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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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war, die Schieße selbst dann mitzuschleppen, wenn ich nur loszog, um einen Bekifften festzunehmen, der ein Schaufenster des Shopping Mall eingeschlagen hattte, um an ein neues Jackett zu kommen ...
    Als ich an der Ladenpassage vorbeifuhr, die das Excelsior betrieb, und wo man von golddurchwirkter Shantungseide bis zum Mickymaus-Präservativ so gut wie alles kaufen konnte, was teuer war, mußte ich an so eine Gelegenheit denken. Da hatte ich einen Klemmer festgenommen, der mich für einen leicht angetrunkenen Touristen gehalten hatte, bis die Handschellen saßen, und der mir dann gestand: »Wenn ich auch nur geahnt hätte, daß du mir an die Haut willst, hätte ich dir mit meinem Gerät zu einem Holzbein verholfen ...«
    Ich nahm ihm eine der neuen italienischen Konstruktionen ab, von der ich später erfuhr, daß die meisten Benutzer sich damit eher aus Versehen ins eigene Knie schießen, als einen Treffer im Rumpf des Gegenspielers zu landen.
    Ãœber mein Handy meldete sich Jerome Blondel, der bis zur Galerie Opal in der Hollywood Road den kürzeren Weg von uns beiden hatte. Er würde in der Parketage warten. Wenig später teilte mir Bobby Hsiang mit, sein Team wäre angekommen, was immer das heißen sollte. Ich hoffte, die Kerle würden nicht gerade so auffallen wie der Boy im Excelsior .
    An der nächsten Ampel, als meine Geduld erprobt wurde, tippte ich die Nummer von Miß Hsu Kwan ins Handy ein. Und als sich die Vorzimmerdame meldete, flüsterte ich ihr heiser zu: »Ein Tip von einem Freund. Bitte sofort an Miß Hsu Kwan übermitteln: gleich wird der Zeitungsreporter des Island Guardian , der in dem Fall des toten Zeitungserben herumgräbt und eben die Erbin der Pacific Voice interviewt hat, bei Ihnen auftauchen, um sich die Ausstellung mit der Khmer-Malerei anzusehen. Name ist Jerome Blondel ...«
    Ich drückte schnell den Aus-Knopf. Nun stand die Chefin der Hongkonger Chiu Chao vor einer komplizierten Entscheidung. Was würde sie tun?
    Jerome Blondel war angezogen wie ein Türsteher in einer mittelklassigen Krawallbude in Kowloon. Kariertes Jackett, Ohrclips, violette Hosen. Über dem knallgelben Hemd ein fischblauer Schlips mit weißen Elefanten.
    Â»Dir fehlt bloß noch eine Pfauenfeder, möglichst im Hintern steckend!« zog ich ihn auf, wobei ich mit einem Lachanfall kämpfte. Sein üppiges Haar war mit Hilfe von lästerlich stinkender Brilliantine gescheitelt und angeklatscht, wie es die Luden in den alten amerikanischen Filmen über Al Capones Blütezeit zu tragen pflegten.
    Ich ließ ihn vorausgehen. Wir würden uns in der Galerie treffen, für den Fall, daß Miß Hsu Kwan die Chance vorübergehen ließ, den Reporter zur Rede zu stellen. Notfalls würde ich plötzlich auftauchen und sie weiter provozieren.
    Das erste, was mir auffiel, als ich in der Eingangshalle aus dem Fahrstuhl stieg, um mich erst einmal umzusehen, war der junge Mann namens Chak Sam, den Bobby in seiner Sammlung von Mitgliedern der Chiu-Chao-Clique hatte. Er tat genau das, womit ich gerechnet hatte. Jeremy Blondel war nämlich auch auf dieser Etage aus dem Fahrstuhl gestiegen und hatte sich – den schmissigen Jung-Empfangsaufseher ignorierend, hier demonstrativ umgesehen, ehe er wieder in die Kabine stieg und sich auf die Ebene der Galerie ziehen ließ.
    Und der Bursche hatte seine Beschreibung offenbar gehabt, ihn erkannt und informierte jetzt, genau wie ich es gehofft hatte, seine Chefin.
    Ich nutzte aus, daß er die Halle für wenige Augenblicke etwas vernachlässigte, und war im Fahrstuhl verschwunden, bevor er den Hörer auflegte.
    Am Eingang zu der Galerie nahm mir eine blondierte Schönheit, die sich sehr viel Mühe gegeben hatte, ihre Mandelaugen vermittels der verschiedensten Tricks recht europäisch aussehen zu lassen, ein beachtliches Eintrittsgeld ab, bevor ich einen ersten Blick auf Pol Pot in Öl, bewaffnet mit einem Schwert, werfen konnte. Die bluttriefende Waffe mußte, so wie sie gemalt war, etwa aus der Zeit der Streitenden Reiche stammen, als Häuptling Cheng mit Hilfe solcher aus westlichen Ländern importierter eisernen Großmesser nacheinander seine sechs Widersacher besiegte, und als Chin Shi Huang-ti der erste Kaiser eines einigermaßen geeinten chinesischen Staates wurde. Das muß etwa zweihundert Jahre früher gewesen sein, als die von den Christen so gekennzeichnete

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