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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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    Es gelang mir gerade noch, Bobby zu erwischen, bevor er sich zu seinem Auto begab. Als ich ihn fragte, ob er irgendeine Beziehung zu Kings Park hätte, grinste er erwartungsgemäß so unverschämt, daß ich ihn am liebsten in den Boden gehauen hätte.
    Â»Hast du neuerdings einen Kratzer in der Festplatte?«
    Ich beschloß trotzdem, Gentleman zu bleiben und antwortete gemessen: »Ich muß dich enttäuschen. Außer meiner Allergie gegen schwarzen Tabak fehlt mir nichts. Aber beruflich muß ich da oben einen Zugang finden. Hast du nicht zufällig einen Arzt von da auf deiner Liste, der bei euch vielleicht mit Drogen anfiel? Oder wegen Kinderschändung, was jetzt in ist?«
    Er bewahrte Haltung. »Beides nicht meine Gebiete. Was willst du – ärztliche Tips oder an Patienten heran?«
    Â»Letzteres. Vielleicht beides. Unter Umständen nützt mir auch ein Hinweis über neuzeitliche Kinderschändung.«
    Wie meistens hörte Bobby als erster auf, Scherze zu machen. Er hatte die Chance, mir ohne viel Aufhebens einen Weg aufzumachen, und er versprach mir: »Ich kenne den Chefarzt. Werde mit ihm telefonieren. Du erfährst an der Pforte, an wen du dich wenden kannst. Suchst du dort den verschwundenen Schauspieler?«
    Â»Damit fange ich anderswo an. Aber ich weiß noch nicht genau wo.«
    Ich fuhr als erstes zum Drehort, wo die Entführung abgelaufen war, am Castle Peak Kloster, oben in den New Territories. Nur daß ich diesmal mein Auto drüben in Kowloon am Star House stehen ließ und mir am Touristen-Pier eines der neuen Motorboote mietete.
    Mit den Umfahrten und Sperrzonen ging ich ziemlich liberal um, und da das Boot einwandfrei lief, schaffte ich es in etwas mehr als einer Stunde, die Castle Peak Bucht zu erreichen. Ein Taxifahrer, der gut und gern Rallye hätte fahren können, lud mich am Drehort ab, gerade als der Bote aus Tuen Mun die Pappbehälter mit dem Mittagessen brachte.
    Während sich John Lee, nervös wie immer, von einem Plastetablett die Dim Sum griff, die aussahen, als hätte sie an Hamburger Charlys Bratstand, jetzt am Temple Market, schon mal ein Matrose gegessen, verging mir der Appetit. Auch der Hunger.
    John Lee war bereits benachrichtigt worden, daß Ai Wu ausfiel. Er sagte zwischen zwei der Häppchen: »Wir packen. Schluß. Wir ziehen die Aufnahmen vor, in denen Ai Wu nicht drin ist. Vielleicht kommt er ja überhaupt nicht mehr. Dann müssen wir alles, wo er drin ist, sowieso nachdrehen, mit einem anderen ...« Er hob den Blick zum Himmel und machte den Versuch, verzweifelt zu erscheinen. Es gelang ihm mit vollen Backen nur schlecht.
    Ich riet ihm, die Hoffnung nicht zu schnell zu verlieren: »Möglicherweise findet die Polizei ihn ja schnell. Bei solchen Vergehen schalten die auch ganz schön ihren Apparat ein ...«
    Aber John Lee war nicht sehr zuversichtlich. Er griff sich die Colabüchse und maulte: »Wäre das erstemal, daß die Polizei was Nützliches vollbringt!«
    Eine Weile kaute er schweigend. Dann schimpfte er los: »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er die Rolle gar nicht gekriegt! Ein Mann, der in einer so beschissenen persönlichen Klemme hängt, den ein anderer sozusagen an den Pralinen gepackt hält und zappeln läßt ... so was gibt nur Ärger!«
    Ich überließ ihn seinem Lamento und besah mir die Stelle, an der das Auto gestanden hatte. Wie ich schon befürchtet hatte, gab es nicht den schwächsten Hinweis auf das, was hier geschehen war. Weil die Entführer ja auch ein Fahrzeug gebraucht hatten, um überhaupt hierher zu gelangen, sah ich mich in der Umgebung um. Da gab es genügend Plätze, an denen ein Auto abzustellen gewesen wäre. Aber es fand sich keine Spur.
    Waren sie mit einem eigenen Auto gekommen, dann mußte es außer den beiden, von denen der Bodyguard gesprochen hatte, mindestens noch einen dritten geben, der das Fahrzeug nach dem Überfall wieder weggefahren hatte. Oder hatten sie ein Taxi benutzt, wie ich?
    Nachdem ich einsah, daß es hier oben nichts mehr zu entdecken gab, orderte ich mir ein Taxi aus Tuen Mun und ließ mich in die Siedlung an der Bucht zurückbringen, wo das gemietete Motorboot lag.
    Bei der dritten Taxifirma in Tuen Mun, die ich aufsuchte, war der Fahrer beschäftigt, der gestern am späten Abend zwei Männer hinauf zum Kloster gebracht hatte. Auf

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