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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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bemerkte beiläufig: »Nein, nein, alles in Ordnung. Routine. Wann fliegen Sie denn ab?«
    Â»Zwei Uhr nachts. In einer halben Stunde kommt jemand vom Studio, der bringt mich dann auch zum Flugplatz.«
    Ich wünschte ihr einen guten Flug. Vor allem, daß auf dem neuen Flughafen, dem Stolz des Besonderen Verwaltungsgebietes inzwischen alle Transportbänder funktionierten und ihr Gepäck nicht versehentlich in Alaska landete. Und ich vergaß auch nicht, ihr zu versichern, daß ich ihre Bekanntschaft genossen hatte. So sehr, daß selbst ein Händedruck von Chow Yun-fat damit verglichen uninteressant gewesen wäre. Obwohl – Chow Yun-fat hatte ich, noch bevor er nach Hollywood ging, immer gern fragen wollen, wie er das anstellte, daß er beim Schießen jedesmal traf. Und Chow Yun-fat schoß in seinen Streifen nicht gerade selten!
    Für das Kompliment küßte sie mich zum Abschied. Ein paar Zentimeter unter das linke Ohr. Da, wo die Gangster im Kino immer die Pistolenmündung aufsetzen, wenn sie jemanden hautnah bedrohen.
    Â»Das Reisebüro Blue Moon, ich habe das Vergnügen, Sie mit Mister Hsu zu verbinden!« Die Stimme der Dame kam wie Honig aus meinem Handy. Eigentlich hätte ich ihr gern gesagt: »Genießen Sie das Vergnügen!«, oder ob sie die Chance für eine freie Stunde sähe, in der ich mich für ihren Dienst an mir dankbar erweisen könnte, aber kaum hatte ich damit angesetzt, da war schon die Stimme Eugene Hsus in der Leitung: »Hallo, Lim Tok, Sie alter Frauenschänder, ich darf Sie aufmerksam machen, der Gatte der Dame führt in Tsuen Wan eine Karate-Schule. Also – wenn Ihnen der vornehm amerikanische Schnitt Ihrer Nase wertvoll sein sollte ...«
    Â»Danke«, sagte ich. »Eine Freude, Sie zu hören! Wie geht es der Familie?«
    Â»Sehr gut, danke«, spielte er das alte Spiel mit. »Sie werden entschuldigen, daß ich nicht ausführlicher werde – ich bin mit meiner Zeit ein bißchen knapp. Deshalb nur ganz schnell die höfliche Nachfrage, ob mit Ihrer Dschunke und der jungen Dame, die ich die Ehre hatte, einmal kennenzulernen, noch alles in Ordnung ist ...?«
    Â»Alles o.k.« Das war die übliche Höflichkeitsprozedur. Ich ersparte ihm Zeit, indem ich hinzufügte, ihm zuvorkommend: »Auch das Hibiskus läuft immer noch gut, und meine Frau Mutter ist wohlauf! Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Sie fragten mich letztens nach Ihrem alten Freund Djang Hsün, den Sie lange nicht sahen. Ich habe mich bei dem Veteranenclub erkundigt, dem er seit längerer Zeit angehört. Wenn Sie daran interessiert sind, ihn zu treffen – er wird heute mittag im Her Thai zusammen mit einem noch wenig bekannten Operndarsteller essen. Vielleicht möchten Sie sich anschließen – kennen Sie das Her Thai?«
    Â»Nur von außen.«
    Â»Ich empfehle Ihnen die Krebse und Garnelen, die dort serviert werden. Erste Wahl!«
    Â»Und ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet«, ließ ich ihn wissen, fragte aber vorsichtshalber: »Was ich gern wüßte – mein alter Freund, arbeitet er unter Vertrag, oder ist er frei tätig?«
    Â»Arbeitet auf eigene Rechnung«, gab Eugene Hsu zurück, was soviel hieß, daß die 314 nichts mit dem zu tun hatte, was er für den Herrn Operndarsteller erledigte. Der Operndarsteller! Kein Zweifel, es handelte sich um Keng Do-lin! Es gab plötzlich Licht in der Sache, die mir seit dem Auftrag Ai Wus, gegen Unbekannt zu ermitteln, Kopfzerbrechen bereitete.
    Eugene Hsu bemerkte noch leidenschaftslos: »Ich glaube, ich muß erwähnen, daß die Herren Arbeitgeber von der Nebenbeschäftigung Ihres alten Freundes nicht viel halten. Sie billigen das nicht. Vielleicht gibt es eine Chance, ihn darauf aufmerksam zu machen ...«
    Â»Danke!« sagte ich nochmals.
    Er verabschiedete sich: »War mir eine Freude, Ihnen einen Dienst leisten zu können! Ich baue darauf, daß wir uns bald wieder einmal sehen. Und – übrigens: von der Terrasse des Her Thai hat man einen hervorragenden Blick über den Hafen!«
    Dann knackte es in meinem Handy. Eugene Hsu hatte mir einen Gefallen erwiesen, den ich schätzte. Und er hatte mir zu verstehen gegeben, daß jenes Mitglied der 314, das offenbar Keng Do-lin privat zu Diensten war, dies nicht im Auftrag und mit Wissen der Triade tat. Das hieß, ich konnte mit ihm verfahren, wie ich

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