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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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die Treppe, die Show gehe weiter.
    Als die beiden verschwunden waren, klappte ich das Instrument auf und hatte das Vergnügen, am anderen Ende der drahtlosen Verbindung Bobby Hsiang zu begrüßen, ohne daß ich dabei den ätzenden Qualm seiner Bastos um die Nase bekam.
    Â»Neuigkeiten«, eröffnete er mir, ohne das Zeremoniell der Begrüßung sonderlich auszudehnen, »unsere Leichenschänder in der Pathologie waren erfolgreich bei der Bestimmung der Todesursache von Choi Lam. Das Gift ist nur vereinzelten Spezialisten überhaupt bekannt und schwer nachweisbar, deshalb die Verzögerung. Es stammt aus einer seltenen, angeblich nahezu schwarzen Orchideenblüte. Die wird gekocht, der Sud wirkt, in geringen Mengen genossen, mit einer Verzögerung von zehn bis fünfzehn Stunden tödlich, ohne daß der Betroffene Unpäßlichkeit spürt. Man kann den Sud auch durch Erhitzen eindicken, zu einer Substanz, von der dann ein winziger Krümel genügt ... Herztod. Hilft dir das weiter?«
    Ich wußte es nicht genau, aber ich hatte inzwischen meine Vermutungen, und ich fragte zurück: »Wo wächst diese Orchidee?«
    Â»Tropische Gebiete. Sehr seltsames Gewächs.«
    Â»Bist du in der Pathologie?«
    Â»Riecht es über das Telefon?«
    Â»Geh an den Computer und laß dir angeben, wo genau das Ding wächst!«
    Er bat sich eine Pause aus, und als er sich wieder am anderen Ende der Verbindung meldete, informierte er mich: »Auf einzelnen Molukkeninseln, Celebes, auf den Salomonen und Neu Guinea.«
    Da war es wieder: Neu Guinea! Die Kreise, die ich zog, wurden enger.
    Â»Gib mir noch schnell eine Auskunft«, bat ich. »Hat Emerson Choi unter seinen vielen Unternehmungen eine, die mit Gold handelt, legal oder illegal, pur oder zu Schmuck verarbeitet?«
    Wieder dauerte es einige Minuten, in denen ich von draußen die Megaphonstimme des Shalali-Mannes hörte, der den Touristen das Glück versprach, das in der Bronze lag, die seine nachgemachten Göttinnen auf dem Hintern trugen. Dann erteilte mir Bobby Hsiang lakonisch die Auskunft: »Weder Gold noch Schmuck. Ist das alles?«
    Ich versprach ihm, mich zu melden, sobald ich mehr wußte.
    Am Abend traf ich mich wieder mit dem Shalali-Mann. Diesmal auf einem dieser schwimmenden Restaurantschiffe, bei Musik von sogenannten Künstlerinnen, die er betreute, ohne selbst als Refrainsänger aufzutreten.
    Mir war eine Idee gekommen, wie wir der Sache um den Tod von Choi Lam vielleicht am besten auf den Grund kämen, und ich gewann den Shalali-Mann als Verbündeten, so wie ich ihn damals gewonnen hatte, als er ein erdolchtes Mädchen unter einer Parkbank an der Uferpromenade fand.
    Zuerst brauchten wir ein möglichst schönes und zugleich unternehmungslustiges Mädchen, das nicht gerade den Idealen einer Klosterschülerin nachhing und außerdem den Mund halten konnte.
    Â»Ist vorhanden«, sagte Mu Erh sofort. Er meinte die Schönheit aus dem Wohnwagen. Mir war etwas unwohl dabei.
    Â»Ich hatte den Eindruck, du lebst mit ihr zusammen?«
    Er winkte ab. »Wir sind kein Ehepaar, wenn Sie das meinen, Meister. Wir hatten eine Menge Spaß, aber wenn es um Neuentdeckungen geht, ist Patty genau das, was wir brauchen. Und unbedingt zuverlässig.«
    Ich erkannte sie sogleich wieder. Sie trat mit drei Hula-Hoop-Reifen verschiedener Farbe auf, einen ließ sie um den Hals kreisen, einen um die Hüften und den dritten um die Oberschenkel – alles gleichzeitig. Nicht gerade die sensationellste Darbietung, zumal Hula-Hoop-Reifen ziemlich schnell aus der Mode gekommen waren, aber die Figur der sich geschickt im Scheinwerferlicht windenden Dame riß selbst die blasiertesten englischen Touristen noch zu Beifall hin.
    In der Pause fragte ich sie, ob sie wohl auf meine Kosten Wasserski fahren wollte, bis sie in dieser Disziplin eine Koryphäe wäre. Daß es in Wirklichkeit Emerson Choi sein würde, der die Kosten trug, hatte sie nicht zu interessieren. Sie sagte sofort zu.
    Â»Du meldest sie morgen früh bei Air-Sea-Dreams an«, trug ich Mu Erh auf. »Als Künstlerin hat sie da Sonderwünsche frei. Sie will von diesem ... Urwalduhu betreut werden, von sonst niemandem.«
    Â»Uwalu heißt der Mann.«
    Das Mädchen schwirrte vergnügt auf die Bühne zurück, für ihre nächste Nummer, in der sie den Leuten vorführte, wie man auf einem

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