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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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rief: »Mein Drehplan!«
    Wenig später hatte sie den Tag gefunden. Ich verglich das Datum mit dem, das mir Wei Wen-tang genannt hatte, als den Tag, an dem Miß Yang Mou sozusagen ausgerastet war. Die Daten waren identisch.
    Blieb die Frage, wer hatte für den Abend dieses Tages Ai Wu zu der Aufführung des Shanghaier Ensembles eingeladen, in dem Yang Mou spielte? Bessie Young, als die Ai Wu sie aus Shanghai noch kannte ...
    Â»Das weiß ich nicht«, bekannte Linda Logan. Wir erinnerten uns an den Tee und tranken schweigend. Ich war an diesem Tag ein riesiges Stück vorwärts gekommen. Das Bild rundete sich. Keng Do-lin würde mir einige Fragen zu beantworten haben. Vor allem aber Ai Wu.
    Als ich den erwähnte, schlug sich Linda Logan plötzlich an die Stirn und schalt sich mit wenig damenhaften Ausdrücken eine vergeßliche alte Tante. Ich verhielt mich still und beschäftigte mich mit meinem Tee. Bis die Aktrice das Chaos der herumliegenden Damenutensilien noch um einiges vergrößert hatte und mir einen Briefumschlag hinhielt: »Hat mir doch Ai Wu für Sie gegeben!«
    Â»Wo ist er eigentlich nach der Entführung untergebracht worden?« wollte ich wissen.
    Â»Der Polizist, den ich fragte, sagte mir, im Tung Hua Hospital. Bewacht, natürlich.«
    Der Umschlag enthielt einen weiteren großzügigen Scheck für meine Bemühungen. Ich hatte mir immer wieder in den letzten Tagen Gedanken darüber gemacht, warum mich Ai Wu eigentlich engagiert hatte, wenn er mir doch über die Sache, in der er bis zum Hals steckte, nicht die ganze Wahrheit sagte. Wahrscheinlich, so tippte ich, hatte er darauf spekuliert, daß es die Leute, die ihm zusetzten, abschrecken würde, wenn sie erfuhren, daß ein Ermittler auf sie angesetzt war. Ob er sich da nicht irrte? Man konnte es nach dem, was geschehen war, wohl bezweifeln.
    Das Tung Hua. Es würde meine nächste Station sein. Zentral gelegen, war es bequem zu erreichen. Ich sah auf die Uhr. Der Tag ging zu Ende. Möglicherweise hatte das Tung Hua strenge Besuchsregeln, und es war vielleicht besser, einen Besuch bis morgen aufzuschieben. Zumal Ai Wu gewiß immer noch unter Schädelschmerzen litt und man ihm deswegen Schlafmittel verabreicht hatte.
    Ich würde Pipi vom Tagdienst im Excelsior abholen und mit nach Hause nehmen. Ausschlafen. Besuch bei Ai Wu stand für morgen auf dem Plan.
    Vorsichtshalber fingerte ich mein Handy aus der Tasche, während Linda Logan sich damit beschäftigte, ihre Habseligkeiten wieder in den verschiedenen Koffern zu verstauen.
    Der Chef der Kidnapping Sektion meldete sich, nachdem ich seiner Vorzimmerdame gesagt hatte, ich sei Jackie Chan, was sie mir auch tatsächlich glaubte, besonders weil ich anfügte, ich riefe wegen meines geschätzten Kollegen Ai Wu an.
    Â»Hallo«, stellte ich mich vor, »Lim Tok. Es ist vertraulich, deswegen der illustre Name! Kann ich morgen früh unseren Pechvogel besuchen?«
    Er gab seelenruhig zurück: »Wenn Sie ihn finden, ja. Geben Sie mir dann Nachricht, wo er steckt, bitte!«
    Langsam wurde mir dieses Geschäft unheimlich. »Sie wissen nicht, wo er steckt?«
    Â»Nein.«
    Â»Heißt das, es ist in diesem Hospital wieder etwas passiert?«
    Â»Ja.«
    Â»Wieder gekidnappt?«
    Â»Weiß ich nicht«, gab der Mann einsilbig zurück. »Sieht einerseits so aus, andererseits auch nicht.«
    Â»Wollen Sie damit vielleicht andeuten, er ist allein und auf eigenen Entschluß kurz mal nach Pago-Pago gereist? Einfach so? Mit dem Schädel, den er seit der Kur unter dem städtischen Gärtnereiwasserhahn hat?«
    Â»Sie sehen das einigermaßen richtig, Mister Lim Tok.«
    Â»Und der Bewacher?«
    Pause. Dann: »Es ist eigentlich nicht meine Aufgabe, Ihnen das zu erläutern, aber der Herr ist während einer medizinischen Behandlung entwichen, bei der unser Posten nicht zugegen war. Ob andere Personen daran beteiligt waren, ist noch ungeklärt. Ich wünsche einen guten Abend!«
    Während ich mir Gedanken über den Spaßvogel von der Kidnapping Sektion machte, den das erneute Verschwinden von Ai Wu anscheinend gar nicht so sehr beunruhigte, aber auch über Ai Wu selbst, der vielleicht durch die Tortur unter dem Wasserhahn ernstliche Schwierigkeiten mit dem Kopf hatte, erkundigte sich Linda Logan: »Schlechte Nachrichten?«
    Wozu sie noch mit dieser Sache belasten? Ich

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