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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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verdienen – war es Selbstmord? Sprang er, weil er mit dem Leben nicht mehr fertig wurde? Oder wegen der Schmerzen, die er vielleicht noch hatte?«
    Bobby machte mich gelassen aufmerksam: »Man möchte es nicht für möglich halten, daß du unser Handwerk selbst mal ausgeübt hast! Wir wissen überhaupt noch nicht, ob er freiwillig gesprungen ist oder Godzilla ihn gestoßen hat.«
    Â»Keine Abschiedsnotiz?«
    Kopfschütteln. Dann griff Bobby zu seinem Handy, tippte etwas ein und fragte: »Hast du den Filmmann?«
    Er hörte zu, dann, als er das Gespräch beendet hatte, forderte er mich auf: »Sie sind noch in Tsim Sha Tsui, wir schaffen es ...« Er lotste mich zu meinem Wagen und dirigierte mich auf dem Weg, den ich gekommen war, ein Stück zurück, bis wir auf der Straße waren, die in die Hügel über dem Reservoir führte.
    Oben, auf dem Kamm des Needley, zeigte er auf eine Aussichtsplattform, die mit einem brusthohen Geländer gesichert war. Dahinter fiel das Gelände steil ab. Wir konnten die Stelle sehen, an der Ai Wu aufgeprallt war.
    Â»Du traust der Sache nicht?«
    Bobby schüttelte den Kopf. Machte mich auf ein paar dunkle Abdrücke von Gummisohlen auf der Kante des weiß gestrichenen Geländers aufmerksam: »Wir haben die Abdrücke schon fotografiert. Versuch mal, da hinaufzusteigen!«
    Ich versuchte es nicht. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder man wurde von hinten durch einen Helfer festgehalten, wodurch man bei aller Angst doch gegen das Hinunterfallen gesichert war. Oder man riskierte es allein. Wie ich es beurteilte, würde das damit enden, daß man Übergewicht nach vorn bekam und da unten landete, wo jetzt die Überreste Ai Wus lagen.
    Als ich mich mit der Vermutung an Bobby wandte, stimmte der mir nur bedingt zu: »Ein sogenannter Helfer kann dich natürlich auch nach vorn stoßen.«
    Er hatte recht. Es konnte genau so abgelaufen sein. Als geplanter Mord.
    Â»Wir haben die Aussage eines Kneipenwirts unten in Tai Wai«, eröffnete er mir. »Gestern abend, zu später Zeit, hielt ein Auto bei seiner Kneipe, und jemand holte sich Zigaretten. Der Wirt blickte aus dem Fenster. In dem Auto gab es noch zwei weitere Leute.«
    Â»Ai Wu war Nichtraucher!«
    Â»Eben. Aber wir fanden hier oben eine Kippe der Marke, die in der Kneipe in Tai Wai gekauft worden war. »
    Â»Können wir diesen Kneipenwirt besuchen?«
    Â»Was willst du von ihm?«
    Ich überlegte nicht lange. Zeigte Bobby die Aufnahme, die der Fotograf des Her Thai für mich gemacht hatte: »Kennst du einen davon?«
    Seine Augen verengten sich. Er murmelte: »Wir haben den einen, irgendwo. Aber den Namen ... Wer ist der andere?«
    Ich klärte ihn auf. Und dann sagte ich: »Der, mit dem er sich im Her Thai traf, heißt, wenn es kein Deckname ist, Djang Hsün. Schon mal gehört?«
    Plötzlich grinste er über das ganze Gesicht. »Gehört? Gedruckt habe ich den gesehen! Alles klar. Gehört zur 314. Vollstrecker.«
    Â»Ich habe«, verriet ich ihm, »aus absolut sicherer Quelle erfahren, daß er gegenwärtig nicht für die 314 arbeitet, sondern auf eigene Rechnung.«
    Â»Das riskiert er?«
    Â»Ja.« Dann schilderte ich ihm so knapp wie möglich, wer der andere Mann auf dem Foto war, Keng Do-lin, und ich umriß für ihn die Geschichte, die ich in Shanghai erfahren hatte. Er hörte mir schweigend zu. Als ich Schluß machte, gestand er mir: »Eigentlich möchte ich dich verprügeln, weil du uns das nicht früher gesagt hast. Aber es war natürlich deine Sache, darüber zu reden oder nicht. Egal, Toko, du hilfst uns auch jetzt noch damit ...«
    Um eine Rührszene zu vermeiden, erkundigte ich mich: »Erreichen wir den Kneipenwirt? Wir können die Sache jetzt aufklären, wenn er Djang Hsün wiedererkennt. Oder Keng Do-lin ...«
    Bis Tai Wai sprachen wir kaum noch. Es war alles gesagt. Jetzt nahm uns die Spannung die Worte. Auf einmal waren Bobby und ich wieder ein Team wie vor vielen Jahren, als Beamte ihrer Majestät. Ich gab mir Mühe, nicht darüber zu lächeln, und als Bobby die Luft in meinem Toyota mit einer neuen Bastos verpestete, vermied ich sogar eine kritische Bemerkung. Es war ohnehin nicht weit bis in den Ort.
    Der Wirt war ein kleiner, glatzköpfiger Ausschenker, den die Touristen wohlhabend gemacht hatten. Er mußte wohl zu den

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