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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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darüber mit ihm sprechen müssen – wußtest du, daß seine Eltern diese kleine Schauspielerin adoptiert hatten? Deine Informantin ... wie war doch gleich ihr Name?«
    Â»Wei Wen-tang?«
    Â»Ja, die. Wie du siehst, haben wir auch ein paar Beziehungen nach Shanghai.«
    Â»Sie hat mit dem Fall, für den ich von Ai Wu engagiert war, nichts zu tun.«
    Â»Außer daß sie deine Informantin war!«
    Â»Stört dich das, weil du keinen vernünftigen Informanten hattest?«
    Â»Ich habe keinen gebraucht. Ich bin nicht für Brandschäden oder Kidnapping zuständig. Und nach dem Mord hatte ich dich!«
    Â»Du gehst mir auf die inneren Organe, Bobby! Willst du mit dem Mädchen anbändeln? Soll ich dir dabei helfen?«
    Er kicherte. »Nein, du Idiot. Ich hatte dich immer für einen Mann gehalten, der eine angefangene Arbeit zu Ende führt, statt sie halbfertig hinzuschmeißen, nur weil der Auftraggeber ja bezahlt hat. Bleib auf deiner Dschunke, meinetwegen. Lies übermorgen in der Zeitung, was da heute abend abläuft ...«
    Etwas in seinem Ton machte mich stutzig. Neugierig. Ehe ich mir klar wurde, was es sein könnte, und ehe Bobby das Gespräch beenden konnte, rief ich: »Halt! Was läuft da ab?«
    Â»Vergiß es!« Aber das klang schon etwas versöhnlicher.
    Â»Wann fährst du da hin?« Ich sollte doch wenigstens herauszufinden versuchen, was er mit seinen Andeutungen meinte.
    Ich konnte mir vorstellen, daß Bobby jetzt innerlich laut lachte, aber das war mir egal. Es mußte ja einen Grund geben, daß er mich dabeihaben wollte.
    Â»Sei um fünf an der Fähre ...« Damit legte er einfach auf, ohne meine Zustimmung abzuwarten. Bobby kannte mich lange genug, um die nicht zu brauchen, er wußte, ich würde kommen.
    Ein bißchen naiv kam mir die Frage schon vor, die ich ihm stellte, als wir an der Reling der Fähre standen und Kowloons vom Abendlicht vergoldeter Küste entgegenblickten. Was er denn bei den Opernleuten überhaupt noch wolle, der Mörder sei doch gefaßt, oder?
    Er blies seelenruhig Tabakrauch in die Luft, tippte dann auf seine Brusttasche und eröffnete mir: »Keng Do-lin festnehmen. Haftbefehl. Anstiftung zum Tötungsvergehen. Mittäterschaft ...«
    Eigenartig, es überraschte mich nicht mehr sonderlich. Es hatte in der Luft gelegen, und meine Frage war in der Tat naiv gewesen. Selbstverständlich hatte der Vollzugsmann der 314 weder für die Triade gearbeitet noch aus eigenem Antrieb. Hintermann Keng Do-lin.
    Â»Ãœbrigens«, eröffnete mir Bobby, »wir haben ein paar Untersuchungsergebnisse. Ai Wu hatte außer den Schmerzen, die von den Wassertropfen herrührten, noch andere. Er war auf den Kopf geschlagen worden. Blutgerinnsel. Muß ihn schwer gequält haben ...«
    Â»Dann könnte er dort oben auf der Aussichtsplattform so von Schmerzen zermürbt gewesen sein, daß er wirklich die erstbeste Chance nutzte, freiwillig in den Tod zu springen ...«
    Â»Das sagt Djang Hsün aus. Bisher.«
    Â»Aber du glaubst das nicht?«
    Er bewegte die Schultern. »Wozu sollten sie ihn da hinaufgeschafft haben, wenn nicht, um ihn über die Brüstung zu katapultieren?«
    Â»Um ihn wieder einmal Angst leiden zu lassen!«
    Â»Das sagt Djang Hsün ebenfalls aus.« Es klang ironisch. »Vergiß nicht, diese Leute wußten inzwischen, daß nicht nur du ihnen auf der Spur warst!«
    Das stimmte. »Und jetzt willst du von Keng Do-lin erfahren, wie es wirklich war?«
    Â»Und warum!«
    Natürlich. Ich hatte dieses »Warum« nur am Rande gestreift. Für mich war die Sache so einfach gewesen: Brandstiftung, Körperverletzung, zuletzt Tod. Womit die Karte an die Polizei ging. Aber was sich dahinter verbarg, davon hatte ich trotz meiner Recherchen in Shanghai und trotz der Entdeckung, daß es sich bei der in der Nervenklinik liegenden Schauspielerin um die von meinem Auftraggeber Ai Wu so schäbig verratene Freundin Yang Mou handelte, recht wenig aufgedeckt. Nur ein ziemlich lückenhaftes Bild. Es war eine verworrene Geschichte, ja. Und ich hatte mich darauf beschränkt, nichts weiter zu tun als das, wofür mich der schweigsame Auftraggeber Ai Wu bezahlte.
    Â»Ja, das Warum habe ich ziemlich unterschlagen«, gestand ich Bobby ein.
    Er bewegte die Schultern, als wolle er sagen, macht ja nichts, kann man nachholen. Und dann vertraute

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