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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Jesus-Freaks gehören, denn überall, wo in den anderen Kneipen Buddha in Bronze, Porzellan oder Kamelknochen herumstand, hingen in seiner Kneipe Kreuze. Aber er war ein fixer Bursche.
    Â»Das war er!« sagte er sofort und tippte auf Djang Hsün. »Marlboro wollte er. Den anderen kenne ich nicht.«
    Bobby und ich sahen uns an, dann dankten wir ihm, nachdem er uns zugesagt hatte, selbstverständlich jederzeit amtlich zu Protokoll zu geben, wann der Mann bei ihm Marlboro gekauft hatte.
    Draußen zeigte ich Bobby den weißen Arztkittel und erklärte ihm, was es damit auf sich hatte. Erst als Bobby mich darauf aufmerksam machte, entdeckte ich, daß in der oberen Tasche ein Stetoskop steckte. Bobby warnte mich: »Nicht anfassen! Vielleicht hat er ja seine Finger dran gehabt. Wir haben ihn in der Kartei. Tut mir leid, aber das Ding samt Mantel muß ich als Beweismaterial beschlagnahmen. Jetzt haben wir es nämlich mit einem Toten zu tun ...«
    Â»Was du nicht sagst!« zog ich ihn auf, während ich den Toyota zurück zum Fundort Ai Wus lenkte. »Du kannst beides gern haben. Nur – er weiß, daß ich den Kittel habe. Was mache ich, wenn er mich besucht und ihn haben will?«
    Â»Schießen«, gab Bobby trocken zurück. »Es sei denn, du willst da unten auf dem Beton landen, wie der Schauspieler.«
    Es war John Lee, den sie von der Filmgesellschaft geholt hatten, um Ai Wu ebenfalls zu identifizieren. Als wir an der Stelle ankamen, rannte er wie ein aufgescheuchtes Huhn immer wieder um den Leichnam herum und jammerte. Schließlich legte er den Kopf an die Seitenwand eines Transportfahrzeuges und weinte. Zeterte dabei, daß nun seine Arbeit an dem Film, in dem Ai Wu mitgewirkt hatte, wertlos sei. Man hätte schließlich nicht einmal die Hälfte der Story im Kasten gehabt. Die immensen Ausgaben ... Ob das Studio die ganze Sache nicht sogar absetzen würde ... Die verschwendete Mühe ...
    Bobby machte dem Theater ein Ende, indem er den Transporteuren einen Wink gab, worauf die die Leiche Ai Wus in den dunklen Wagen schoben, der sie zur Polizeipathologie bringen würde.
    Wenig später saß er bereits in seinem Wagen und hatte das Funktelefon am Ohr. Ich hörte ihn den Namen Djang Hsüns durchsagen. Dann wartete er, und zuletzt notierte er sich die durchgegebene Wohnadresse, die vermutlich wie bei jedem dieser Triadenleute wertlos war. Ich schrieb sie mir trotzdem ab. Indessen riet Bobby mir: »Halt dich da raus. Wir erledigen das. Dein Auftraggeber ist sowieso abgesurft, also ...«
    Ich wollte ihm sagen, daß ich guten Grund hatte, anzunehmen, Djang Hsün sei längst hinter mir her. Doch bevor ich dazu kam, mußte ich nach meinem jaulenden Handy greifen. Bobby sah mir vermutlich an meinem verdutzten Gesicht an, daß etwas nicht stimmte, und deshalb blieb er abwartend sitzen, startete das Auto noch nicht.
    Aus Aberdeen rief der Bewährungshelfer Wu an, mit dem ich mir ein Büro teilte. Und er hielt sich an eine Abmachung, die wir vor langer Zeit schon einmal für alle Fälle getroffen hatten. Er benutzte einen einfachen Code, um mir anzudeuten, daß alles, was er sagte, unter Druck geschah: Er entschuldigte sich zu Beginn für den Anruf und die damit verbundene Störung, wobei er den Ausdruck »lieber Mitbewohner meines Büros« verwendete.
    Für den Fall, daß der Mann, der Wu unter Druck hatte, mithörte, erkundigte ich mich betont unbefangen, was ich denn tun könnte, um Glück zu stiften. Auch ein Teil unseres Codes, er bedeutete, daß ich seine Lage verstanden hatte.
    Prompt forderte Wu mich nun auf, unbedingt im Büro zu erscheinen, bevor ich auf meine Dschunke fuhr. Es läge eine wichtige Anfrage der Finanzbehörde vor, die sei so schnell wie möglich zu erledigen, damit es keinen Ärger gäbe.
    Ich spielte mit: »Wird halb so schlimm sein! Aber ich komme vorbei. Wird zwei Stunden dauern. Länger vielleicht, wegen des Spätverkehrs ... Bis dann, lieber Wu! Dank für die Nachricht!«
    Klarer Fall, Djang Hsün wartete auf mich. Wollte den weißen Kittel. Meine Provokation hatte gewirkt.
    Bobby schmunzelte: »Hast du deinen Spucker bei dir?«
    Hatte ich nicht. Zwar besaß ich ein lizensiertes Eisen Marke Chiefs Special, einen .41er Magnum, der verschoß das Kaliber 10,4, mit dem man zur Not einen Elefanten hätte töten können. Vorausgesetzt man traf ihn. Aber

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