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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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die wären am besten mit Gips zu verkitten.
    Es mußte Miß Hsu Kwan gelungen sein, ihrem dienstbaren Geist unbemerkt ein Zeichen zu geben. Vielleicht war es mir auch entgangen, weil diese Leute für solche Fälle natürlich einen Verständigungscode ausgemacht haben, den Außenstehende nicht kennen. Ein bestimmtes Wort, in der Unterhaltung benutzt, eine bestimmte Geste, das konnte für den beiseite gebliebenen Helfer die entscheidende Anweisung sein. Hier hieß es für Chak Sam offenbar, einzugreifen und diesen lästigen Mann, der von einem fremden Clan kam, auszuschalten.
    Wir hatten richtig getippt. Der Mord an dem Chef der Pacific Voice war weder ein Liebesdrama noch ein vom Gonganbu eingefädeltes Geheimdienstspiel gegen sein Radaublatt gewesen. Hier ging es in einem Augenblick, in dem sich durch die Vereinigung mit dem Mutterland eine Umschichtung in dem kunstvoll gesponnenen Netz der politischen und wirtschaftlichen Einflußmöglichkeiten abspielte, um die Erringung neuer Positionen für solche Clans, die allzu lange im drakonisch regierten Mutterland gleichsam gefesselt gewesen waren. Um Machtanteile wurde hier gerungen. Weil wir das vermutet hatten, war uns in den Sinn gekommen, für den Test die Lao Hu zu erfinden, einen Tong, den es gar nicht gab, dessen Existenz sich Miß Hsu Kwan aber von Jerome Blondel hatte einreden lassen, weil auch für sie alles das, was sich jetzt an Unterweltcliquen auf Hongkong stürzte, nicht eben leicht zu übersehen war. Im Grunde war es Blondel gewesen, der mich auf diese Idee gebracht hatte: Miß Hsu Kwan befreundet sich mit Mister Yueh Po-chai mit dem Ziel, die Zeitung in die Hände der San Tien Hui zu bringen, so oder so. Als es anders nicht klappte, hatte sie den Mord arrangiert. Und gleich darauf, als bekannt wurde, daß der Bruder die Pfründe erben sollte, auch dessen Ausschaltung, die dann schiefgegangen war. Und nun die Irritation mit der angeblich ebenfalls erbberechtigten außerehelichen Tochter ...
    Ich mußte neidlos zugeben, dieser Jerome Blondel hatte eine exzellente Phantasie. Und er hatte unbedingt selbst dieses Spiel mit der Chefin der San Tien Hui treiben wollen. Nun ja, ich hatte immerhin dafür gesorgt, daß der Junge bei seinem riskanten Auftritt nicht so leicht zu Schaden kommen konnte. Das meinte ich wenigstens. Ich hatte Bobby Hsiang nicht nur für den Plan gewonnen, nach dem wir vorgingen, sondern auch dafür, daß er sich engagierte.
    Nun kam es darauf an, daß er das Richtige tat, und vor allem nicht zu spät. Von ihm, auch von Männern, die er möglicherweise hier postiert hatte, war nichts zu sehen gewesen. Ich hoffte nur, daß sie auf ihren Posten waren, denn der gute Jerome Blondel beherrschte die Künste, mit denen die Keilereien in unseren Taekwando-Filmen und in den Karate-Opern bestritten wurden, wohl doch nicht ganz so perfekt wie Jackie Chang, der Superstar. Der wäre jetzt mit gestreckten Beinen auf Chak Sam zugehechtet und hätte ihm ein paar Rippen gebrochen. Aber bei einer Zeitung trainiert man solches eben nicht. (Fragen Sie mich nicht, was man da überhaupt trainiert, außer cleveren Sprüchen für Leute, die sich freiwillig von anderen sagen lassen, was sie zu denken haben!)
    Jedenfalls war Blondel offenbar in Lebensgefahr, denn der elegante Bursche mit der Superflachen machte nicht den Eindruck, daß er Spaß im Sinn hatte, als er hinter seiner Säule hervortrat und auf Blondel zuging, die Pistole auf ihn gerichtet.
    Ich entschloß mich schnell. Schlenderte einfach aus der Deckung meiner Säule hervor und schlug die Richtung auf Miß Hsu Kwan ein. Wie ein Besucher, der in einer Galerie herumzuwandeln pflegt, von einer Sehenswürdigkeit zur anderen.
    Als Miß Hsu Kwan herumfuhr, mich erkennend die Stirn runzelte, den Mund öffnete, um etwas gewiß nicht Freundliches zu sagen, kam ich ihr zuvor und rief so charmant wie es mir möglich war: »Hallo, Miß ... ach, jetzt müssen Sie mir bitte verzeihen ... oh, natürlich, Miß Hsu Kwan, wie konnte ich das vergessen! Ich bitte tausendfach um Vergebung! Wie es mich freut, Sie in dieser Umgebung wiederzusehen ... Ich hoffe, Sie sind gesund und Ihre Galerie erfreut sich regen Zuspruchs ...«
    Ein Maschinengewehr hätte nicht schneller schießen können, als ich ihr Worte entgegenschleuderte, die genau das taten, was ich beabsichtigte, sie verwirrten sie.
    Selbst

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