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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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herum, ließen sich erklären, wie sie mit den Segeln umzugehen hatten, wenn der Wind nachließ oder wenn er zu stark wurde, oder wie der Kompaß funktionierte, für den Fall, daß sie die Küste aus den Augen verloren.
    Drachenflieger, die sich von Motorbooten hochziehen ließen, machten sich mit dem Gurtwerk vertraut, und Gleitschirmsegler überprüften ihre Leinen. Dazwischen Windsurfer, jene bedauernswerten Geschöpfe, die Spaß daran fanden, entweder nach rechts oder nach links von ihrem Brett zu kippen und dann den letzten Rest Kraft dafür zu verwenden, das Segel wieder aus dem Wasser zu kriegen.
    Taucher hockten in Gruppen beieinander und probten den Sitz der Mundstücke, während sie von einem meist an einen Bodybuilder erinnernden Typ über die Gefahren von Korallenbänken aufgeklärt wurden und über die Tücken bestimmter Fische.
    Andere wieder waren schon damit zufrieden, daß sie ein Motorboot ausleihen konnten, und sie steuerten es unter großem Getöse vom Steg seewärts, als wollten sie Amerika entdecken.
    Wenn man das alles so sah, dazu das Geschnatter der Touristen hörte, in mindestens einem halben Dutzend verschiedener Sprachen, dann bekam man den Eindruck, daß dieses Geschäft mit den Wasserhungrigen blendend lief – und es war tatsächlich so. Victor Choi mochte zwar für seine Ausstattung eine Menge aufzuwenden haben, über Flauten konnte er sich jedenfalls nicht beklagen.
    Â»Was lehrt denn Mister Uwalu eigentlich?« erkundigte ich mich harmlos bei der blondierten Lady. »Ich sehe ihn ja gar nicht!«
    Die Dame von Air-Sea-Dreams zog die Stirn in Falten, was ihr tatsächlich gelang, wenngleich nur für Sekunden. »Mister Uwalu macht manchmal Tauchen. Aber meist beschäftigt ihn der Chef im Büro. Sie kennen ihn wohl?«
    Â»Ich gehöre zu den Bewunderern seines Etuis«, sagte ich gelassen. Die Lady nickte zwar höflich, aber sie verstand offenbar nicht, wovon ich redete. Und um das nicht so sehr deutlich werden zu lassen, bemerkte sie: »Ist schon ganz früh ausgelaufen.«
    Â»Heute?«
    Â»Ja, ja.«
    Ich blickte mich verwundert nach der Batavia um, und das schien die Schöne zu bemerken, denn sie klärte mich auf: »Mit der Pinocchio , Mister. Die gehört ihm privat.«
    Â»Dann macht er einen privaten Liebestrip, wie?« versuchte ich herauszukriegen, ob er Mrs. Choi dabei hatte. Aber die Blondine mit den irritierenden Mandelaugen, die so fröhlich lachen konnten, mußte passen: »Ich weiß nicht, ob mit einer Dame oder nicht!«
    Â»Ach«, tat ich familiär, »er hat wohl jetzt eine feste Flamme?«
    Â»Wie ich schon sagte, Mister, ich habe ihn nur allein am Ruder gesehen, als das Boot vom Steg ablegte.«
    Das Boot. Wieder die übliche Untertreibung, denn die Pinocchio hatte ich neulich am Steg gesehen, das war ein Ebenbild der Batavia , nur vielleicht etwas kleiner. Jedenfalls eine seegängige Yacht mit der unser Krauskopf da unterwegs war. Wenn die Sache sich so verhielt, konnte ich ja beruhigt Mrs. Choi per Wasserscooter besuchen – vorausgesetzt, sie hielt sich auf der Batavia auf, während ihr Schwager sich seiner Firma widmete.
    Â»Ich werde Ihre Freundlichkeit so schnell nicht vergessen!« versicherte ich der Service-Blondine zum Abschied formvollendet, dann schwang ich mich auf den Sitz des Scooters, schob die elektronische Karte in den Schlitz, sah das Zündlicht aufblinken und startete.
    Es war am besten, so sagte ich mir, wenn ich erst einmal außer Sicht der Lady flitzte. Zurückkommen konnte ich in der Nähe der Batavia , sobald die Angestellten ihre Aufmerksamkeit von mir abgewendet hatten.
    Der Yamaha Schooter war ein prachtvolles Fahrzeug, ich hatte diesen Typ in Hongkong schon gelegentlich gefahren. Er machte eine Geschwindigkeit, die mir die Luft eiskalt um die Ohren pfeifen ließ, und gehorchte jedem noch so geringen Steuerdruck, den ich mit dem Lenker tätigte, der dem eines Motorrades ähnlich war. Ich schoß weit hinaus, dann zog ich ein paar Kreise, ließ das Ding bis auf höchste Leistung kommen und drosselte es dann wieder auf eine geruhsame Fahrt, wie sie zivilisierten Herren im reiferen Alter anstand. Als ich zurückblickte, war die Küste schon ein ziemlich schmaler Streifen am Horizont geworden. Also zurück!
    Die Batavia schwojte leicht an den Leinen, als ich mit meinem Scooter an das Heck

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