Schwarze Blüte, sanfter Tod
lange Brücke mit der Halbinsel Macao verbunden war.
Hier stiegen die beiden Passagiere aus. Victor Choi zeigte seiner Schwägerin die Landschaft um das Bassin herum. Wir gondelten solange drauÃen vor der Küste entlang, bis wir durch unser hervorragendes Fernglas erkennen konnten, daà die beiden sich wieder anschickten, an Bord zurückzukehren.
»Sie werden in Richtung Coloane fahren«, vermutete Mu Erh. Das war die südlichste zu Macao gehörende Insel, zu der von Tapa aus ein Damm führte.
Er behielt recht. Wie fuhren, um unauffällig zu bleiben, voraus, obwohl es gerade um diese Zeit in den hiesigen Gewässern so viele Fahrzeuge gab, daà die Vorsicht beinahe unnötig erschien. So machten wir eine Anlegestelle in der Gegend von Black Sands ausfindig, nicht weit vom Badestrand entfernt, an dem sich eine Menge Touristen tummelten.
Coloane war für viele Badelustige ein Geheimtip geworden, denn auÃer Black Sands gab es noch etwas weiter ostwärts den Strand von Choc Van, der ebenfalls gern von Besuchern genutzt wurde, die sich in Macao bereits ein wenig auskannten. Hier gab es bei allem Komfort, den man sich leisten wollte, doch noch genau das Quantum Ruhe und Ungestörtheit, das einem das Gefühl vermittelte, die lästigen Seiten der Zivilisation los zu sein.
Mrs. Choi machte keine Anstalten, sich etwa unter die sonnenhungrigen Strandleute zu mischen. Sie legte keinen Badeanzug an, obwohl sie hier selbst mit einer schlechteren Figur kaum aufgefallen wäre. Sie zog es vor, auf einer Terrasse ein Eis zu löffeln, wobei sie das Kunststück fertigbrachte, es zu verspeisen, bevor es in der Hitze zerrann, und sich gleichzeitig dabei mit Victor Choi angeregt zu unterhalten. Reife Leistung. War das ein Ausflug? Genau das, was Victor Choi angedeutet hatte, und nichts sonst? Es schien so.
Als wir am Nachmittag zurückfuhren, lag die Batavia etwa eine halbe Meile vor uns. Es geschah auf der Yacht absolut nichts, was unsere Aufmerksamkeit in besonderer Weise hätte wecken können. Und an Victor Chois Pier in Macao angekommen, stiegen die beiden aus und rollten mit dem dunklen Chevy westwärts, in Richtung Zentrum.
Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich auszurechnen, daà sie eine Mahlzeit einzunehmen gedachten nach der langen Fahrt.
Um diese Zeit merkte ich, daà ich den Shalali-Mann um einiges unterschätzt hatte. Nachdem wir angelegt und das Boot gesichert hatten, machte er mir nämlich in einem Tonfall, in dem man etwa äuÃert, daà man sich eben noch eine Zeitung kaufen möchte, den Vorschlag: »Wann steigen wir bei ihm ein? Heute?«
»Bei Victor Choi?« Es war eine dumme Frage, denn natürlich wuÃte ich genau, daà er nur den meinen konnte. Er überging das. Machte mich nur aufmerksam: »Wenn heute nacht, dann sollten wir gleich Josü engagieren.«
Nach und nach folgte ich seinem Gedanken. »Du meinst, wir finden in seiner Geschäftsstelle etwas von Interesse?«
»Er wohnt auch da.«
»Ich will wissen, ob du erwartest, einen Fund zu machen, der uns weiterhilft!«
Mu Erh konnte so erbarmungswürdig arglos gucken, daà man versucht war, ihn für einen katholischen MeÃdiener zu halten. Er zuckte die Schultern und sagte: »Wenn man an einem toten Punkt anlangt, muà man eine neue Region aufsuchen.«
Pompös kann er auch reden, registrierte ich. Aber natürlich steckte in seinem Vorschlag eine Chance. Deshalb ging ich darauf ein: »Und wenn wir es heute nacht versuchen?«
Er deutete ohne weitere Erklärungen auf den von mir bei Avis gemieteten kleinen Mazda, der unweit der Anlegestelle geparkt war und kommandierte sanft: »Fahren wir. Zu Josü Hortos.«
Als ich ihn wenig später im Auto fragend ansah, bequemte er sich zu der Auskunft: »Richtung Pereira. Am schnellsten sind wir dort, wenn wir an der Küste entlang fahren und dann nach rechts abbiegen. Ich sage Bescheid.«
»Und wer ist Josü Hortos?«
Er zündete sich eine Zigarette an und hustete erst einmal statt einer Antwort. Immer wieder. Ich sah davon ab, die Frage zu wiederholen.
Hortos stellte sich als die Art von Geschäftsmann heraus, der, auÃer einem winzigen Namensschild an der verdreckten Tür einer umfunktionierten Garage in einer NebenstraÃe der Ribeira, im wesentlichen Talent auf den Gebieten der Mechanik und Elektronik sowie einschlägiges Werkzeug und gute
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