Schwarze Blüte, sanfter Tod
gewissermaÃen selbst vergiftet.
Diesmal war es wieder ein Toter, bei dem offenbar Gift im Spiel war. Kein Fugu, soviel stand inzwischen fest. Ãberhaupt keine den Analytikern bekannte Substanz. Es würde schwierig werden.
Als wir die Leber hinter uns hatten, dazu eine Nachspeise, die aus Eis mit winzigen Schokoladeneinsprengseln bestand, fand ich, daà Mrs. Choi nun lange genug auf der Terrasse gesessen und den Ausblick genossen hatte. Vielleicht auch den Kaffee, der hier so schmeckte, als habe ihn ein einsamer Filipino aus seinen über mehrere Monate gesammelten Heimwehtränen zubereitet.
»Komm mit«, forderte ich Sung Loh auf, »du kannst eine echte Shanghaier Bürgermeisterin kennenlernen. Wenn du das unter die Leute bringst, wird es dein Image so anheben, daà sie eines Tages mal einer der Figuren im Kun Lam Tong Tempel dein Gesicht geben.«
Ich kam gerade noch dazu, ihm Mrs. Choi vorzustellen, die hinter einem Glas Mineralwasser saÃ, das sie sich offenbar bestellt hatte, um den Kaffeegeschmack hinunterzuspülen, da jaulte mein Handy, und ich erfuhr von einem aufgeregten Bewährungshelfer Wu in Aberdeen: »Sie haben in unser Büro eingebrochen! Es sieht aus wie eine Wüste!«
»Wer war es?«
Mein Büropartner stotterte eine Weile herum, dann rückte er mit der Nachricht heraus, daà Wanda, die StraÃendame, behauptete, es wären wieder die beiden Kerle gewesen, die den Mazda hatten stehenlassen, nur daà sie diesmal in einem Honda-Coupé erschienen seien, und das hätten sie nicht stehenlassen. Einer von ihnen hätte es bewacht, während der andere das Büro durchwühlte, und selbst Lum, der sich in der Nähe herumtrieb, hätte keine Chance gehabt, ihm einen Streich zu spielen.
»Dieselben Boys wie neulich?«
»Sagt Wanda. Auch Lum hat sie wiedererkannt.«
Das überraschte mich. Mister Tsa Ping benutzte Leute, von denen ich ihm gesagt hatte, sie seien so gut wie identifiziert â eine Unbedachtsamkeit? Oder unterschätzte er mich? Wollte er vielleicht seine Handlanger disziplinieren, die den ersten Auftrag verschlampt hatten? Lieà er sie deshalb zum zweiten Mal auf mich los? Wie auch immer, es blieb die Frage: was hatten sie gesucht?
Und dann fiel mir ein, daà ich Tsa Ping den Bären aufgebunden hatte, ein Amateurfilmer habe mit seiner Videokamera zufällig die beiden Mazda-Piraten erfaÃt. Ging es ihm um diesen Beweis, von dem er annahm, ich hätte ihn bereits in meinem Büro?
»Räum noch nicht auf«, riet ich Wu. »Ich sage Bobby Hsiang Bescheid, er kennt die Zusammenhänge, und du wartest, bis er mit seiner Truppe dagewesen ist. Das kann dauern, die haben manchmal was anderes zu tun, als einen Einbruch zu inspizieren.«
Dann tippte ich Bobbys Nummer ein. Ich erreichte ihn, als er gerade in der Nähe der Bank of China Untersuchungen darüber anstellte, ob ein obdachloser alter Mann, der dort nächtigte, gewaltsam aus dem Leben geworfen wurde oder einfach an Schwäche gestorben war.
»Du kannst dir nicht vorstellen, zu welchem Unsinn sie uns in der Stadt herumjagen!« schimpfte er. »Und dann kommst noch du mir mit einem Einbruch ...« Aber er versprach mir, bei Wu hereinzuschauen und das zu sammeln, was bei der Polizei »Beweisstücke« genannt wurde, nämlich beispielsweise Fingerabdrücke des Einbrechers, mit deren Hilfe man ihn vor Gericht überführen konnte. Worauf er dann wegen Geringfügigkeit freigesprochen wurde.
Allerdings â wenn es sich um die Handlanger Tsa Pings handelte, wie ich vermutete, konnte man sie abseits von der Polizei zum Sprechen bringen, und man erfuhr dann, weil sie natürlich ihre Haut retten wollten, Zusammenhänge, die einem Aufschluà gaben.
Ich konnte Bobby Hsiang gerade noch zurufen: »Nicht, daà du sie gleich festsetzt! Ich habe an der Sache noch zu arbeiten.«
Er knurrte zurück, ob ich ihn inzwischen für einen Vollidioten hielte. Mein Dementi kam nicht mehr an, es hatte schon in der Verbindung geknackt, und die Leistung war tot.
Sung Loh und ich wechselten noch ein paar höfliche Worte mit Mrs. Choi, die anscheinend den Schock des Macao-Kaffees überwunden hatte, dann trug mir Sung Loh noch auf, ich solle nicht vergessen, die Dame zu einem Dinner ins Restaurant einzuladen, das er persönlich zubereiten würde. Und wenn es Schwierigkeiten gäbe ...
Die ersten gab es am Mandarin
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