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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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ich meine ... auch bei Fällen von hartnäckiger Verstopfung gibt es gute Ergebnisse, oder bei Erektionsproblemen, da ist es sogar mehr als nur wirksam, es beugt der Rückkehr solcher Gebrechen vor, und es ist im Preis übrigens nicht etwa zu vergleichen mit den Kosten einer einzigen Sitzung beim Akupunkteur ... Hallo, Mister Lim Tok, ich begrüße Sie! Auch ein dankbarer Kunde von mir, er würde nie auf das Amulett verzichten, selbst seine Freundin hat mir ihre ewige Dankbarkeit versichert, weil die Liebe wieder Spaß macht ... Ach, die Liebe, da fällt mir ein, wenn Sie Schwierigkeiten haben, mit einer Dame bekannt zu werden – auch hier hilft mein Amulett, Sie müssen es nur ganz fest mit der linken Hand umschließen, mit der, die vom Herzen kommt, und dann die Dame mit einem Lächeln anblicken, Sie werden sehen, sie wendet sich Ihnen zu! Das ist der Moment, da müssen Sie ihr einen Gruß zurufen ... das Amulett immer fest mit der Hand umschlossen ...«
    So ging das ohne Atempause. Der Japaner kam nicht zu Wort, bis ihm Lum auch noch erklärt hatte, das graubraune Steinding, an dem eine Lederschlaufe baumelte, stamme vom Grab eines der berühmtesten Hofmediziner der Shang-Dynastie, die es im Tal des Hoangho gegeben habe, etwa zweitausend Jahre bevor im vorderen Orient ein Baby namens Jesus zur Welt kam. Er vergaß auch nicht zu erwähnen, daß das Amulett bedeutend wirksamer wäre als etwa die aus der gleichen historischen Periode stammenden Tigerknochen oder die Schildkrötenpanzer. Die einen wirkten nur bei Jägern, die anderen bei Fischern.
    Ich hatte stets meinen Spaß, wenn ich Lum traf. Auch jetzt wieder. Dem Japaner, der völlig verwirrt dem Redeschwall zu folgen versuchte, der auf ihn niederprasselte, versicherte ich todernst: »Sie können kein Souvenir von größerem Wert aus Hongkong mit nach Hause nehmen, Sir, ich bezeuge gern die unübertreffliche Wirkung ...«
    Er hatte das Geld schon in der Hand. Lum wickelte das Stückchen Gestein in ein nicht mehr ganz blütenweißes Blatt Papier und verbeugte sich hocherfreut über seinen Bauchladen hinweg, als der Tourist generös auf das Wechselgeld verzichtete.
    Ich ließ ihn mit dem soeben erworbenen Schatz abziehen, bevor ich Lum ermahnte, ein Auge auf Pipi zu haben, meine Freundin: »Sie muß bald hier erscheinen. Schick sie in die Nachtigall , bevor sie allein zu meiner Dschunke fährt. Ich habe in der Vogelkneipe eine Besprechung ...«
    Er sicherte mir zu, sie werde nicht an ihm vorbeikommen. Gerade wollte er, über meine Schulter schielend, seine Litanei von vorn beginnen, als hinter mir die Stimme Jerome Blondels sagte: »Ach nein, bitte nicht, ich bin vom Fach! Meine Familie stammt mütterlicherseits direkt von der Linie der Tang ab, die mit solchen Amuletten noch Feuer schlugen, um ihre Affenhoden zu braten, wenn die Zeiger ihrer Funkuhren sich auf Mittag zu bewegten ...«
    Wir schüttelten uns die Hände, während Lum verärgert knurrte: »Hauen Sie ab, Mister, Sie schädigen mein Geschäft!«
    Â»Ein Goldjunge!« lachte Blondel, als wir uns eine Nische gesucht hatten, in der das Vogelgezwitscher aus den Dutzenden von Käfigen, die über den Tischen hingen, unsere Unterhaltung nicht stören würde.
    Die minderjährige Kellnerin, von der Eingeweihte wußten, daß sie aus dem Mutterland hierher emigriert war, als Kind noch, lange bevor wir unseren Kolonialstatus gegen den einer »wirtschaftlichen Sonderzone« eintauschten, brachte uns Ingwertee, der um diese Tageszeit sehr erfrischend wirkte. Ich nahm das langgezogene »Aaah!« Blondels nach dem ersten Schluck zum Anlaß, ihn anzubohren: »Und einem so lieben Bengel, ähnlich wie dieser Lum einer ist, machen Sie Schwierigkeiten wegen eines kaputten Computers?«
    Er stutzte. Doch dann begriff er, worauf ich anspielte. Lachte vergnügt. Erkundigte sich: »Sie wissen davon?«
    Ich sagte ihm, daß ich den Onkel des Jungen kenne. Das beeindruckte ihn nicht sonderlich. Aber er wollte wissen: »Können Sie ein Geheimnis bewahren?«
    Nachdem ich das versichert hatte, vertraute er mir grinsend an: »Der kleine Lauser macht das Geschäft seines Lebens während des Vierteljahres Jugendkolonie. Er ist bei mir im Vertrag.«
    Â»Wie das?«
    Â»Nun ja, das Geheimnis: Ich wollte schon lange mal in diese Kolonie hineinlangen, aber es klappte nicht. Dort

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