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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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technische Arbeit dafür selbständig zu leisten.«
    Das leuchtete ein. Ein paar von den am besten verkauften Fetzen der Tränen- und Jubelpresse wurden von Konservenfabrikanten oder Nudelherstellern geführt.
    Ich beobachtete ihn genau, als ich die Frage nachschob: »Ganz besonders erfahren in der Sache war wohl die persönliche Sekretärin Ihres Herrn Bruders, Miß Tsao?«
    Da grinste er mich entwaffnend an und fragte zurück: »Sie meinen, weil sie mit dem guten Po-chai nachts im Bett die Trockenlegung der nigerianischen Sümpfe diskutierte?«
    Bobby Hsiang lachte laut. Der Polizeiarzt hielt sich die Hand vor den Mund, vermutlich um zu verhindern, daß sein Woolworth-Gebiß herausfiel. Mister Yueh machte ein Gesicht wie jemand, der vor dem Radio auf die Durchsage der genauen Zeit wartet.
    Â»Sie könnten auch über das Testament Ihres Herrn Bruders diskutiert haben. Er hat es doch geändert, nicht wahr?«
    Â»Das hat er, ja.« Wieder ein verbindliches Lächeln.
    Â»Zu Ihren Gunsten?«
    Â»So sagte er.«
    Â»Sie kennen es?«
    Â»Nur aus seiner Schilderung.«
    Ich sah Bobby an. Der zuckte die Schultern. Dann sagte er: »Wir haben über diese Dinge bereits mit Mister Yueh gesprochen. Alles ist ebenso klar wie unklar. Es steht nur fest, daß Mister Yueh zu der Zeit, als sein Bruder erschossen wurde, nicht einmal auch nur in der Nähe des Tatortes sein konnte ...«
    Â»Und was meinst du, ist der Grund, daß dieser Killer ihn hier im Hotel aufsuchte?«
    Der Polizeiarzt schien ein echter Komiker zu sein. Er antwortete an Bobbys Statt mit wichtigtuerischem Gesicht: »Er wollte ihn töten. Das ist erwiesen. Und gelungen!«
    Mir war inzwischen klar geworden, daß ich auf diese Weise kaum noch etwas von Belang erfahren würde. Und als ob Bobby das auch ahnte, machte er der Komödie ein vernünftiges Ende, indem er sich an Yueh wandte: »Haben Sie eingepackt, was Sie am nötigsten brauchen?«
    Der Gentleman nickte.
    Bobby wandte sich an mich. Er drückte mir einen Zettel in die Hand und sagte: »Du fährst Mister Yueh in dieses Quartier. Oben in Kowloon. Sinn der Sache ist – wir geben offiziell bekannt, daß er getötet wurde und der Mörder unbekannt entkam. Daß es sich vermutlich um eine Familienfehde handelt, unter Hinweis auf den Mord an seinem Bruder. Wollen mal sehen, wer daraufhin aus seiner Höhle kriecht. Im übrigen bleibt es dabei, daß du in der Angelegenheit im Auftrag der Familie ermittelst ...«
    Er öffnete die Tür einen Spalt und gab den beiden Burschen draußen auf dem Korridor eine Anweisung. Zehn Minuten später waren zwei Träger mit einem Blechcontainer da und verstauten den Toten darin. Bobby schärfte ihnen noch einmal ein, was er vermutlich zuvor schon mit ihnen besprochen hatte: »Lastenaufzug, Tiefgarage, ohne Aufsehen weg, in der Pathologie wird abgesperrt, niemand bekommt den Toten zu Gesicht!«
    Die beiden hatten verstanden und zogen ab.
    Â»Wir sprechen uns später noch«, machte Bobby mich aufmerksam. »Jetzt fährst du deinen Wagen in die Tiefgarage. Nimmst Mister Yueh auf, der wird dort warten, und du bringst ihn in das stille Quartier.«
    Das Hotel hatte der Polizei wohl freie Hand für alles gegeben, was den Ruf der Edelherberge schonte. Der Einlasser an der Tiefgarage war demzufolge auch einer von Bobbys Leuten. Er winkte mich einfach durch, während auf der Ausfahrtbahn ein Lieferwagen an mir vorbeirollte, der mir sonderbar bekannt vorkam, von anderen Gelegenheiten, bei denen die Polizei Leichen ohne Aufsehen wegzuschaffen hatte. In meiner Polizeizeit hatten wir zuweilen welche irgendwo abgeholt, die schon acht Tage alt waren und rochen.
    Als ich mich später gegenüber Yueh darüber lustig machte, grinste er hinter der tiefdunklen Sonnenbrille, die ihm Bobby verpaßt hatte, und ich faßte genug Mut, um mich zu erkundigen: »Haben Sie übrigens heute schon einmal mit Miß Tsao telefoniert?«
    Er schüttelte den Kopf. Und ich beichtete ihm, daß ich ihn als meinen Auftraggeber bezeichnet hatte. Zur Rettung meines Seelenfriedens trug er bei, als er mich beruhigte: »Machen Sie sich keine Sorgen, Mister Lim Tok. Ihr Kommissar Hsiang hat mit mir ganz offen über den problematischen Aspekt des Mordes an meinem Bruder, gerade im Stadium der Übernahme Hongkongs durch China, gesprochen. Ich verstehe seine Sorge,

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