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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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bei sich zu Hause ...«
    Eine Lebensweise, die zwar nicht jedermanns Sache sein mag, die sich aber bei Leuten mit ähnlichen Berufen zuweilen findet. Jemanden, der während ihrer Anwesenheit dort etwa um den Bungalow herumgestrichen wäre und die Gegend ausbaldowerte, hatte die Zugehfrau nie beobachtet.
    Â»Das ist wenig«, meinte Bobby Hsiang, als wir uns gegen Abend im Blacksmith’s Arms trafen, unten in Tsim Sha Tsui, wo es wieder mehr Häuser als Grünes gab, verglichen mit den New Territories. Mein Freund, der nach wie vor bei Hongkongs Polizei in Sachen Mord tätig ist, hatte in Kowloon zu tun gehabt, und weil mir noch etwas Zeit totzuschlagen blieb, bis ich meine Freundin Pipi abholen konnte, die im Excelsior , drüben in Victoria am Empfang arbeitete, konnte ich vorher bequem mit Bobby in der englisch angehauchten, gemütlichen Bierkneipe ein paar Dunkle schlucken. Abgesehen davon, daß meine alte, erprobte Freundschaft mit Bobby mir seine Hilfe garantierte, sofern ich die brauchte. Was wiederum hieß, daß ich als Privatmann meinerseits Bobby beisprang, wenn der in seinem nicht ganz unkomplizierten Job mal eine von außerhalb kommende, unauffällige Stütze brauchen konnte.
    Bobby war in einem Lagerhaus herumgekrochen. Sein Anzug (er vergaß nie den Schlips!) wies Spuren des Herumkletterns zwischen Kisten und Kartons auf, und in seinem kurzgestutzten schwarzen Haar hingen Reste von Spinnweben. Er verschwand erst einmal für eine Zeitlang in der Toilette des Arms, um sich zu säubern. Währenddessen kippte ich mein erstes Ale und dachte darüber nach, wie günstig es doch war, daß wir von den alten Kolonialattributen wenigstens einige hatten erhalten können, in der neuen Umarmung des Mutterlandes. Das Arms mit seinem Bier und der ganzen geruhsamen Atmosphäre englischer Vorstadtkneipen gehörte dazu.
    Hongkonger wie ich liebten so etwas ebenso wie auch das altmodische Teehaus, das ja gleichfalls bei uns noch zu haben ist, mit Greisen, die zu ihren Vögeln sprechen, die sie in Käfigen mitbringen, und die ihren Jasmintee genießen, als wäre es göttlicher Nektar.
    Â»Ich habe es geahnt!« spottete ich, als Bobby zurückkam. Zwischen den Lippen hing ihm nämlich wieder die unvermeidliche, filterlose Bastos , eine Zigarette, gegen die, wie mir Fachleute versichern, französisches Legionärskraut geradezu balsamische Düfte verbreitet. Bobby grinste nur vergnügt. Er hatte sich vor kurzer Zeit, als wir uns zuletzt sahen, verpflichtet, das Laster des Rauchens aufzugeben, feierlich. Ich hatte ihm damals schon vorausgesagt, es würde drei Tage dauern, bis er wieder zu den Schwarzen griff, und hatte recht behalten.
    Zu seiner Ehre muß ich sagen, er blies mir den ätzenden Qualm selten einmal absichtlich ins Gesicht, bemühte sich, mich zu
    schonen. Manchmal fühlte ich mich schon behandelt wie ein Kranker!
    Der Wirt stellte ihm eines der hohen Biergläser hin, die an Blumenvasen erinnerten, und dann tranken wir eine Weile, ohne uns um die Welt zu kümmern, die unaufhaltsam in ihr Verderben torkelte, worüber wir uns ohnehin einig waren, auch wenn wir das nicht bei jedem Zusammentreffen neu erörterten.
    Es befanden sich außer uns erst ein halbes Dutzend andächtiger Biertrinker in der Kneipe. Nach geraumer Zeit, während der Wirt das nächste Bier zapfte, verlangte Bobby von mir: »Nochmal diese Geschichte mit den Telefonanruf, bitte!«
    Ich hatte ihm von meinem Auftrag erzählt und mich auch beiläufig erkundigt, ob er auf dem amtlichen Gleis vielleicht ein paar Weichen zufällig so stellen könnte. daß ich in Shanghai Antwort auf Fragen bekam, die ich Ai Wu nicht stellen wollte, weil ich seine Abneigung gespürt hatte, über alles, was mit Shanghai zusammenhing, ausführlich mit mir zu reden. Mein Gefühl sagte mir, daß dort, in Ai Wu’s Heimat höchstwahrscheinlich Aufschluß über das zu finden sein könnte, was ihn hier bedrohte.
    Â»Du willst nach Shanghai fahren?« wollte Bobby wissen, nachdem ich ihn einigermaßen aufgeklärt hatte.
    Â»Rätst du mir ab?« Wir waren Freunde seit der Kinderzeit in Wanchai, und wir waren lange genug miteinander als Polizisten Streife gegangen, gute Voraussetzungen, um ehrlich miteinander zu sprechen.
    Â»Quatsch«, meinte Bobby jetzt. »Wir sind Bürger Chinas, warum solltest du nicht dorthin reisen! Ich

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