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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Guardian betrifft, so wird der Schreiber dieser Zeilen an der mysteriösen Sache dranbleiben und weiter berichten. Zuvor wird er allerdings erst einmal eine interessante Ausstellung kambodschanischer Gemälde in der Galerie Opal besuchen, auf die er kürzlich hingewiesen wurde: Da kann man viel über das erfahren, was hinter diesen Zusammenhängen steckt!
    Das hofft der Reporter ...
    In der Robinson Road atmete ich Auspuffgase ein, die gut und gern für drei Herzanfälle gereicht hätten. Es war wie verhext. Erst gab es die Baustelle, an der wohl noch ein Taifunschaden im unterirdischen Röhrensystem beseitigt werden mußte, und die Regulierer, die an beiden Seiten der schmalen Fahrrinne standen, ließen sich demonstrativ Zeit mit dem Durchwinken.
    Dann kippte an der Spitze der Schlange, in der ich seit der Kreuzung an der Synagoge fuhr, ein mit festgezurrten Holzkisten zu hoch beladener Lastwagen um. Bis ein Pulk Arbeiter die teils zerbrochenen Kisten beiseite geräumt und das Porzellan, das sie enthielten, zu weißgoldenen Häufchen zusammengekehrt hatte, verging die Zeit so langsam wie in einem schlechten Film.
    Zuletzt, als der Komplex des Nethersole Hospitals schon zu sehen war, fuhr ein nervöser Jeepdriver, dem die Straße wohl nicht genug Löcher hatte, in einem Anfall von Amok ein Dreirad an, dessen Ladefläche mit Hühnerkäfigen vollgepackt war. Die Tierchen nahmen es übel, als ihre Käfige auf dem Asphalt zerkrachten. Sie flatterten so boshaft durcheinander, daß wir anderen, die an der Katastrophe gar keine Schuld hatten, warten mußten, bis ein paar schnell herbeigeholte Helfer wenigstens den größeren Teil der Vögel wieder eingefangen hatten.
    Gerade als ich auf dem Parkplatz wütend die Autotür zuknallte und ich mir ausmalte, was Bobby Hsiang an gehässigen Kommentaren auf Lager haben würde, weil ich so spät war, sah ich ihn von der Straße abbiegen und ebenfalls auf den Parkplatz fahren. Da verwandelte sich mein Zorn sogleich in Schadenfreude, und ich begrüßte meinen Freund mit lautem Gelächter. Anschließend die Frage, ob er denn keine Sirene dabei habe.
    Er knurrte nur: »Du Idiot, meinst du, die Hühner hätten darauf reagiert?«
    Was mich zu der unvorsichtigen Bemerkung veranlaßte, Hühner hätten, glaube man der Pacific Voice , einen höheren Intelligenzquotienten als beispielsweise Rinder.
    Er schüttelte nur den Kopf und meinte: »Dir kann jedes Scheiß-Blatt auch jeglichen Quatsch einreden!«
    Dann wollte er wissen, ob es Neuigkeiten gäbe. Es gab noch keine.
    Dr. Bu Yon machte schon wieder einen ziemlich munteren Eindruck, wenngleich sein Kopf mehr Verbandmull aufwies als Haare. Sah aus wie einer dieser Kino-Araber, die meist hinter Weibern her sind und dann von männlichen Hauptdarstellern erschossen werden.
    Ich entschuldigte mich dafür, daß ich wohl einen großen Teil Schuld an dem hatte, was ihm zugestoßen war. Ohne meinen Einbruch bei ihm zu erwähnen. Bobby hatte mir ausdrücklich dazu geraten. Es würde den ohnehin verwirrten Mann nur noch mehr durcheinander bringen. Und der Einstieg war ja auch umsonst gewesen, weil die echten Diebe schon vorher dagewesen waren.
    Bu Yon winkte bei meiner Entschuldigung höflich ab. Die Kerle hätte er so oder so auf dem Hals gehabt, meinte er.
    Bobby fummelte aus seinem Woolworth-Jackett ein Bündel Fotos hervor, und wir ließen dem Patienten Zeit, sie in aller Ruhe zu begucken. Das Zimmer, das der Anwalt hier hatte, war nach den Hongkonger Maßstäben sehr gut ausgestattet. Wie die ganze Klinik, die einen guten Ruf hatte. Und gesalzene Preise.
    Â»Dieser ...«, sagte Bu Yon und hielt Bobby eines der Fotos hin, nachdem er das Bündel durchgeblättert hatte.
    Es war der mit den großen Händen, den ich wegen seiner ausgeprägten Vorliebe für Beinarbeit im Suzie-Wong-Keller in Erinnerung hatte. Unwillkürlich schmerzten meine Rippen beim Gedanken an ihn.
    Ich sagte zu Bobby: »Der arbeitet für Chao Yan.«
    Â»Du kennst ihn?«
    Â»Wenn ich ihn nächstes Mal treffe, ohne gefesselt zu sein, quetsche ich ihm seine Tschigong-Kugeln grün und blau!« Ich erklärte Bobby, woher meine Bekanntschaft mit ihm rührte.
    Dann besah ich mir den Rest der Fotos noch, und es lohnte sich sogar. Der elegante Türsteher von dem Hochhaus, in dem Miß Hsu Kwan ihre Opal-Galerie betrieb, war

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