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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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was in solch einem sogenannten Entwicklungsland heute vor sich geht, wenn es sich um Bodenschätze handelt. Beispielsweise um Gold, wie in diesem Falle. Dieser Uwalu war übrigens aus dem Stamm, dem dieses Gebiet eigentlich gehörte. Hatte sich aber an die Küste aufgemacht. Chancengrabscher. Gibts dort in Mengen.«
    Er besann sich, sprang auf, drückte auf den Knopf der Sprechanlage auf seinem Schreibtisch und rief ins Mikrofon: »He, Rhonda, oben links in dem Fach mit den Fotosammlungen liegt eine Mappe mit Aufnahmen aus Niugini. Steht »Trip mit Coltran« drauf. Her damit!«
    An den Umgangston würde ich mich erst gewöhnen müssen, wenn ich hier arbeitete, dachte ich, aber da war schon die Versace-Blondine, die Rhonda hieß, wie ich nun erfahren hatte, hereingewischt. Sie schob sich in ihrer überbreiten Bauchbinde so unwiderstehlich graziös ins Zimmer, daß ich gar nicht merkte, wie ich mich aus meinem Sessel erhob. Auch nicht, daß Toby darüber verständnisvoll grinste.
    Als die Tür hinter Rhondas Hintern wieder zufiel, kommandierte Toby: »Hinsetzen! Hier!«
    Ein paar Fotos, wie man sie auf einer Segeltour macht, waren in der Mappe, die er mir hinhielt, aber sie waren uninteressant im Vergleich mit einer ebenfalls in der Mappe befindlichen Zeitung mit dem Namen »Port Moresby Star«. Ich war verblüfft. Auf der Titelseite prangte ein Foto des Kraushaarigen, den ich zuletzt in Macao gesehen hatte.
    Â»Ist er das?«
    Â»Er ist es«, gab ich zurück. Dann las ich die Schlagzeile FREISPRUCH MANGELS BEWEISES und den Text, der etwas detaillierter das wiederholte, was mir Toby gerade erzählt hatte. Daß dieser Herr Uwalu einen Stammesfürsten namens Musoa höchstwahrscheinlich getötet hatte, und zwar mit Gift, was aber niemand beweisen konnte, weshalb Herr Uwalu straflos ausging und das Territorium, das der nun tote Stammesfürst einem australischen Käufer namens Coltran zugesagt hatte, jetzt vom Nachfolger des Fürsten an die Schürfgesellschaft sowieso verkauft würde. Unvorstellbare Goldreserven in nur wenigen Metern Tiefe. Die Schürfgesellschaft würde – blablabla – die Bewohner des Gebietes umsiedeln und entschädigen, auch Arbeit könnten sie bei der Firma finden – blablabla – und man würde, obwohl man dazu nicht verpflichtet wäre, eine großzügige Spende – blablabla ...
    Aus einer kursiv gedruckten Passage ging hervor, der besagte Fürst sein an einem Gift gestorben, dessen Rezeptur seit Jahrhunderten in den Geheimrezepturen der Eingeborenen des betreffenden Gebietes zu finden wäre. Ein Rechtsanwalt sei dem Beschuldigten von einer im portugiesischen Macao ansässigen Firma gestellte worden, wahrscheinlich verbänden sich damit auch Geschäftsinteressen, obwohl die Firma ...
    Â» Air-Sea-Dreams !« murmelte ich.
    Toby ging nicht darauf ein. Er machte mich nur aufmerksam: »Auf der Rückseite findest du ein Bild von den Coltrans und mir!«
    Ich drehte das Zeitungsblatt um. Da war ein älteres Paar an der Reling einer Yacht, zwischen ihnen der hemdsärmelige Toby. Darüber stand AUS DER GESELLSCHAFT. Bedeutende Geschäftsleute, die Port Moresby einen Besuch abstatteten, der nun leider nicht den gewünschten Erfolg brachte ...
    Toby war dabei, sich an seinem Kühlschrank einen weiteren Irischen einzuschütten. Dabei erkundigte er sich: »Was hat er denn diesmal angestellt? Wieder einen ausgeblasen?«
    Â»Ich hoffe, es bleibt bei dem einen«, gab ich zurück.
    Ich war von dem, was ich da innerhalb weniger Minuten erfahren hatte, noch etwas benommen.
    Tobias Chester lachte: »Willst du nicht doch einen auf den Schreck trinken? Erzähl mal, was da läuft.«
    Ich konnte ihm gerade ein paar Andeutungen machen, da jaulte mein Handy in der Jackentasche, und Bobby Hsiang teilte mir kurz und bündig mit: »Es ist das gleiche Zeug. Was fällt dir jetzt ein?«
    Ich nahm mich zusammen: »Ich muß zusehen, daß Mrs. Choi begreift, was da gespielt wird. Und vielleicht kann ich über den Polizeimacher in Macao etwas erreichen ... ich glaube, er heißt Senhor Cordan!«
    Toby griff sich an die Stirn und lachte leise: »Dieser faule Nichtsnutz! Viel Spaß!« Und nachdem ich das Gespräch mit Bobby Hsiang beendet hatte, fragte er mich ernst: »Ich hörte den Namen Choi. Ist das Emerson? Ich denke, der ist seit ein paar

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