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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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meine Frage rief die Dispatcherin ihn an und verband uns. Ja, er habe die Fahrt gemacht. Und – ja, in einer halben Stunde könnte er an der Bucht sein, er müsse nur noch seinen Fahrgast am Butterfly Beach absetzen, dann mache er sich auf den Weg ...

    Er war ein kleiner, untersetzter, noch junger Mann, der nach der gegenwärtigen Mode seine Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten trug, so ziemlich die albernste Kopfbedeckung, die man sich ausdenken kann, aber die Leute liebten das, wie sie auch Diana liebten, was will man da mit Vernunft? Um ihn entgegenkommend zu stimmen, bezahlte ich seine Fahrt von Butterfly Beach bis zu meiner Anlegestelle, und er sagte mir fröhlich alles, woran er sich noch erinnerte: »Es waren zwei, ja, Mister. Der eine war schon älter ...«
    Â»Fünfzig?«
    Â»Etwas darüber, Mister. Obwohl – er hielt sich gut. Nicht etwa gebrechlich, nein. So groß wie Sie, etwas breiter um die Schultern und Hüften, volles Haar, die Gesichtshaut glatt. Ein Dutzendgesicht, wenn Sie mich fragen. Keine Narbe, nichts. Einfach ein Chinese mit einem runden, chinesischen Gesicht wie mein Onkel Kim ...«
    Â»Hat er gesprochen?«
    Der Fahrer schüttelte nach kurzem Überlegen den Kopf. »Nein. Der andere sprach.«
    Â»Ein Hiesiger, der Sprache nach zu urteilen?«
    Â»Unbedingt. Er kannte sich aus. Ich vermute, er fährt sogar selbst Auto. Man merkt sowas manchmal bei Fahrgästen. Er war jünger als der andere, schlank, aber kräftig. Verstehen Sie – keine Sumo-Ringer-Figur, eher ein Karate-Typ. Elastisch, mit einem federnden Gang. Sehr kurzes Haar, die Gesichtshaut etwas mehr gebräunt als bei dem Älteren. Der sah eher kalkig im Gesicht aus. Und sein Gesicht war runder, ja. Der zweite hatte es schmaler. Wie man es ... nun ja, Mister, wie man es bei Leuten hat, die Sport treiben, oder viel segeln, ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben könnte ...«
    Â»Und die stiegen beide da oben einfach so aus und ließen Sie wegfahren?«
    Â»Das taten Sie, ja, Mister. Vorn, vor dem Kloster. Bezahlten großzügig. Da in der Nähe gab es andere Fahrzeuge, ich sah auch, daß Scheinwerfer an waren. Meine Fahrgäste wollten nicht näher heran, sagte der Jüngere. Wollten nicht stören ...«
    Â»Sehr rücksichtsvoll«, sagte ich. Notierte mir die Rufnummer des Taxis, und der Fahrer stimmte sogleich zu, als ich fragte, ob er die Männer wiedererkennen würde, wenn er sie gezeigt bekäme. Ich sagte ihm, es sei möglich, daß ich mich in der Sache noch einmal an ihn wenden würde, und als ich hinzufügte, ich würde selbstverständlich die Unkosten bezahlen, die ihm entstünden, forderte er mich geradezu auf, ihn unbedingt anzurufen.
    Ein älterer und ein jüngerer Chinese – was konnte ich damit anfangen? Ich stieg in mein Boot und zuckelte zurück südwärts. Am Ocean Terminal besetzte ich eine Telefonbude und rief eine Taxivermittlung in der Umgebung nach der anderen an.
    Hier hatten die Kidnapper das Auto der Filmproduktion stehen gelassen. Wie waren sie weitergefahren zu dem Ort, an dem sie Ai Wu verstecken wollten? Natürlich konnten sie ein eigenes Fahrzeug auf einem der Parkplätze hierherum stehen gehabt haben. Aber wenn nicht? Hatten sie ein Taxi benutzt? Ai Wu vorher mit Alkohol vielleicht wehrlos gemacht? Beliebte Methode, dem Fahrer vorzuspielen, man bringe einen Betrunkenen heim.
    Um nichts unversucht zu lassen, fragte ich überall nach einer Fuhre mit drei Männern, der eine davon möglicherweise betrunken.
    Ich bekam von einer Fahrt zu dritt erzählt, bei der es zwei nüchterne Fahrgäste gegeben hatte und einen Betrunkenen, allerdings sei das eine dieser Damen gewesen, na, ich wisse schon! Ich wußte.
    Ein anderer Fahrer hatte drei Männer transportiert, die ihm die besten Witze der Saison erzählt hätten – ob ich den schon kenne, in dem er ehemalige britische Gouverneur in London von einem chinesisch aussehenden kleinen Mädchen besucht wird, das ihm eröffnet ... Ich legte auf.
    Danach hörte ich noch von jeder Menge Preller und Leuten, die mit Scheckkarten zahlen wollten, was die Taxifahrer ablehnten, weil die Dinger meist geklaut waren. Und zuletzt erzählte mir einer von einem Trio, bei dem der dritte Mann ein Grätenlutscher war, wie der Fahrer das nannte. Dem hätten die beiden anderen auf dem Rücksitz nacheinander die

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