Schwarze Blüte, sanfter Tod
war, das Teehaus ohne meine Begleitung zu verlassen, aber sie bot mir noch bevor sie ging an: »Wenn Sie irgendwelche Fragen haben â bitte wenden Sie sich an mich, ich bin auch interessiert, daà der Mord an Mister Yueh aufgeklärt wird ...«
Ich konnte ihr gerade noch versichern, daà ich das ganz sicher tun würde, und daà auÃerdem ja die Polizei noch da war. Als ich ihr meinen Dank aussprechen wollte, da war sie schon auf einer neuen Woge von Vogelgezwitscher davongeschwebt. Und dabei hätte mich brennend interessiert, weshalb sie mir eigentlich so bereitwillig all das erzählt hatte, was sie wuÃte.
In meiner Jackentasche wimmerte das Handy mit dem Goldfinken und all dem anderen Geflügel um die Wette. Die Stimme Bobby Hsiangs fragte mürrisch: »Sitzt du in einem Hurenhaus, so früh am Tag?«
Ich verzichtete auf eine Korrektur und gab einfach zurück: »Ich bin auf dem Baum der Erkenntnis. AuÃer mir sind ein paar Vögel da. Was drückt dich?«
»Komm her«, forderte er, wenig aufgeschlossen für einen SpaÃ. »Wo bist du? Geographisch bitte!«
»Kanton Tea Shop.«
»Du warst bei diesem Blättchen?«
»Ich habe einen fetten Auftrag«, zog ich ihn auf. »Von einem Gönner, der mir sehr gewogen ist. Als Privatunternehmer in einem sozialistischen Heimatland muà man sehen, daà man Reis in die Schale kriegt!«
Er schnaufte. Dann erkannte ich an seiner Stimmlage, daà er tatsächlich nicht zu Scherzen aufgelegt war, auch nicht zu einem freundschaftlichen Schwatz. Er forderte mich auf: »Setz dich in Bewegung. Adresse ist das Ritz Carlton. Findest mich in der Halle.«
»Das Ritz Carlton?« fragte ich ungläubig. Er grunzte nur, und dann klickte es. Ich erinnerte mich an den Zettel von Mrs. Tu mit der genauen Adresse des Ritz. »Wen besuchst du da?« fragte ich, aber dann wurde mir klar, daà er das Gespräch längst beendet hatte.
Allein wegen der Dame, die in der Lobby die Drinks servierte, verdiente das Ritz die vier Sterne. Sie hatte das Gesicht einer der nackten Schönheiten in den alten chinesischen Liebesfibeln, die clevere Geschäftsleute in Hongkong lange Zeit für die Heranwachsenden im Mutterland gedruckt und über die Grenze geschmuggelt hatten. Die Figur hätte einen melancholischen tibetischen Bettelmönch elektrisieren und seine Gelübde vergessen lassen können. Gong Li verdient zwar eine Menge Scheinchen beim Film, aber gegen dieses weibliche Wunder war sie für mich nur ein Schatten an der Wand. Nun gut, an der Leinwand ...
Ich sprach das graziös dahinschreitende Wunder an, noch bevor ich mich dafür interessiert hatte, ob es Bobby Hsiang hier irgendwo gab oder nicht: »An einem Etablissement, das sich mit solcher Schönheit schmückt, kann ich nicht vorbeigehen, wie Tu Fu schon sagte, angeblich jedenfalls ...«
Der Blick, den ich zurückbekam, lieà meine Ohren rot anlaufen. Aber die Göttin blieb gelassen und nickte mir nur gönnerhaft zu. Sie antwortete im Rahmen ihrer Kenntnisse: »Sehr erfreut, daà es Ihnen bei uns gefällt, Sir. Richten Sie diesem Mister Tu Fu bitte aus, wir hätten noch Appartements frei ...«
Wahrscheinlich die Gespielin des Geschäftsführers. Der Taifun schien ihr jedenfalls nicht das geringste ausgemacht zu haben.
»Du könntest langsam etwas seriöser werden«, sagte jemand hinter mir.
Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, daà es Bobby Hsiang war, denn gleichzeitig roch ich den Gestank seiner Bastos . Er blinzelte mich an: »Bist du arbeitsfähig? Oder zu mitgenommen aus dem Haus der zwitschernden Vögel?«
Ich ersparte es mir, auf diese Entgleisung einzugehen. Statt dessen lieà ich Bobby wissen: »Ich habe heute schon ein ernstes Gespräch mit Mià Tsao geführt. Danach ist ein Flirt erlaubt. Fanden schon die alten chinesischen Heilkundigen. Was läuft hier?«
Er fragte zurück: »Was Besonderes bei dieser Mià Tsao?«
Ich wedelte seinen Bastos -Qualm beiseite und quetschte heraus: »Sie hat mir freimütig erklärt, sie habe ein Verhältnis mit dem Toten gehabt. Als er noch lebte, natürlich ...«
Bobby grinste. »WuÃten wir sowieso schon. Ãberall Fingerabdrücke von ihr, in der ganzen Wohnung.«
»Auch auf dem Höschen?«
Das ignorierte er. Fragte: »Und sonst?«
Ich hatte keine Lust, ihm das, was
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