorragenden Figur zu verabfolgen, ahnte sie wohl, das verriet mir ihr Blick.
    Die übliche Fragerei, ob ich einen Termin hätte, bog ich mit dem kühnen Hinweis ab, den hätte ich ebenso wie die Dame, die gerade mit Mister Choi parlierte. Ich hatte ins Schwarze getroffen, die Prinzessin der Luft- und Seeträume wußte Bescheid.
    Â»Ah – Familie!« lächelte sie mich an, und als ich zurücklächelte, führte sie mich durch verschiedene Vorräume hindurch zu einer gepolsterten Tür, vor der sie mich anmeldungshalber zu warten bat.
    Â»Lim Tok heiße ich!« erinnerte ich sie.
    In den wenigen Sekunden, die mir verblieben, wurde ich durch zwei Dinge abgelenkt. Zuerst rauschte ein athletisch gebauter Kerl herein, der tiefbraune Haut hatte, wie ein Hawaiianer etwa, und dazu kurzes, gekräuseltes Haar, das ihm zusammen mit der leicht platten Nase beinahe etwas von einem Negrito gab, wie man sie heute noch auf den Philippinen findet, manchmal auch in Malaysia. Nur daß er nicht diesen kleinen Wuchs hatte, er kam nach meiner Schätzung an die zwei Meter heran.
    Mir nickte er nur kurz zu, dann griff er sich einen

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