Schwarze Blüte, sanfter Tod
Zeitenwende, wenn ich in der Schule einigermaÃen aufgepaÃt hatte.
Huang-ti, das hieà göttlich, und es veranlaÃte Mao Tse-tung viel später, sich ungeniert mit eben diesem Gottkaiser zu vergleichen, worüber einige der besten Hongkonger Witze gemacht wurden, bei denen nie geklärt werden konnte, ob sie britischen oder chinesischen Ursprungs waren.
Ich sagte mir gerade â in Anbetracht der Tatsache, daà die Chin die kürzeste Zeit von allen chinesischen Dynastien regiert hatten â, daà sich Geschichte zwar nicht gerade wiederholt, daà sie aber immer wieder vergleichbare Erscheinungen zeitigt, als Blondel in meinem Blickfeld auftauchte. Und im Hintergrund schob sich aus einer Tür, neben der eine Darstellung von Totenköpfen hing, die schöne Lady Hsu Kwan.
Es gelang mir gerade noch, hinter einer der mit Majolikaplatten bepflasterten Säulen zu verschwinden, als die Lady auch schon â absolut nicht ladylike â Blondel ansprach. Und ich hörte hinter dem künstlerisch wertvollen Pfeiler, den Blick auf eines der unvergeÃlichen Angkor-Gesichter gerichtet, aus dessen Augen die Malerin Tränen rinnen lieÃ, mit an, was da gesprochen wurde, denn es war noch vergleichsweise früh am Tag und es gab weiter kein Publikum um diese Zeit. Die ernsthaften Ãlbild-Freaks kamen wohl erst am Nachmittag ...
»Sehr angenehm«, flötete Blondel, etwa so höflich wie der schwule Kommandant eines Hinrichtungskommandos, dem die SchieÃbereitschaft seiner Truppe gemeldet wird. »Ja, natürlich kenne ich Mià Rose Kong!«
Die Lady blickte sich unauffällig um und vergewisserte sich, daà sie mit dem Besucher allein im Raum war, bevor sie Blondel fragte: »Gehe ich recht in der Annahme, daà Sie der Schreiber der Geschichte über die Vorfälle bei der Pacific Voice sind?«
»Sie gehen.«
»Und, wie Sie schreiben, hoffen Sie, hier in meiner Galerie Aufschluà über Hintergründe zu finden?«
»So ist es.«
»Wie kommen Sie darauf?«
Ich bewunderte die Coolness, mit der Blondel sie mit der Eröffnung überraschte: »Nun ja, Mià Hsu Kwan, da muà ich Sie wohl aufmerksam machen, daà unsere Redaktion die Mitteilung bekam, Sie verträten hier in Hongkong verdeckt die Interessen einer Gruppe, die ihre Heimat im Mutterland hat. Es gibt Hinweise darauf, daà es sich dabei um das handelt, was die Leute vom Fach so unfreundlich eine kriminelle Vereinigung nennen ...«
Ihre Stimme blieb ruhig. »Würden Sie bitte etwas genauer werden?«
Wie wir es vereinbart hatten, holte Blondel nun weit aus, um ihre Nerven zu strapazieren. Er begann, ihr die Geschichte der ethnischen Gruppen an der Küste zwischen Swatou und dem PerlfluÃdelta zu schildern, so um das 17. Jahrhundert herum, als es gegen Ende der Kämpfe zwischen der Mandschu-Dynastie und den Ming in dieser Küstengegend den Piraten Cheng Cheng-Kung gab, den die Engländer aus umstrittenen Gründen Coxinga nannten. Bei ihm und seinen Streitern suchten die Küstenbewohner nicht selten Schutz, wenn sie Schwierigkeiten hatten, weil sie für die Ming-Dynastie waren. Und zur gleichen Zeit bildeten sie gegen die Ãbergriffe der ungeliebten Mandschu-Beamten bewaffnete Verbände, aus denen nach und nach lokale Gangs wurden, die erhebliche Macht gewannen. Die starke Auswandererquote gerade aus diesen Gebieten sorgte dafür, daà diese Gangs sich über nahezu ganz Südostasien verbreiteten.
»Wissen Sie«, erzählte Blondel der immer noch geduldig zuhörenden Mià Hsu Kwan, »aus dem sogenannten Dreierkopf dieser Bünde, der für die Führung und die Anbahnung von lukrativen Geschäften wichtig war, auch übrigens für die Beseitigung von störenden Widersachern, entstand das was man heute so allgemein, wenngleich nicht mehr wörtlich ganz zutreffend, die Triaden zu nennen pflegt ...«
»Und was, bitte, hat meine Galerie damit zu tun, Mister ...?«
Die Frage kam wie ein SchuÃ. Aber der Zeitungsmann hatte wohl damit gerechnet.
»Blondel, Mylady«, klärte er die Galeristin mit gleichbleibender Freundlichkeit auf. »Blondel, Jerome. Mit Ihrer Galerie â das weià ich nicht. Aber wir haben vor kurzem eine aufschluÃreiche Unterredung mit einem Herrn gehabt, der uns gegen gutes Honorar eine Menge über die verschiedensten Syndikate erzählt hat, die jetzt aus dem Mutterland
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