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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Mutter prinzipienfest gewesen: mit Gräten im Hals ist nicht zu spaßen ...!
    Â»Mister, eh ...« Es war der Fotograf. Er legte mir das Foto auf den Tisch. So groß wie zwei Postkarten. Farbig. Herausvergrößert die beiden Köpfe und ein bißchen von ihrem Tisch. Der Knipser war stolz auf seine Leistung, und als ich ihn lobte, holte er wie ein echter Spaßvogel hinter dem Rücken noch die Aufnahme hervor, die er von mir gemacht hatte. Ebenfalls gelungen!
    In Anbetracht des Schecks, den mir gestern Miß Logan im Auftrag meines Klienten übergeben hatte, spendete ich ihm noch ein sonniges Trinkgeld. Pipi würde sich über das Bild freuen, ich sah nach vielen untauglichen Versuchen, die anderswo gemacht worden waren, darauf einmal nicht so aus als fiele es mir schwer, die Lider offenzuhalten.
    Mit Bedacht paßte ich den Augenblick ab, als Keng Do-lin der Kellnerin signalisierte, er wolle zahlen.
    Als ich an den Tisch der beiden trat, war der Blick, mit dem Keng Do-lin mich musterte, unsicher. Es fehlte ihm die demonstrative Ruhe und Gelassenheit, die er etwa bei unserem ersten Gespräch während der Probe ausgestrahlt hatte. Er sagte überrascht: »Oh, Mister ...«
    Â»Lim Tok«, half ich ihm. »Auch einmal die Delikatessen der Bangkoker Küche probieren?«
    Er wirkte zerfahren, als er auf seinen Begleiter deutete und ihn vorstellte: »Mister Djang Hsün ...«
    Ich sagte, mich nur mäßig interessiert stellend: »Ah, angenehm!«
    Wandte mich aber gleich wieder an Deng: »Ich habe nur schnell etwas gegessen, weil das Lokal gerade auf meinem Weg lag. Arbeit bis über die Ohren, sozusagen ...«
    Er zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. Der routinierte Schauspieler erholte sich allmählich von dem Schrecken.
    Ich hob meinen Plastebeutel in sein Blickfeld: »Das habe ich zum Labor zu bringen ... morgen zwar erst, aber ich habe eine Menge anderer Dinge zu erledigen. Zum Beispiel einen Klienten zu suchen, der verschwunden ist ... und in einer Klinik ist auch noch etwas zu erledigen ... ich hoffe, ich kann wenigstens den Abend mit meiner Freundin verbringen ...!«
    Der angeblich Djang Hsün hieß, sagte nichts, beäugte aber mißtrauisch die Plastetüte, was mir nicht entging. Und Keng Do-lin gab sich Mühe, beiläufig zu erscheinen, als er sagte: »So viel zu tun! Ist es ein Kriminalfall, den Sie bearbeiten?«
    Ich bestätigte das sogleich: »Ja, ja. Fall von Kidnapping. Ziemlich berühmter Mann. Kam aus der Showbranche ...«
    Dabei hob ich den Plastebeutel leicht an und ließ ihn den weißen Kittel darin sehen: »Da sind auf dem Kragen Haare. Der Mann, der ihn getragen hat, ist der Täter. Wir werden ihn durch die Haare überführen können. Morgen kommt das Ding ins Labor. Man glaubt nicht, was die Wissenschaft heute schon alles möglich macht ...«
    Der Djang Hsün Genannte hüstelte leicht. Keng erkundigte sich unsicher: »Ein Kidnapping? Mit Lösegeld?«
    Ich gab leichthin zurück: »Ach, an dem Fall bin ich schon eine ganze Weile. Geld war eigentlich noch nicht drin, aber von Brandstiftung über Körperverletzung bis Kidnapping alles! Nein, kein Lösegeld, bisher jedenfalls ...«
    Und dann hatte ich es kalkuliert eilig. Hielt den beiden die Hand hin und spielte den beschäftigten Privatdetektiv: »Muß mich beeilen, ich bleibe sonst nicht in der Zeit ...«
    Den Plastikbeutel schwingend, machte ich mich davon. Daß sich darin neben dem weißen Kittel noch das Foto Kengs und des Herrn Djang Hsün befand, konnte keiner der beiden auch nur ahnen. Ich hatte sie gezielt provoziert. Nun konnten sie meinetwegen ratlos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder einen Plan machen, mich zu überfallen, sie hatten die Wahl!
    Ich faltete, wie es vornehme Thais tun, höflich, wenngleich durch die hinderliche Plastetüte nicht so sehr stilecht die Hände vor der Brust zum Gruß, als sich der Türsteher mit der gleichen Geste von mir verabschiedete.
    In meinem Toyota wartete ich eine Weile und beobachtete den Eingang des Her Thai. Sie kamen schließlich beide heraus, gestikulierend, kopfschüttelnd. Gingen zu einem Mietwagen koreanischen Billigtyps und fuhren ab. Einfach so.
    Der Anruf auf dem Handy kam mir ungelegen, ich trat gerade unerhört auf den Gashebel, um beim letzten Grünschimmer noch über die Kreuzung an der Peking Road zu kommen. Beinahe

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