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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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hatte. »Den Tip bitte!«
    Ich sah ihn so richtig vor mir, grinsend, die kalte Bastos im Mundwinkel, sich darüber amüsierend, daß er mich ärgern konnte. Aber andererseits ...
    Â»Hör zu. Von mir weißt du nichts. Ich habe durch Zufall eine Meldung mitgehört, die oben an unsere Kidnapping-Abteilung geht. Mann, auf den die Beschreibung Ai Wus paßt, drüben in Kowloon gefunden. Kowloon Moschee. Bekannt?«
    Â»Ja. Lebt er?«
    Â»Er lebt. Deshalb bleibe ich aus der Sache raus. Mach dich auf zur Fähre. Unsere Leute sind noch nicht abgefahren. Warten auf den Obermacher, der ißt auch irgendwo Ente, wie du. Und den Gefundenen, das habe ich mitgekriegt, sollen die Finder genauso lassen, wie er gefunden wurde. Nichts verändern. Er muß da in einer komischen Haltung sein ... jedenfalls – das ist alles!«
    Lange Rede für Bobby. Es ist eben gut, wenn man Freunde bei der Polizei hat! Wenn das da drüben in Kowloon tatsächlich Ai Wu war, und er lebte, dann waren wir der Lösung des Rätsels um seine Quälgeister vermutlich wenigstens wieder einen kleinen Schritt näher.
    Pipi überraschte mich damit, daß sie die Stäbchen weglegte und ihren Wein austrank. Dann blickte sie mich mit einem Ausdruck an, der etwa sagen konnte: Ich bin ja selbst schuld, daß ich mich ausgerechnet mit dir eingelassen habe!
    Sie fragte: »Wohin?«
    Â»Ich bestelle dir ein Taxi!« Ich griff schon nach dem gerade weggesteckten Handy, da sagte sie: »Kein Taxi. Heute will ich mal wissen, was du so nach einem Essen mit mir machen mußt. Ist es blutig?«
    Ich stotterte: »Offenbar nicht ...«
    Â»Gut. Ich komme mit.«
    Der Kellner lamentierte trotz eines angemessenen Trinkgeldes hinter uns her, daß wir noch Früchte zu essen hätten, und eine Ente, hinter der man kein frisches Obst aß ... Pipi strahlte ihn so unwiderstehlich an, daß er verstummte, und dann entschuldigte sie uns: »Wir haben gerade gehört, daß der Mann, der uns sein Vermögen vererbt, in unserer Abwesenheit seinen Abschied von dieser Welt genommen hat ... Sie verstehen?«
    Es war ihm nicht anzusehen, ob er tatsächlich verstand, aber er klappte sein Mundwerk zu.
    Die Moschee liegt im Süden von Kowloon, nur einen knappen Kilometer vom Star Ferry Pier, wo wir anlegten, entfernt. Ein Stück den Park Drive hoch, dann auf der Haiphong bis zu einem der Eingänge zum Kowloon Park auf dieser Seite. Ein Teil des Parks gehörte zu dem islamischen Gotteshaus, das ein Halbmond schmückte, von dem manche Leute behaupteten, er sei aus purem Gold. Jedenfalls sah er jetzt so aus, von Scheinwerfern angestrahlt, die ihn aus der Dunkelheit heraushoben.
    Gerade bog ich zum Eingang ab, als vor mir der erste Polizeiwagen auftauchte und mir zuvorkam. Pipi, die mir unternehmungslustiger als je erschien, lachte zwar Ȁtsch!«, aber ich hätte den Wagen mit dem blauen Signal ohnehin vorfahren lassen müssen, und außerdem kam er mir sogar ganz recht. Man ist als Privatermittler nicht eher an einem Tatort als die Profis, denn das führt zu unnötigen Verdächtigungen. So aber konnte ich, als wir ausstiegen, dem Mann vom Kidnapping-Departement höflich lächelnd erklären: »Ich sah euch hier einbiegen – meine Berufsneugier veranlaßt mich, zu sehen, was es da gibt ...!«
    Er verzog zwar das Gesicht wie unter einem Zahnarztbohrer, aber er sagte nichts, zumal er mich kannte und wußte, daß ich von Ai Wu engagiert war.
    Er hörte sich, während andere Polizeifahrzeuge hinter uns in die Einfahrt bogen, das an, was einer der Gärtner des Moschee-Parks ihm ziemlich atemlos mitteilte.
    Â»Ich habe erst einmal nur das Wasser abgedreht. Er schrie ja, nachdem er den Knebel losgeworden war, unter jedem Tropfen wie ein Tier. Und die Fesseln habe ich durchgeschnitten, mit der Gartenschere, damit er sich ausstrecken kann. Er liegt bewegungslos da ... aber er lebt ... natürlich ... glaube ich ...«
    Ein bißchen konfus hörte sich das an. Aber wir erhielten gar keine Chance, Überlegungen anzustellen oder Fragen anzubringen. Die Polizisten flitzten hinter dem Gärtner her, vornweg zwei von ihnen, die mit grellen Lichtbündeln aus Handlampen den Weg erhellten. Es ging eine Weile ausgebaute Wege entlang, dann aber quer über Grasflächen und durch Buschgruppen, so daß Pipi neben mir schon anfing, ihre Neugier laut zu bedauern.
    Doch

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