Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
Mrs. Tu mir verraten hatte, jetzt schon mitzuteilen, so zahlte ich ihm in gleicher Münze zurück, indem ich fragte: »Was, bitte, soll ich hier? Bevor ich nicht Honorar kriege, kann ich mir in diesem Frühlingstempel nicht mal ein Bier leisten ...«
    Er nahm mich an der Schulter, und während ich unter einem neuen Schwall Bastos -Qualm mit einem Hustenanfall kämpfte, sagte er gedämpft, mich gleichzeitig in Richtung auf die Fahrstühle dirigierend, die aussahen wie Dekorationen in einem amerikanischen Science-Fiction-Film: »Wir gehen Mister Yueh besuchen ...«
    Das wußte er also auch schon! Ich machte: »Aha!« Als da nichts folgte, sah mich Bobby mißtrauisch an, während wir in die Glaskapsel stiegen. Auf den Knopf mit der Zwei drückend, sagte er: »Das scheint dich gar nicht zu überraschen?«
    Â»Nein.« In meinem Blickfeld war wieder die Hotelgöttin aufgetaucht, aber bevor sie auch nur in die Versuchung kommen konnte, mir durch das dicke Plexiglas einen Blick zuzuwerfen, waren wir bereits in der ersten Etage.
    Â»Also wußtest du, daß er hier ist?«
    Manchmal konnte Bobby eine Nervensäge sein, und obwohl er mich nun wahrlich gut genug kannte, stellte er sich vor, als Privatermittler schläft man den halben Tag, und die zweite Hälfte verbringt man in Hühnerhäusern bei frohem Spiel mit unanständigen Damen. Also machte ich ihn aufmerksam: »Ich habe gearbeitet, Herr Polizeipräsident, und dabei erfuhr ich, daß er schon zwei Wochen hier ist. Was wollen wir bei ihm?«
    Die Glaskapsel hielt in einer Landschaft, die das Spielzimmer eines arabischen Ölprinzen hätte sein können. Nur daß gegenüber an der Tür zum Appartement Nr. 208 zwei junge Männer herumlümmelten, mit denen kein Prinz auch nur ein Wort gewechselt hätte, geschweige denn gespielt, so sehr sahen sie nach Polizei aus, obwohl sie einwandfreie, saubere Zivilkleidung trugen. Vielleicht gerade deshalb.
    Bobby behielt den Finger auf dem Stop-Knopf, wodurch der Lift nicht weiterfuhr, die Tür sich aber noch nicht öffnete. Er informierte mich ohne die geringste Gemütsbewegung: »Du kriegst jetzt einen Toten zu sehen. Mußt herausfinden, wer er ist und wer ihn warum zu Yueh schickte.«
    Â»Zu Yueh Lo-tsin?«
    Er grinste entwaffnend. »Zu dem, ja.«
    Ich überlegte. Natürlich konnte es sein, daß Yueh Lo-tsin, der hier wohnte, aus irgendeinem Grunde zur Zielscheibe geworden war, aber aus welchem?
    Â»Ermordet?«
    Er drückte auf den Stop-Knopf, und die Glaskapsel öffnete sich. Einer der beiden Zivilpolizisten griff nach dem Türknopf des Appartements und öffnete für uns. Das erste, was ich sah, war der dicke Hintern des Polizeiarztes, über dem ein schon etwas schmuddeliger weißer Mantel hing wie ein Berufswahrzeichen. Wieder einmal bedauerte ich es, daß sich unsere Polizei nicht endlich entschließen konnte, einmal eine Frau als Polizeimedikus einzustellen.
    Und dann tauchte weiter hinten, sich von einem etwas modernistischen Sofa erhebend, ein Mann auf, den ich nicht für einen Polizisten aus Bobbys Gefolge hielt.
    Er sah gut aus, um es mit einem Wort zu beschreiben. Schlank wie ein Sportler, mit ruhig blickenden dunklen Augen und einer Bürstenfrisur, die er wohl nicht trug, um Geld für den Frisör zu sparen, nein, dafür war er zu gepflegt, vom gestreiften Hemd unter einem Anzug für schätzungsweise achthundert Dollar, vom dezenten Schlips über exakt einen Inch aus den Ärmeln hervorragende Manschetten mit Goldknöpfen bis zum Ohrläppchen ohne modischen Ring. Ein Mann, den man, ohne lange nachzudenken, mit »Sir« anredet, auch wenn man nicht Hotelkellner ist, wobei man ganz genau das meint, was man sagt.
    Er lachte wie ein übermütiger Junge, als er mich erblickte. Sagte dann mit einer angenehmen Baritonstimme zu Bobby: »Hallo, ist das da Ihr Wunderboy?«
    Bobby kicherte. Ich verfluchte mich innerlich dafür, daß ich den Kerl sympathisch gefunden hatte, und bevor Bobby auch nur den Mund öffnen konnte, bellte ich den Gentleman an: »Der Wunderboy wird dir gleich ein paar Goldzähne aus dem Unterkiefer klopfen, du Bullshit-Artist!«
    An Bobby wandte ich mich: »Was ist das für eine Attrappe? Hat er nicht alle Augen auf dem Würfel?«
    Der Bariton sagte erstaunlich sanft: »Verzeihen Sie, Mister Lim Tok! Es war nicht meine Absicht, Sie zu

Weitere Kostenlose Bücher