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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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konnte man noch riechen, ja. Kein Zweifel darüber. Hat auch das Labor bestätigt. Unsere Chemiker haben Holzteile untersucht, die wir sicherstellten. Das Gutachten können Sie einsehen, wenn Sie wollen ...«
    Er winkte mir, an einen der herabhängenden, verkohlten Balken zu treten und machte mich auf einen Klumpen schwärzlich zusammengeschmolzenes Plast aufmerksam: »Da liegt der Schlüssel für die Sache. Das ist ein Rest dieser mondänen Regenwasserverwendungsanlage ...«
    Mich interessierte die Konstruktion, und er erklärte sie mir geduldig. Besser als Joshua Sing das gekonnt hatte. »Der Trick besteht in der Dosierung. Wenn zuviel Regen anfällt, was fast immer der Fall ist, schließt ein elektronisch gesteuertes System von Klappen die Einflüsse, und dann läuft das überschüssige Wasser einfach ab. Ein Teil wird gespeichert. Wenn dann längere Zeit Trockenheit herrscht, geben die Klappen Teile der Reserve frei. Hört sich gut an. Aber soweit ich weiß, hat sich das System in der Praxis nicht so richtig duchgesetzt. Ist wohl noch nicht ganz ausgereift. Wir trafen es jedenfalls hier zum ersten Mal an. Kannten es bisher nur aus den theoretischen Schulungen ...«
    Ich bat ihn: »Können Sie mir erklären, wie von außen so viel Sprit in das System geleitet werden konnte, daß es drinnen über Teppiche, Möbel und wer weiß was lief, wenn es dieses System von Sperrklappen gegen überschüssiges Wasser gab?«
    Er lächelte mitleidig. »Sir, das war nicht ein Regen, der durch die Klappen begrenzt wurde, da war menschliche Manipulation im Spiel. Es ist wahrscheinlich, daß ein Schlauch, durch den der Sprit gepumpt wurde, in das Röhrensystem eingeführt und gegen die Klappen gedrückt wurde. Sie gaben nach. Verstehen Sie – der Druck ...?«
    Ich verstand. Kein Zweifel, hier waren clevere Leute am Werk gewesen. Sie hätten gut und gern ein Fenster einschlagen und den Sprit durch die Öffnung in den Bungalow kippen können, aber sie hatten den Weg über die Wasserverteilung gewählt, um die alarmgesicherten Fenster zu umgehen. Also hatten sie das Haus gekannt. Hatten es ausgekundschaftet. Oder die Baupläne gesehen. Bei modernistischen Bauten dieser Art wurden sie zuweilen Interessenten gezeigt, aus Reklamegründen.
    Der Brandmeister bestätigte mir: »Sicher wußten sie Bescheid. Brachten deshalb wohl gleich eine Pumpe mit, Schlauch, alles Notwendige.« Er überlegte kurz. »Gab es vielleicht eine Haushälterin hier, die mit Erzählungen über die moderne Anlage geprotzt haben könnte?«
    Ich griff nach dem Handy, rief Joshua Singh an und erkundigte mich. Er bat mich, zu warten. Als er sich wieder meldete, gab er mir die Adresse einer Chinesin, die zweimal in der Woche bei Ai Wu aufgeräumt und gereinigt hatte. »Aber die Polizei hat sie bereits befragt und keinen Anlaß für einen Verdacht gefunden«, fügte er hinzu.
    Ich besuchte sie trotzdem. Auch mir kam sie nicht verdächtig vor, als ich sie in ihrer eher einem Käfig als einer Wohnung ähnelnden Behausung in Sha Tin über ihre Erfahrungen im Dienste Ai Wus befragte.
    Es stellte sich heraus, daß sie eine gewissenhafte Person war, die über ihre Nebenarbeitsstelle nie mit Leuten gesprochen hatte, schon um niemanden auf das aufmerksam zu machen, was sie bei dem Schauspieler verdiente, wofür sie das Haus sauber hielt, Wäsche für ihn erledigte und selbst noch dafür sorgte, daß sich die von ihm bevorzugte Weinsorte stets im Kühlschrank befand.
    Â»Er hat mich gut bezahlt«, gestand sie mir. »Aber ich weiß nicht, ob er mich wieder holt, wenn er das Haus neu aufgebaut bekommt. Wenn ...!«
    Sie wußte nichts von Drohungen, bei ihr hatte auch niemand versucht, Wissenswertes über Ai Wu oder sein Anwesen zu erfahren.
    Ich sah keinen Grund, an dem, was sie mir sagte, zu zweifeln. Nach Besuchern befragt, dachte sie eine Weile nach, dann gestand sie mir: »Wenn Sie mich so fragen, muß ich Ihnen sagen, ich habe Mister Ai Wu manchmal für einen Einsiedler gehalten. An Besucher erinnere ich mich nicht. Wenn er zu Hause war, beschäftigte er sich mit den Texten, die er zu lernen hatte. Er besaß eine Sammlung von Schallplatten aus China, aus der er oft Stücke spielte. Ich hatte den Eindruck, wenn er sich mit jemandem traf, auch wohl mit einer Freundin, dann tat er das woanders, nicht

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