Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
sich auf die Börsen stützt. Und – Vorsicht! Sie machen kurzen Prozeß!«
    Das brachte mich völlig durcheinander. Was konnte der Inhaber einer Segelschule, gegen den ich einen gewissen Verdacht hegte, mit internationalen Goldhändlern zu tun haben?«
    Der Shalali-Mann grinste vergnügt: »Wie ich höre, segeln seine Boote ziemlich weit in der Welt herum. Zum Beispiel bis Papua!«
    Â»Wieso Papua?« Ich erinnerte mich schwach, daß Neu Guinea, die wilde Insel Melanesiens, zur einen Hälfte Indonesien gehörte, während die andere seit etwa zwanzig Jahren unabhängig war. Sehr viel Terra Incognita. Und dann fiel mir plötzlich ein, was die Versace-Blondine in Toby Chesters Hongkonger Yachtclubbüro mir stockend über dieses eigenartige Etui erzählt hatte und über die letzten Kannibalen in Neu Guinea, die es angeblich noch zum Schutz ihres wertvollsten Organs tragen.
    Zu meiner Überraschung lachte Mu Erh nicht etwa laut los, als ich ihm das erzählte, nein, er nickte ernst und bestätigte mir die Geschichte: »Nur daß es dort nicht allein diese zurückgebliebenen Bergbewohner gibt, die mit dem Etui um den Pinsel herumlaufen – es gibt Gold. Sie sind beim Abbau von Kupfererz darauf gestoßen. Und es ist zum Spekulationsobjekt geworden. Wissen Sie, nicht jeder Staat hat wasserdichte Gesetze, und Port Moresby ist nach allem, was ich gehörte habe, ein Hafen, in dem alles möglich ist.«
    Â»Und dabei mischt Victor Choi mit?«
    Er nickte wieder. »Ist in Macao kein Geheimnis. Er hat seine Finger in vielen Geschäften. Seine Partner sind die Pandas. Die sitzen in der Volksrepublik ebenso wie in England oder in Taiwan. Übrigens auch in Hongkong. Oder auf Bali, wo Victor Choi angeblich auch eine Filiale hat. Sind meist unauffällige Kaufleute. Händler, in der alten, guten chinesischen Tradition. Machen eben das Geschäft mit dem Gold nebenbei, das eigentlich ihre Haupteinnahmequelle ist.«
    Daß es diese Schiebereien mit dem Edelmetall gab, überraschte mich nicht sonderlich. In unserem Teil der Welt war so gut wie alles möglich. Und was möglich war, wurde auch betrieben. Allerdings – wo lag die Verbindung zwischen den einzelnen Zweigen der Choi-Familie, denen in Hongkong, Macao und in Shanghai und dem Goldgeschäft? Wie man hörte, hatte die Volksrepublik eine ziemlich rigide Gesetzgebung, was Gold und andere Edelmetalle anging.
    Â»Das hat sie«, bestätigte Mu Erh. »Aber darin liegt die Chance ja gerade. Wo es Gesetze gibt, lohnt es sich immer, nach einem Weg zu suchen, auf dem man sie umgehen kann.«
    Das führte mich nicht weiter. Wenn ich Licht in die Zusammenhänge bringen wollte, die sich hier andeuteten, mußte ich näher an die Akteure heran. Ich selbst oder ein Vertrauter von mir. Das wurde mir umso klarer, als Mu Erh mir lachend erklärte, der eigenartig anmutende Riese mit den Wulstlippen, der gequetschten Nase und dem schwarzen Kraushaar, der mir beim Besuch von Victor Chois Büro aufgefallen war, sei ein Import von genau dieser wilden Insel im Südpazifik, und vermutlich habe man ihn nicht wegen seines Etuis engagiert, sondern aus anderen Erwägungen.
    Â»Ich hatte in meiner Künstleragentur eine angehende TV-Darstellerin unter Vertrag, die bei ihm das Surfen erlernte. Victor Choi hat ihn irgendwo in Port Morresby aufgelesen, oder im Hinterland dort. Er ist das, was man auch einen »Wassermenschen« nennt. Schwimmt wie ein Fisch, taucht, surft – der ideale Trainer ... heißt Uwalu. Victor Choi hält große Stücke auf ihn.«
    Â»Du kennst ihn persönlich?«
    Â»Uwalu? Nur aus Erzählungen, und weil ich ihn schon gesehen habe.«
    Â»Er kennt dich nicht?«
    Â»Wie sollte er? Wir sind nie zusammengetroffen. Möglich, daß er von meiner Agentur gehört hat – aber nicht sehr wahrscheinlich. Soll übrigens ein Primitivling sein. Analphabet. Kann schwimmen, tauchen, eine Menge anderer Dinge im Wasser, sonst ... nun ja, was er auf der Matte kann, ist nicht bekannt geworden.«
    In diesem Augenblick begann mein Handy, das ich in der Tasche meiner leichten Windjacke trug, zu jaulen. Mu Erh bedeutete mir, ich solle ruhig in seinem Wagen telefonieren, solange ich Lust hätte, er müsse schnell die Einnahmen überprüfen, die seine Wagengefährtin inzwischen zusammengerechnet hatte, und dann müsse er mit ihr wieder auf

Weitere Kostenlose Bücher