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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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dabei, mit dem Namen Chak Sam auf der Rückseite der Pappe.
    Als ich Bobby darauf aufmerksam machte, fragte der nur mitfühlend zurück: »Und da willst du morgen hin?«
    Â»Angelhaken auslegen.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, und ich lobte ihn, weil ich wußte, daß er gern mal gelobt wurde: »Ihr seid gut informiert, was diese Clique angeht!«
    Als wir uns von Dr. Bu Yon verabschiedet hatten, vor dessen Zimmertür auf einem unbequemen Klinikstuhl, der hervorragend gegen Einschlafen wirkte, ein Zivilpolizist saß, für den Bobby im Vorbeigehen nur zwei Finger an die Schläfe legte, brummte er: »Sollen wir dich morgen abschirmen?«
    Ich fand die Idee gut. »In dem Gebäude wird sich kaum etwas abspielen. Aber beim Verlassen. Sie werden wissen wollen, wie sie mich erwischen können und was das mit dem Reporter zu bedeuten hat.«
    Â»Okay Wir machen es so, daß keiner aufmerksam wird. Deine Dschunke schirmen wir ja auch auf diese Weise ab.«
    Als ich ihm eröffnete, daß ich im Augenblick nicht auf der Dschunke wohnte, sondern in einem Zimmer, das Pipi für uns beide im Excelsior besorgt hatte, grinste er nur. Er wußte das natürlich schon. Aber, so meinte er, sie würden den Kasten trotzdem im Auge behalten. Und auch das Excelsior . Ich kam mir vor wie ein Staatssekretär.
    Â»Du wirst das alles natürlich nicht merken«, versicherte er mir.
    Und dann schlug er vor, im Tea For Two, in der Nähe der Klinik, dessen Wirt wir noch aus der Polizistenzeit kannten, und wo wir zuweilen eine Pause eingelegt hatten, ein Bier zu trinken.
    Eine notwendige Pause. Denn für den morgigen Besuch in der Galerie Opal gab es einiges zu beraten.
    Pipi drängte mich, den Revolver mitzunehmen, als wir in unserem Zimmer im Excelsior beim Frühstück saßen. Jeder in dem riesigen Hotelkasten schien es darauf abgesehen zu haben, uns das Gefühl von Ehrengästen zu vermitteln. Daher bekamen wir ein Frühstück, wie es sich der normale Zimmergast nur erträumen konnte. Der Tee war sogar noch heiß, obwohl der Kellner mindestens einen halben Kilometer damit unterwegs gewesen war, ganz zu schweigen von den Fahrstühlen und ihren Macken. Es fanden sich außer Lachs auch vier Wurstsorten und ein halbes Dutzend süßer Aufstriche, von Mango-Marmelade bis Nußcreme, auf dem Tablett.
    Â»Europäisch«, sagte der Kellner feierlich, bevor er die Deckel hob.
    Trinkgeld zu nehmen, weigerte er sich strikt. Flüsterte Pipi zu: »Bitte, bringen Sie mich nicht in Verlegenheit! Ich freue mich, wenn ich einmal etwas für Sie und Ihren Herrn Gemahl tun kann ...«
    Der Herr Gemahl kommentierte das nur mit einem fröhlichen »Danke!« und widmete sich dann einem Salat, in dem Gemüse von allen nur denkbaren Farben leuchtete.
    Als ich mich von Pipi verabschiedet hatte, traf ich auf dem Flur einen Boy, der mir bedeutungsvoll zublinzelte. Bobby Hsiang schien Wort zu halten. Die Zimmerfrau, die gerade aus ihrem Geräteraum kam, mit den verschiedensten Zusatzgeräten zu ihrem Staubsauger beladen, rief hocherfreut aus: »Ah, ein neues Gesicht im Haus!« Damit drehte sie dem Bewacher ihre Geräte an und kommandierte: »Legen Sie das ganz hinten ab, beim letzten Zimmer!«
    Der Boy verkniff sich ein Grinsen und tat, was sie verlangte.
    Staatsgäste Mr. Lim Tok und seine ehrwürdige Dauerbraut Pipi – gewissenhaft bewacht auf Kosten der Allgemeinheit –, da mußte ja der Steuerzahler vor Begeisterung jubeln!
    Ich hatte meinen Revolver trotz Pipis Rat doch nicht mitgenommen. Er lag in einem dieser praktischen Schließfach-Safes im Hotel. Nicht, daß ich die Gefahr unterschätzte, nein, aber ich wollte in dem für heute geplanten Akt des Spiels die Fäden möglichst so ziehen, daß die andere Seite keine Chance hatte, mit Schießeisen zu operieren. Im Gegensatz zu manchen anderen Kollegen machte es mir eben mehr Spaß, die Kanonen geparkt zu lassen und mit den kleinen Tricks der Branche zu arbeiten, anstatt mit Pulverdampf.
    Nicht, daß Sie mich deswegen für einen Mann mit Knallangst halten – wer mich zum Schießen zwingt, ist zu bedauern, weil er sich selbst überschätzt und später nur selten noch Zeit behält, sich selber deswegen auszuschelten. Er weiß nicht, daß ich mit diesem Handfeuerwerk schon so manchen Mitstreiter übertroffen habe, als ich noch als Polizist verpflichtet

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